Januar bis März 2025

Tigerhai
Bis auf die Knochen – und Knorpel


Das Präparat

Das Objekt ist der Schädel eines ca. 3,9 Meter langen männlichen Tigerhais (Galeocerdo cuvier). Nicht nur der stark kalkhaltige Kiefer ist erhalten, sondern auch die rein aus Knorpel bestehenden Teile des Schädels. So auch die Schädelkapsel, die auch das Gehirn umschließt. Besonders bemerkenswert sind die Augenbecher: Bei Haien enthält die Lederhaut des Auges, also die Schicht zwischen äußerer Hornhaut und innerer Netzhaut, viel Knorpel, der bei der hier angewandten Präparationsmethode erhalten bleibt. Neben den Knorpelstrukturen sind auch andere Details, wie das Revolvergebiss zu entdecken.

Der Schädel wurde in Australien von Simon De Marchi von der Firma Elasmo Morph präpariert.

 

Knorpelfische

Es gibt über 1200 Arten Knorpelfische, was etwa 4% des Gesamtanteils aller heute lebenden Fischarten ausmacht [1]. Neben den Haien gehören auch die Seekatzen und Rochen zu den Knorpelfischen. Wie der Name schon sagt, besteht das (Endo-)Skelett der Knorpelfische aus Knorpelgewebe. Dies kann verkalken und somit teilweise sehr fest werden [1,2]. Das knorpelige Skelett besteht aus Schädel, Kiemenkorb, Wirbelsäule, Gürtel- und Extremitätenelementen [1]. Nur in den Plakoidschuppen, den schuppenartigen Hautzähnchen, befindet sich Knochengewebe [1,2]. Die Plakoidschuppen sind bei Haien über die ganze Haut verteilt und bilden bei ihnen ein geschlossenes Exoskelett. 

 

Haischädel

Der Schädel des Hais umschließt das Gehirn [2]. Er besteht aus mehreren strukturellen Bereichen, wie das Rostrum (Schnauze), paarige Nasenkapseln, Hirnkapsel, Augenhöhlen, Ohrkapseln und dem Kiefer [1]. Im Kiefer befindet sich das Revolvergebiss. Hier befinden sind die Zähne in mehreren Reihen. Nur die vordersten Zähne werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt genutzt. Ausgefallene Zähne können durch einen Zahn aus der zweiten Reihe ersetzt werden [1].

In unserer Dauerausstellung „Form und Funktion – Vorbild Natur“ ist ein Revolvergebiss eines Bronzehais zu sehen.

 

Tigerhaie (Galeocerdo cuvier)

Tigerhaie sind Bewohner der tropischen und gemäßigten Meere. Die Tiere können bis zu 50 Jahre alt und 4,5 Meter (selten bist 5,5m) lang werden [3]. Die Färbung des Rückens ist dunkelgrau bis graubraun mit senkrechten dunklen Streifen. Diese verblassen mit zunehmendem Alter. Die abgerundete Schnauze (Rostrum) des Tigerhais ist recht kurz und breit. Die sich im Gebiss befindenden Zähne sind groß, grob gezackt, mit tief eingekerbten Außenkanten und schräg nach außen gerichteten Spitzen. Gewöhnlich sind Tigerhaie in Oberflächennähe oder aber auch bis zu einer Tiefe von 140 Metern zu finden. Sie halten sich in der Nähe von Kontinental- und Inselschelfen, Flussmündungen, Häfen oder Lagunen auf. Gelegentlich schwimmen Tigerhaie auch mal in das offene Meer. Die Art ist nachtaktiv und ernährt sich von einem breiten Nahrungsspektrum, wie z.B. von anderen Haien, Meeressäugern, Schildkröten, Seevögeln und Krebstieren. Verwendet werden Tigerhaie vom Menschen für ihr Fleisch, Leberöl, Kiefer und Fischmehl [4]. Tigerhaie werden von der IUCN, der Internationale Union zur Bewahrung der Natur, als potenziell gefährdet eingestuft [5].

 

[1] Westheide, W. und Rieger, G. (Hrsg.) (2015). Spezielle Zoologie Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, S. 202-213. DOI 10.1007/978-3-642-55436-0_14, 

[2] Storch, V. und Welsch, U. (2014). Kükenthal Zoologisches Praktikum. Springer Spektrum, 27. Auflage, S. 340-343.

[3] Meyer, C.G., O’Malley, J.M. Papastamatiou, Y.P., Dale, J.J., Hutchinson. M.R., Anderson, J.M., Royer, M.A. und Holland, K.N. (2014). Growth and Maximum Size of Tiger Sharks (Galeocerdo cuvier) in Hawaii. PLOS ONE 9 (1).

[4] Fishbase:  https://fishbase.de/summary/SpeciesSummary.php?ID=886&AT=Tiger+Shark am 13.11.2024

[5] IUCN Red List of Threatened Species: https://www.iucnredlist.org/ja/species/39378/2913541 am 02.12.2024