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Das Riesenseeohr aus der Conchyliensammling
Haliotis gigantea
Eine Sammlung mit Geschichte
Die Conchylien-Sammlung am Staatlichen Museum für Naturkunde umfasst 15.000 Belege. Davon können momentan mehr als 900 Exemplare aus 700 Arten in einer Onlinesammlung bewundert werden. Unter conchylien.naturkundemuseum-karlsruhe.de können Sie in der Sammlung stöbern.
Conchylien sind die Gehäuse von Weichtieren (Mollusca), zu denen Muscheln, Schnecken, Kopffüßer wie Kraken und Tintenfische, sowie Kahnfüßer gehören. Das Sammeln von Conchylien hat eine lange Tradition. Schon in der Steinzeit sammelten viele Kulturen die Gehäuse als Schmuckstücke oder nutzten sie als Handelsware. Vom 13. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert fanden solche Schalen auch Verwendung als Zahlungsmittel.[1] Im 15. Jahrhundert fingen vor allem Adlige an, Conchylien wegen ihrer Schönheit und Eigenart in sogenannten Wunderkammern zu sammeln. Ab dem 17. Jahrhundert begann man sich mit ihnen auch wissenschaftlich zu beschäftigen.[2]
Die Conchylien-Sammlung im Naturkundemuseum Karlsruhe geht auf eine Sammlung mariner Weichtiere von Erbprinz Friedrich (1708 – 1732) zurück, dem Sohn des Karlsruher Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Die Sammlung ging nach Friedrichs Tod in das Naturalienkabinett seiner Schwiegertochter Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) über, die die Sammlung erweiterte. 1784 wurde ihre Sammlung unter dem ersten Direktor des Naturalienkabinetts Carl Christian Gmelin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Stellvertretend für diese umfassende und historisch wertvolle Sammlung präsentieren wir in der Vitrine zwei Exemplare des Riesenseeohrs (Haliotis gigantea).
Das Riesenseeohr von Neu-Holland
Das Besondere an dem kleineren Exponat ist das beiliegende Etikett vom Ende des 18. Jahrhunderts. Neben dem lateinischen, deutschen und französischen Namen sind darauf noch Angaben zur Verbreitung und der Entdeckungsgeschichte der Art verzeichnet. Neu-Holland und Neu-Wallis bezeichnen von den Briten beanspruchte Kolonien im heutigen Australien, deren Küsten bei den Cook’schen Weltumsegelungen (1728-1779) kartografiert wurden. Diese Angaben wurden aus dem „Neuen Systematischen-Conchylien-Cabinet“ von Johann Hieronymus Chemnitz (10. Band, 1788) übernommen. Typisch für diese Zeit enthält das Etikett dagegen keine Angaben zum Beleg selbst, so dass nicht bekannt ist, wie das hier präsentierte Stück in die Karlsruher Sammlung kam.
Ein schmuckes Ohr
Die Gattung der Seeohren (Haliotis), zu welcher das Riesenseeohr gehört, macht ihrem Namen alle Ehre: Ihre Schale erinnert an eine Ohrmuschel. Entlang des Randes finden sich aneinandergereiht kleine, runde Öffnungen. Durch sie leitet die Schnecke das Meerwasser hinaus, welches zuvor seitlich unter das Gehäuse in die Mantelhöhle geströmt war. Auch die Abfallprodukte werden so hinausgeleitet.
Gelangt ein Sandkorn hinein, wird es vom Riesenseeohr mit Schichten von Perlmutt ummantelt, sodass eine manchmal bizarr geformte Perle entsteht.[3] Auch auf der Innenseite der Schale bilden Seeohren glänzendes Perlmutt, weshalb sie beliebt bei der Schmuckherstellung sind.
Das Riesenseeohr kommt im Nordwestpazifik [4] in Küstennähe vor und hält sich mit seinem kräftigen Fuß auf felsigem Untergrund fest.[5] Das Fleisch gilt vor allem in Japan als Delikatesse und wird roh als Sashimi gegessen.[6]
[1] Hogendorn, J., & Johnson, M. (2003). The shell money of the slave trade (Vol. 49). Cambridge University Press.
[2]https://de.wikipedia.org/wiki/Conchologie (Zugriff: 30.06.2022)
[3]https://www.schnecken-und-muscheln.de/galerie/galerie_haliotidae.htm (Zugriff: 30.06.2022)
[4]www.sealifebase.se/identification/specieslist.php=
[5]https://www.sealifebase.ca/summary/Haliotis-gigantea.html (Zugriff: 30.06.2022)
[6]https://de.wikipedia.org/wiki/Seeohren (Zugriff: 30.06.2022)