Die zweifarbige Krabbenspinne Misumena bicolor Simon, 1875 in Deutschland nachgewiesen

Viele Spinnenarten werden erst Jahrzehnte nach ihrer Erstbeschreibung wieder von anderen Wissenschaftlern gefunden oder erkannt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manche Spinnenarten bewohnen z.B. wenig untersuchte oder unzugängliche Habitate wie Baumrinde oder Baumkronen, andere werden mit häufigeren oder weiter verbreiteten Arten verwechselt und andere Arten wiederum kommen nur in einem sehr kleinen, wenig untersuchten Gebiet vor. Die Zweifarbige Krabbenspinne Misumena bicolor wurde bereits 1875 anhand des Männchens vom bekannten französischen Arachnologen Eugène Simon beschrieben, jedoch erst jetzt, fast 150 Jahre später, von einer Gruppe aus Wissenschaftlern, u.a. von der RTWH Aachen, dem Museum Koenig in Bonn und dem Naturkundemuseum Karlsruhe, wiedergefunden und beschrieben. Ursprünglich war die Art nur von Korsika bekannt, jüngst zeigte das Team, dass die Art ebenso auf dem französischen Festland, auf Sardinien und auch in Deutschland vorkommt. Während die ausgewachsenen Männchen der Art unverkennbar schwarz-orange oder schwarz-gelb gefärbt sind (wovon sich der hier vorgeschlagene deutsche Name ableitet), konnte bisher noch kein Weibchen der Art gefunden werden. Sehr wahrscheinlich sehen die weiblichen Tiere der zweifarbigen Krabbenspinne äußerlich genau wie Weibchen der veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) aus. Es bleibt daher spannend, wann das Weibchen endlich gefunden und identifiziert wird. Beide Arten unterscheiden sich genetisch deutlich und können leicht anhand des sogenannten genetischen Barcodes, einen zur Identifikation standardmäßig genutzten Abschnitt eines mitochondrialen Gens, identifiziert werden.

 

Referenz: Bach, A., Lauterbach, S., Astrin, J. J., Thorns, H.-J. & Bauer, T. (2024). A master in disguise? The rediscovery of Misumena bicolor Simon, 1875 (Araneae: Thomisidae).Zootaxa 5529: 175-185. doi:10.11646/zootaxa.5529.1.9