Seite 74 - Andrias 18

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(2010)
Alpe weist eine große Zahl naturschutzrelevanter
Arten auf. Für viele Arten erbringt die umfangrei-
che Untersuchung einen erheblichen Kenntnis-
gewinn bezüglich der Verbreitung und Lebens-
raumansprüche. Der hohe Anteil von Arten mit
geografischer Restriktion und die Verschieden-
heit der Fauna im Vergleich zu nahe gelegenen
Gebieten mit anderer Geologie (Ponten) verdeut-
licht die Besonderheit des Untersuchungsgebiets
für Bayern bzw. Deutschland.
Das subalpine beweidete Offenland – der Kern-
raum des Gebiets – unterscheidet sich in der Ar-
tenzusammensetzung der Spinnen deutlich so-
wohl von tiefer wie von höher gelegenen (Grat-)
Standorten und vor allem von Wald und dichtem
Grünerlengebüsch. Die starke Ausbreitung von
Grünerlen an bestimmten (feuchten, unbeweide-
ten) Standorten führt noch nicht zur Veränderung
der Spinnengemeinschaft, solange der Offen-
landcharakter erhalten bleibt.
Obwohl die hohe Dominanz einer Art und steile
Arten-Rang-Kurven für subalpine Verhältnisse
durchaus typisch sind, scheint die extreme Do-
minanz von zwei oder drei Lycosiden-Arten an
einem Standort und insgesamt der vier Arten im
Gebiet ein Resultat der langjährigen intensiven
Beweidung zu sein. Die Lycosiden-Arten, die
ihre Fortpflanzungsperiode im Frühjahr haben,
also noch bevor die Rinder aufgetrieben werden,
kommen am besten mit der Störung des Le-
bensraums zurecht oder profitieren sogar davon.
Überraschend ist dabei, dass die extrem hohen
Aktivitätsdichten der im Vergleich mit den ande-
ren Spinnenarten ja auch noch größeren Wolf-
spinnen nicht zu einem auffälligen Rückgang der
Artenvielfalt im Gebiet geführt haben.
Im untersuchten Zeitraum hatte die (sehr exten-
sive) Beweidung mit Rindern kaum nachweis-
bare Auswirkungen auf die Spinnen. Hinweise
ergaben sich auf Unterschiede in der Auswir-
kung zwischen Hang- und Gratstandorten, die
deswegen getrennt betrachtet werden müssen.
Die Artenvielfalt an einzelnen Standorten wird
auf keinen Fall negativ von der aktuellen Bewei-
dung beeinflusst. Die Spinnenarten, die trotz der
langjährigen intensiven Beweidung durch Schafe
überleben konnten, werden offensichtlich von der
weit weniger intensiven Rinderbeweidung nicht
beeinträchtigt. Die Fortpflanzungszeit der mei-
sten Arten liegt außerhalb (vor) der Weideperio-
de, die Rinder standen jeweils nur wenige Tage
bis Wochen in einem Areal und an allen Stand-
orten blieben auch bei starken Veränderungen
durch den Tritt der schweren Rinder ausreichend
Rückzugsräume erhalten. Die Artenvielfalt im
gesamten Gebiet wird von der Erhaltung einer
mosaikartigen Struktur unterschiedlich stark be-
einflusster Flächen von der Beweidung eher ge-
fördert. Eine Entwicklung der Artengemeinschaft
ist für die Spinnen bisher nicht erkennbar. Die
Abbildung 7. Evenness
der Spinnen (Mittelwer-
te) an den über fünf Jah-
re hinweg besammelten
Standorten am Einöds-
berg. Um den Vergleich
der verschiedenen In-
dizes zu ermöglichen,
wurden die Einzelwerte
durch Linien verbunden.