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Im Rahmen des Projektes wurden die Laufkäfer
(
Carabidae) auf der Alp­fläche und nahe liegen-
den Vergleichsflächen mit Bodenfallen unter-
sucht. Es handelt sich dabei um die bisher um-
fangreichsten Aufsammlungen von Laufkäfern
mit Bodenfallen in den Allgäuer Alpen. Im vorlie-
genden Artikel werden die faunistischen Erkennt-
nisse dieser Untersuchung in erster Linie anhand
einer kommentierten Artenliste wiedergegeben.
Zudem werden die Daten des phänologischen
Auftretens interpretiert. Die Ergebnisse zum Ein-
fluss der Beweidung werden an anderer Stelle
publiziert.
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Untersuchungsgebiet, Material und
Methoden
Das Weidegebiet der untersuchten Alpe Einöds-
berg liegt südlich von Oberstdorf auf den West-
hängen zwischen dem Schmalhorn und dem
Spätengundkopf auf Höhen von 1400 bis knapp
über 2000 m am Grat (siehe auch H
öfer
et al.
2010).
Sie liegt im Gebiet der Allgäuer Alpen und
ist Teil des Naturschutz- und FFH-Gebietes „All-
gäuer Hochalpen“.
Die Weideflächen der Alpe wurden über 30 Jahre
lang mit zumindest zeitweise über 2.000 Scha-
fen beweidet, was besonders am Grat zu einer
deutlich sichtbaren Veränderung der Vegetation
geführt hat. Nach einem Besitzerwechsel 1999
wurde deshalb diese intensive Beweidung auf
der Alpe eingestellt. Seit 2001 wird eine Hu-
tungs-Weidewirtschaft mit Jungrindern in einem
deutlich kleineren Weidegebiet (südlich nur bis
unterhalb Spätengundkopf) durchgeführt. Unter
dem naturschutzfachlichen Ziel, stark verfilzte
Rasenflächen zu öffnen und die Rasenschmie-
le (Deschampsia cespitosa) in den Lägerfluren
am Grat zurück zu drängen, wurden von einem
erfahrenen Hirten jährlich zwischen 70 und 130
Rinder über die Vegetationsperiode durch das
gesamte Gebiet geführt.
An den steilen Hängen des Untersuchungsge-
biets dominieren unter den gegebenen geologi-
schen und klimatischen Bedingungen sowie der
Nutzungsgeschichte (H
öfer
et al. 2010) heute
unterschiedlich ausgeprägte Borstgrasrasen-
Gesellschaften (Nardeten). Diese bilden den
größten Flächenanteil der Alpe. In der Nähe des
Grates verändert sich die Vegetation stark: Am
Grat herrschen, durch das Lägern der Schafe
und die daraus resultierende Eutrophierung,
dichte und im Sommer hüfthohe, artenverarmte
Deschampsia cespitosa-Poa supina-Bestände
vor. Die Nardeten des Hanges sowie die Grat-
flächen standen im Mittelpunkt der faunistischen
Untersuchungen. Es wurden allerdings weite-
re verschiedene Offenlebensräume (Blaiken,
Milchkrautweiden, alpine Urrasen) sowie mon-
tane Fichtenwälder und Grünerlengebüsche
untersucht, um einen Vergleich verschiedener
Lebensräume durchführen zu können. Zudem
wurden im Jahr 2007 am Söllereck, Älpelesat-
tel und Berggächtle Vergleichsstandorte außer-
halb der Alpe beprobt. Weitere Angaben zum
Untersuchungsgebiet inklusive einer Beschrei-
bung aller Fallenstandorte sind bei H
öfer
et
al. (2010) und auf der Projektseite im Internet
zu finden.
Die Erfassung der Laufkäfer erfolgte mit Boden-
fallen. Pro Standort wurden dabei zweimal drei
Fallen im Rechteck mit je 5 Metern Abstand zwi-
schen den Fallen ausgebracht. Die Fallen bestan-
den aus Plastikbechern mit 60 mm Durchmesser,
gefüllt mit 5-prozentiger Essigsäure und etwas
Detergenz zur Herabsetzung der Oberflächen-
spannung. Die Fallen wurden in Metallrohre, die
fest im Boden installiert waren, eingesetzt. Die
Rohre besaßen zudem zwei Bügel, in welche ein
durchsichtiger Plexiglasdeckel eingesetzt wer-
den konnte. Diese Konstruktion ermöglicht zum
einen den Schutz vor Starkregenereignissen,
zum anderen konnten somit Verluste von Fallen
durch Viehtritt minimiert werden.
Die Fallen wurden in sämtlichen Untersuchungs-
jahren über drei Perioden für je zwei Wochen
exponiert: Anfang Juni, Anfang Juli und im
September. Die genauen Termine der Erstöff-
nung richteten sich nach der Schneeschmelze.
Im Jahr 2005 wurde überdies von Anfang Juni
bis Ende September mit zweiwöchentlichem
Leerungs­rhythmus durchgängig gefangen, um
einen Überblick über die Phänologie der Arten
zu bekommen und eventuelle Erfassungslücken
wahrzunehmen.
In den Untersuchungsjahren 2003 bis 2008
wurden so jährlich zwischen 20 und 26 Stand-
orte beprobt. Davon wurden 16 Standorte in
allen 6 Jahren untersucht, um die zeitliche
Veränderung zu dokumentieren. Ergänzende
Standorte wurden nur in einzelnen Jahren be-
trachtet.
Im Jahr 2007 wurden zum Vergleich nahe gele-
gene, seit Jahrzehnten ungenutzte Gratstand-
orte auf vergleichbarem Untergrund (Flecken-
mergel) in den Allgäuer Alpen besammelt: zwei
Standorte am Söllereck, zwei am Berggächtle