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Laufkäfer der Alpe Einödsberg
95
kaum Unterschiede zwischen brachliegenden
und von Rindern beweideten Flächen festgestellt
werden – die Flächen erholt sich unabhängig
von der aktuellen Nutzung in ähnlichem Maße.
Nur bei wenigen Arten gibt es Anzeichen auf
unterschiedliche Entwicklungen in Abhängigkeit
von der Nutzung: die nicht auf der Roten Liste
geführte Art Trichotichnus laevicollis, eine Indika-
torart der ungenutzten Referenzflächen, nimmt
auf den derzeitigen Weideflächen im Vergleich
zu den Brachestadien ab. Arten, von denen be-
kannt ist, dass sie sensibel auf intensive Nutzung
reagieren (z.B. Carabus), entwickeln sich auf den
extensiv durch Rinder beweideten Flächen ähn-
lich wie auf den Brachen. Aus carabidologischer
Sicht ist die Nutzung durch Rinderbeweidung
bisher nicht von Nachteil.
Eine starke Veränderung wird lediglich beim Auf-
kommen von Gehölzen initiiert. Dadurch findet
eine Veränderung der Zönosen statt, besonders
durch Verschwinden von Offenlandarten. Etliche
dieser Arten sind naturschutzfachlich wertvoll,
z.B. die Vertreter der Gattung Amara.
Langfristig werden sich ohne Beweidung und
damit verbundene Weidepflege auf einem groß-
en Teil der Weidefläche Gehölze ausbreiten. Die
Wälder und Gebüsche der hochmontanen und
subalpinen Stufe beherbergen zwar ebenfalls ein
Spektrum Wert gebender Arten. Durch die aktu-
elle Nutzung wird aber die Vielfalt an Bio­toptypen
(
Wälder, Grünerlengebüsche, verfilztes Grünland
mit Weideüberresten bis hin zu an Offenboden
reichen stark beweideten Teilflächen) und die da-
mit verbundene Diversität der Laufkäfer erhalten.
Der Erhalt einer artenreichen Kulturlandschaft –
ein Leitbild, das im Tiefland eine gewisse Selbst-
verständlichkeit hat – ist aus Sicht der Laufkäfer
auch für die höheren Lagen der Allgäuer Alpen
sinnvoll.
Danksagung
Wir danken F
ranziska
M
eyer
für die sorgfältige Vorsor-
tierung der Fallenfänge. Die intensive Fallenbetreuung
war nur dank der Hilfe von S
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danken wir
für die Nachbestimmung einzelner Laufkäfer.W
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sei für die Bereitstellung von carabidologischen
Vergleichsdaten aus den Bayerischen Alpen gedankt.
M
ichael
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ritze
und W
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P
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danken wir
für die kritische Durchsicht des Manuskripts. Unser be-
sonderer Dank gilt H
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R
adeck
und seiner Familie,
die uns gerne als Gast in ihrer Alphütte aufgenommen
(
und bisweilen aufgepäppelt) haben.
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