H
öfer
et al.: Einödsberg-Projekt
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Im gesamten Schutzgebiet Allgäuer Hochalpen
ist die Alpwirtschaft heute als relativ intensive
landschaftsprägende Grenzlagen­nutzung ver-
breitet.
4.578
ha (22 % der Fläche) werden aktuell alp-
wirtschaftlich genutzt, 25 % der Alpflächen liegen
oberhalb 1800 m.
Dabei bedeutet Alpwirtschaft
zumindest in den Bayerischen Alpen heutzutage
überwiegend eine Beweidung durch Rinder.
Die
Einödsberg-Alpe
liegt etwa 15 km südlich
von Oberstdorf, östlich der Stillach, und ist von
Einödsbach über einen schmalen Pfad von Sü-
den her erreichbar. Ein weiterer Aufstieg, auf dem
auch das Vieh aufgetrieben wird, nimmt seinen
Ausgang vom Fahrweg zwischen Birgsau und
Einödsbach. Das beweidete Gebiet reicht östlich
bis zum Grat vom Schmalhorn (1952 m ü. NN)
im Norden und Wildengundkopf (2238 m) im Sü-
den (TK 25: 8627; 10,275-10,390°N; 47,317-47-
,332
°W; Abb. 1, Tafel 1, a).Von diesemGratrücken
ziehen sich die beweideten steilen Grasflanken
abwärts nachWesten zur nördlich gelegenen Vor-
deren Einödsberg-Alpe (1647 m, Tafel 1, b) bzw.
zur südlichen Hinteren Einödsberg-Alpe (1555 m,
Tafel 2, a). Die vom Hirten bewohnte Hintere Alpe
liegt in einer glazial überformten Mulde mit einem
vorgelagerten Rundhöcker (Bichl) und wird nach
Westen vom namengebenden, sanften und be-
reits bewaldeten Einödsberg zum Stillachtal hin
abgeriegelt (Tafel 2, b).
2.1
Klima
Das Untersuchungsgebiet liegt wie die gesamten
Allgäuer Alpen auf Grund der Stauwirkung der
Nordalpen im Bereich des ozeanisch getönten
Alpenrandklimas, das sich durch hohe Nieder-
schlagsmengen – imWeidegebiet über 2.000 mm
aus­zeichnet. Charakteristisch sind sommerliche
Westwinde und winterliche Südwinde. Die mittle-
re Jahrestemperatur im Gebiet beträgt 4,5 °C. Die
Vegetationsperiode dauert ca. 145 Tage. Som-
merliche Starkregenereignisse und relativ hohe
Schneelagen charakterisieren das Gebiet.
2007
wurden 48 automatisch registrierende Tem-
peraturmessgeräte (WatchDog-Logger)­ paar­-
weise an 24 Standorten in Höhen von 1550 bis
1988 
m exponiert (Messintervall 60 min., Mes-
sung über vier Monate). Von Anfang Juni bis
Ende September 2007 traten Extremtempera-
turen von –3,5 °C (am Grat) bis 45 °C (knapp
unterhalb des Grats an einem windgeschützten
südexponierten Standort) auf. Die Tagesmittel
während der Vegetationsperiode schwankten
zwischen 0 °C und 20,5 °C. Die über die Vege-
tationsperiode 2007 gemittelte Tagestemperatur
lag je nach Standort zwischen 9,2 °C (in einer
Grünerlensukzession und knapp unterhalb des
Grats) und 12,8 °C (am niedrigsten Standort in
der Nähe der Hinteren Alphütten). Sie nimmt
linear mit zunehmender Höhe ab (a = -0,0065,
R² = 0,54, p < 0,001) und ist mit der Strahlungs-
summe, berechnet über Exposition und Inklina-
tion, positiv korreliert (a = 0,0041, R² = 0,29, p
< 0,01).
2.2
Geologie
Das Weidegebiet um den Einödsberg ist ein Ele-
ment der aus Fleckenmergeln aufgebauten Allgä-
uer Grasberge. Die Gesteine selbst treten meist
nur an Erosions­rinnen und Blaiken hervor. Es
handelt sich um graue bis schwärzliche, bräun-
lich oder gelblich anwitternde Gesteine, die deut-
lich geschichtet sind und aus abwechselnd festen
und sehr weichen Bänken bestehen ­(S
cholz
1995).
Die festen grauen Bänke sind aus feinkör-
nigen Kalksteinen, wie sie als Gipfelbildner von
Spätengund-, Wildengund- und Linkerskopf zu
sehen sind, aufgebaut. Die schwärzlichen, wei-
chen, schiefrig zerfallenden Zwischenlagen aus
Mergeln bilden die Mittelhänge zwischen Vorde-
rer und Hinterer Einödsberg-Alpe. Sowohl nach
Norden (nördlich des Schmalhorns) als auch
nach Süden (südlich des Wildengundkopfes)
werden die jurassischen Mergel der Allgäudecke
von triassischem Hauptdolomit der Lechtaldecke
überschoben. Diese auffällige Grenze wird nörd-
lich des Schmalhorns beeindruckend durch das
Vorkommen der Latsche über dem anstehenden
Hauptdolomit belegt. Nach Süden kulminieren
die Mergel im 2238 m hohen Wildengundkopf,
der im weiteren südlichen Verlauf kurz in einen
Sattel abkippt. Am Ende dieser Mulde sind auch
hier die Mergel der Allgäudecke entlang einer
Störungszone vom Hauptdolomit mit seinen
Felsbildungen überschoben worden.
2.3
Aktuelle Nutzung
Nach Aufgabe der Schafbeweidung 2001 wurde
erstmals im engeren Bereich zwischen Vorde-
rer- und Hinterer Einödsberg-Alpe mit 48 Stück
Jungvieh beweidet, in den Jahren bis 2008 in
unterschiedlichen Stückzahlen zwischen 79 und
129
Stück Jungvieh (Tab. 1). In Absprache mit
den Wissenschaftlern wurden bestimmte Flä-
chen ausgehagt und so von der Beweidung aus-
genommen. Durch längeres Bestoßen möglichst
früh in der Vegetationsperiode sollten die ver-
filzten Rasenschmielen-Bestände in den Läger-