H
öfer
et al.: Einödsberg-Projekt
15
fluren des Grats zurückgedrängt werden. Dies
war jedoch wetterbedingt nur in wenigen Jahren
durchführbar. Nach den Erfahrungen im extrem
trockenen Sommer 2003 wurde 2004 eine solar-
getriebene Pumpe auf dem Grat installiert und
in Betrieb genommen, um ausreichend Trinkwas-
ser für die Weidetiere an höher gelegenen Stel-
len verfügbar zu machen. Wenige ausgewählte
Flächen wurden gemäht, um die Auswirkungen
dieser Nutzungsform auf die Vegetation zu do-
kumentieren.
2.4
Design und Methoden
2.4.1
Botanische Untersuchungen
Zunächst wurde das gesamte Untersuchungs-
gebiet vegetationskundlich im Maßstab 1 : 5000
erfasst. Auf dieser Grundlage konnten dann die
nutzungsbedingten Veränderungen der einzel-
nen Pflanzengesellschaften durch Aufnahmen
2004, 2006
und 2008 an 26 Dauerbeobachtungs-
flächen (DBF, V-Standorte s. Anhang) dokumen-
tiert werden. Die DBF von 5 x 5 m Größe wurden
an den Eckpunkten durch je einen Pfosten mit
Betonkopf und drei Metallpfosten mit Kunststoff-
abdeckung markiert. Die Lage (Koordinaten) der
DBF wurde mit Hilfe eines GPS, Exposition und
Neigung mit Kompass bestimmt. Die Aufnahme
der Vegetation in den DBF erfolgte nach B
raun
-
B
lanquet
(1964).
Neben Artvorkommen und
geschätzten Dominanzen wurde der Gesamt
deckungsgrad erfasst. Von Sonderstandorten
wie Blaiken wurden Größe und Form skizziert.
Die Aufnahmen in DBF sollten möglichst alle
relevanten Pflanzengesellschaften und zugleich
alle Nutzungsvarianten abdecken. Einen Schwer-
punkt der Untersuchungen bildeten die stark
veränderten Gratbereiche mit ihren von Rasen-
schmiele (Deschampsia cespitosa) dominierten
Lägerfluren sowie die verarmten, verbrachten
und verfilzten Borstgrasrasen (Nardetum) an den
Westhängen. Untersucht wurden auch andere
Borstgrasrasen-Gesellschaften, wie die arten-
reichen, von Schafen unbeeinflussten Bunthafer-
Borstgrasrasen (Aveno-Nardetum) unterhalb des
Grats, die zwergstrauchreichen Borstgrasrasen
oberhalb der Hinteren Einödsberg-Alpe, durch
Grünerlensukzession charakterisierte Borstgras-
rasen sowie andere das Gebiet kennzeichnende
Weidegesellschaften, wie Kammgras- bzw.
Milchkrautweiden (Festuco-Cynosuretum bzw.
Crepido-Festucetum rubrae) und Straußgras-
Gesellschaften (Agrostis tenuis - Phleum pra-
tense - Gesellschaft) im Talboden zwischen den
beiden Alpen. Weitere DBF wurden in geschlos-
senen Grünerlenbeständen am Westhang sowie
in Erosionsflächen (Blaiken) angelegt.
In den wichtigsten Vegetationseinheiten wurden
jeweils Flächen mit Rindern beweidet, gemäht
oder aus der Nutzung genommen. Von der Be-
weidung auszunehmende und zu mähende
Flächen wurden jeweils benachbart unter mög-
lichst ähnlichen Standortbedingungen angelegt
und weiträumig ausgezäunt. Einige Bereiche im
Weidegebiet, wie Teile des relativ steilen Ober-
hangbereichs, waren grundsätzlich von der Rin-
derbeweidung ausgenommen. Die Sukzession
auf diesen Kalkrasen (Seslerion-Gesellschaften)
dokumentiert begleitend die Entwicklung ohne
anthropogenen Einfluss.
Referenzflächen außerhalb des Untersuchungs-
gebiets umfassen Rostseggenrasen diverser
Ausbildungen am Musskopf, Berggächtle und
am Älpelesattel an der Höfats. Die Fläche am
Musskopf gehört zu einem primären Rostseg-
genrasen (Caricetum ferrugineae) ohne erkenn-
bare Nutzung, die anderen beiden Flächen stel-
len ehemalige Wildheuflächen dar. Eine weitere
Referenzfläche befindet sich im Nacktriedrasen
(
Elynetum) am Berggächtle. Der primäre Gratra-
sen verfügt über vergleichbare Standortverhält-
nisse und geologische Voraussetzungen wie der
Grat zwischen Spätengundkopf und Schmalhorn.
Referenzflächen wurden außerdem in Blaugras-
Horstseggenrasen (Seslerio-Caricetum semper-
virentis, Mergeltyp) am Glasfelder Kopf (primärer
Bestand, nie genutzt, Nullfläche) und am Linkers
kopf bzw. Kegelkopf eingerichtet. Am Linkerskopf
und Kegelkopf handelt es sich um ehemalige
Schafweiden. Am Söllerkopf wurde eine DBF in
ein ehemals als Wildheufläche genutztes Ave-
no-Nardetum gelegt. Allen Flächen ist eine Nut-
zungsauflassung gemeinsam.
Tabelle 1. Bestockungszahlen im Weidegebiet Einöds-
berg-Alpe seit 2001.
Jahr
Weideperiode
Tage Jungvieh Kälber
(
Stück) (Stück)
2001
Mitte Juni bis Sept. 100
48
2002
Mitte Juni bis Sept. 100
97
12
2003
14.
Juni – 26. Sept. 105
69
6
2004
15.
Juni – 25. Sept. 103
93
14
2005
13.
Juni – 24. Sept. 104
90
17
2006
17.
Juni – 21. Sept.
97
117
20
2007
11.
Juni – 6. Sept.
88
129
13
2008
15.
Juni – 22. Sept. 100
79
19