154
andrias, 18
(2010)
Hohe Tauern, Rauris, Weg von Hochalm zum
Reißrachkopf, ca. 2000 m, Bachrand in subal­
pinem Nardetum, auf L. cf. helveticus, 5.7.2006,
leg. V. K
ummer
,
Paratypus, Herbarium V. K
ummer
Nr. P2106/5.
Aecidium philippianum ist durch das Fehlen von
Spermogonien, die schwache Gallbildung, die
gedrängt gebildeten Sori, die Variabilität der Ae­
ciosporen in bezug auf Größe und Form, das
Fehlen abfallender Plättchen auf der Sporen­
oberfläche und die schwach entwickelte Pseudo­
peridie gut gekennzeichnet.
Der Beleg aus Österreich (Steiermark) wur­
de von P
oelt
&
Z
wetko
(1997: 304)
bereits als
Aecidium indet.“ publiziert. Die Vermutung der
Autoren, dass es sich um Puccinia praecox auf
Crepis biennis handeln könne, kann gesichert
ausgeschlossen werden. P. praecox bildet im
Gegensatz zu Ae. philippianum Spermogonien,
außerdem deutlich größere Aeciosporen (17-
30 
µm Durchm. laut G
äumann
1959: 1080).
Auch
bei dem von B
randenburger
(1985: 688)
aufge­
listeten „Aecidium spec.“ (ohne Fundortangabe)
dürfte es sich um Ae. philippianum handeln. Bei
dem von P
oelt
&
Z
wetko
(
l.c.) aus Oberöster­reich
untersuchten Material handelt es sich jedoch,
wie die Autoren richtig vermuten, um P. praecox
auf Crepis biennis; jedoch nur teilweise, denn in
dem vermischten Material sind zusätzlich P. tara-
xaci P
lowr
. (
II) und P. silvatica J. S
chröt
. (0,
I) auf
Taraxacum spec. sowie mindestens eine weitere,
von uns nicht bestimmte Art auf einem unbe­
stimmbaren Wirt vorhanden (Belege LI 80/1371,
80/1375, 80/1382, 80/1389, 80/1396).
Aecidium philippianum könnte in den Entwick­
lungszyklus einer heterözischen Puccinia- oder
Uromyces-Art gehören. Ausgeschlossen werden
kann eine Zugehörigkeit zu Puccinia caricina s.l.
bzw. P. dioicae s. l. Es handelt sich hierbei um
wirtswechselnde Arten mit Carex als Telien- und
(
häufig) Asteraceen als Aecienwirt. Sie unter­
scheiden sich von Ae. philippianum durch die
Bildung abfallender Plättchen („Plugs“) auf der
Aeciosporenoberfläche (Z
wetko
1993).
Generell
spricht das Fehlen von Spermogonien eher für
eine Art mit stark reduziertem Entwicklungszy­
klus und gegen eine wirtswechselnde Art.
Weitere Leontodon-bewohnende Arten in Euro­
pa sind Brachyformen, die keine Aecien bilden
(
G
äumann
1959,
B
randenburger
1985).
Der Wirt (det. H. J
age
)
des Holotypus gehört nach
D
örr
&
L
ippert
(2004)
zu subsp. alpinus (J
acq
.)
F
inch
&
P. D. S
ell
,
nach J
äger
&
W
erner
(2005)
zu subsp. hispidus.
3.2
Artenzahl, Wirtspflanzen und Wirt-
Parasit-Beziehungen
Insgesamt konnten 274 Arten phytoparasitischer
Kleinpilze beobachtet und großteils belegt wer­
den, darunter drei Algenpilze (Chytridiomycota),
16
Falsche Mehltaupilze (Peronosporales), 60
Arten anamorpher Pilze („Hyphomycetes“, „Coe­
lomycetes“), 37 Echte Mehltaupilze (Erysiphales),
10
sonstige Schlauchpilze (Ascomycota), 119
Rostpilze (Pucciniales) und 29 Brandpilze (Usti­
laginales, Exobasidiales, Microbotryales); insge­
samt 396 verschiedene Pilz-Wirt-Kombinationen
auf 262 Wirtssippen. Ferner wurden im Untersu­
chungsgebiet vier neue Pilzarten für Deutschland
gefunden (Plasmopara praetermissa V
oglmayr
,
F
atehi
&
C
onstant
.,
Septoria alpicola S
acc
.,
Uro-
myces croci P
ass
.,
Anthracoidea rupestris K
uk
-
konen
).
Ein Rostpilz auf Leontodon spp. ist neu für
die Wissenschaft und wurde oben unter 3.1 als
neue Art Aecidium philippianum M. S
choller
be­
schrieben. Des weiteren erbrachten die Untersu­
chungen sieben matrices novae, nämlich Bremia
lactucae s. l./Aposeris foetida, Poly­thrincium trifo-
lii/Trifolium badium, Ramularia alpina/Alchemilla
nitida, Podosphaera aphanis/Alchemilla exigua,
Ramularia inaequalis/Leontodon incanus, Cron­
artium flaccidum/Pinus rotundata sowie zahl­
reiche für Deutschland neue Wirte.
Von den 262 parasitierten Wirtsarten (incl. Pilz­
arten mit Hyperparasiten) waren 176 (67,2 %)
von je einem Pilz, 57 (21,8 %) von je zwei Pilzen,
18 (6,9 %)
von je drei Pilzen befallen. Stärker
betroffen waren mit je vier Pilzen
Adenostyles
alliariae
,
Aegopodium pod­agraria,
Aposeris
foetida, Bistorta vivipara, Knautia dipsacifo-
lia, Ranunculus montanus, Senecio alpinus
,
Silene vulgaris und Valeriana officinalis s.l. (neun
Arten = 3,4 %). Übertroffen wurden sie von
Ge-
ranium sylvaticum
und
Ligusticum mutellina
mit je fünf parasitischen Pilzen (zwei Arten =
0,8 %).
Bemerkenswert ist dabei der hohe Anteil
von Wirtspflanzen der montanen und subalpinen
Höhenstufe (Fettdruck).
Weitere Details werden in der folgenden Arten­
liste angeführt.
3.3
Kommentierte Artenliste
Abkürzungen
1.
Geographische Angaben
A
Österreich
BB
Brandenburg
BE
Berlin
BW
Baden-Württemberg