30
andrias, 18
(2010)
lichen alpinen Vegetation. Nachdem das Gebiet
1999
den Besitzer wechselte, wurde die Schaf-
beweidung eingestell,t und seit 2001 werden
Jungrinder auf die Einödsberg-Alpe aufgetrie-
ben. Dadurch ergab sich die einmalige Gelegen-
heit diese Nutzungsumstellung wissenschaftlich
zu begleiten (H
öfer
et al. 2008, 2010). In der
vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse der
floristischen und vegetationskundlichen Inventa-
risierung im Rahmen dieses Projekts vorgestellt.
Die Vegetation um den Einödsberg, d.h. im
weitesten Sinn die Summe der Pflanzengesell-
schaften der Westabdachung zwischen Wilden-
gundkopf im Süden und Schmalhorn im Norden
sollte auf Grund ihres hohen Potentials an natür-
lichen bis naturnahen Vegetationseinheiten unter
zwei Gesichtspunkten betrachtet werden. Zum
einen ist die potentiell natürliche Vegetation von
Interesse, vor allem, wenn durch spezifische Nut-
zungen bestimmte naturschutzfachliche Ziele er-
reicht werden sollen. Zum anderen ist die Kennt-
nis der aktuellen Vegetation von Bedeutung, um
entscheiden zu können, welcher Aufwand betrie-
ben werden muss, um bestimmte naturschutz-
fachliche Ziele anzugehen und umzusetzen.
2
Material und Methoden
Eine umfangreiche Beschreibung des Unter­
suchungsgebiets und der Dauerbeobachtungs-
flächen findet sich in diesem Band (H
öfer
et al.
2010).
Das Untersuchungsgebiet auf der Einödsberg-
Alpe wurde 2003 vegetationskundlich im Maß-
stab 1 : 5000 erfasst. Es wurden Dauerbeobach-
tungsflächen (DBF) von 5 x 5 m Größe angelegt,
die an den Eckpunkten durch je einen Pfosten
mit Betonkopf und drei Metallpfosten mit Kunst-
stoffabdeckung markiert wurden. Die Lage (Ko-
ordinaten) der DBF wurde mit Hilfe eines GPS,
Exposition und Neigung mit Kompass bestimmt.
Auf dieser Grundlage konnten dann durch Ve-
getationsaufnahmen in den Jahren 2004, 2006
und 2008 die nutzungsbedingten Veränderungen
der einzelnen Pflanzengesellschaften an 26 DBF
dokumentiert werden. Die Aufnahme der Vege-
tation in den DBF erfolgte nach B
raun
-
B
lanquet
(1964).
Neben Artvorkommen und geschätzten
Dominanzen wurde der Gesamtdeckungsgrad
erfasst. Mit den DBF wurde versucht, alle re-
levanten Pflanzengesellschaften und zugleich
alle Nutzungsvarianten abzudecken. Die stark
veränderten Gratbereiche mit ihren Lägerfluren
sowie die verarmten, verbrachten und verfilzten
Borstgrasrasen (Nardetum-Bestände) an den
Westhängen bildeten aber den Schwerpunkt der
Untersuchungen.
Referenzflächen außerhalb des Untersuchungs-
gebiets umfassen Rostseggenrasen unterschied-
licher Ausbildung am Musskopf, Berggächtle und
am Älpelesattel nahe der Höfats. Die Fläche am
Musskopf gehört zu einem primären Rostseg-
genrasen (Caricetum ferrugineae) ohne erkenn-
bare Nutzung, die anderen beiden Flächen stel-
len ehemalige Wildheuflächen dar. Eine weitere
Referenzfläche befindet sich im Nacktriedrasen
(
Elynetum) am Berggächtle. Der primäre Gratra-
sen verfügt über vergleichbare Standortverhält-
nisse und geologische Voraussetzungen wie der
Grat zwischen Spätengundkopf und Schmalhorn
(
Tafel 2 und 3). Weitere Referenzflächen wurden
in Blau- gras-Horstseggenrasen (Seslerio-Cari-
cetum sempervirentis, Mergeltyp) am Glasfelder
Kopf (primärer Bestand, nie genutzt, Nullfläche)
und am Linkerskopf bzw. Kegelkopf eingerichtet.
Am Linkerskopf und Kegelkopf handelt es sich
um ehemalige Schafweiden. Am Söllerkopf wur-
den eine DBF in ein ehemals als Wildheufläche
genutztes Aveno-Nardetum gelegt. Allen Flächen
ist eine Nutzungsauflassung gemeinsam.
Die Flora der Höheren Pflanzen wurde durch
mehrfache Begehungen und gezieltes Absuchen
der unterschiedlichsten Flächen im Rahmen
der von 2001 bis 2004 im Landkreis Oberallgäu
durchgeführten Alpenbiotopkartierung erfasst.
Taxonomie und Nomenklatur richten sich nach
der Exkursionsflora von Deutschland (J
äger
&
W
erner
2005).
Bedeutende Nachweise sind im
Herbar der Botanischen Staatssammlung Mün-
chen belegt und sind teilweise bereits publiziert
(
U
rban
&
M
ayer
2006, 2008).
Revision und teil-
weise Determination von Arten der Gattung Hier­
acium erfolgte durch Dr. F
ranz
S
chuhwerk
(
Bot.
Staatssammlung München), der Gattung Alche­
milla durch S
igurd
E. F
röhner
(
Dresden).
3
Ergebnisse
3.1
Vegetation
Die
potentiell natürliche Vegetation
im UG
lässt sich als hypothetisches Konstrukt auf Grund
vorhandener Boden- und Klimafaktoren ableiten.
Im gesamten UG herrschen
,
wie oben erläutert
,
weich verwitternde, tiefgründige Mergel und Ge-
steine der Allgäuschichten vor. Diese relativ sau-
er verwitternden, basenreichen, aber kalkarmen