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Vorwort
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Biodiversität in der Kulturlandschaft –
Beiträge des Karlsruher Naturkundemuseums
zum Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt 2010
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2010
ist das Internationale Jahr der biologischen
Vielfalt. Ausgerufen von den Vereinten Nationen,
wurde es in Deutschland von Kanzlerin A
ngela
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erkel
im Berliner Naturkundemuseum mit den
Worten eröffnet:
„
Die Frage der Erhaltung der biologischen
Vielfalt hat dieselbe Dimension und Bedeu-
tung wie die Frage des Klimaschutzes“.
Wenn ein Thema auf dieser politischen Ebene
Gehör findet, spielen i. d. R. wirtschaftliche As-
pekte eine Rolle. Dies mag auf den ersten Blick
beim Thema Biologische Vielfalt kaum der Fall
sein. Die meisten Menschen denken dabei eher
an idealistische Naturschützer oder die blumen-
und käferreiche Spielwiese welt- oder zumindest
wirtschaftsfremder Biologen. Trotzdem sollte Bio-
diversität in diesem Jahr möglichst vielen Bür-
gern ein häufig gehörter, gelesener und gelebter,
das heißt selbstverständlicher Begriff geworden
sein. Auf internationaler Ebene wird bereits seit
1992
mit dem in Rio de Janeiro verabschiede-
ten Übereinkommen über die Biologische Viel-
falt (Convention on Biological Diversity CBD)
versucht, den Verlust natürlicher Lebensräume
sowie das Artensterben zu stoppen, den Nut-
zen aus den natürlichen Ressourcen gerechter
zu verteilen und ihre nachhaltige Nutzung allen
Menschen zu ermöglichen. In der Präambel der
CBD wird der Biodiversität und ihren Bestand-
teilen neben ökologischen, kulturellen und spiri-
tuellen Werten auch explizit ökonomischer Wert
zugesprochen. In einem ersten Ansatz wurde der
Wert des „natürlichen Kapitals“ sowie der „öko-
logischen Dienstleistungen“ von renommierten
Wissenschaftlern auf weltweit über 33 Billionen
US Dollar pro Jahr geschätzt (C
ostanza
et al.
1997).
Und damit ist das natürliche Kapital, ganz
im Gegensatz zum monetären, wie die jüngste
Weltfinanzmarktkrise deutlich gezeigt hat, si-
cherlich nicht überbewertet.
Die mittlerweile 193 Vertragsstaaten bzw. -par-
teien der CBD hatten nicht zuletzt wegen dieser
ökonomischen Bedeutung 2002 beschlossen,
den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010
signifikant zu reduzieren. Dieses und das noch
ambitioniertere Ziel der Europäischen Union
(
EU), den Verlust bis zu diesem Jahr zu stoppen,
wurden jedoch leider ebenso wenig erreicht wie
die von der Klimakonvention geforderte deutliche
Reduktion der Treibhausgase. Dies macht der
kürzlich veröffentlichte dritte Globale Ausblick
(
Global Biodiversity Outlook 3) sehr deutlich.
Aus diesen Gründen wurde 2010 zum Jahr der
Biodiversität erklärt, und deshalb haben sich im
September die Staats- und Regierungschefs der
größten Industrienationen während der 65. UN-
Generalversammlung in NewYork erstmals einen
ganzen Tag mit diesem Thema beschäftigt. Die
Bedeutung, die mittlerweile dem Schutz der Bio-
diversität beigemessen wird, ist auch in der Ein-
berufung eines internationalen wissenschaftspo-
litischen Expertengremiums für Biodiversität und
ökologische Dienstleistungen (Intergovernmental
Science-Policy Platform on Biodiversity and Eco-
system Services – IPBES:
er-
sichtlich, das analog zum Internationalen Exper-
tengremium für Klimawandel (Intergovernmental
Panel on Climate Change – IPCC) agieren und
Politiker in der Entscheidungsfindung beraten
soll. Und gerade (im Oktober) hat die 10. Konfe-
renz der Mitgliedsstaaten der CBD (COP 10) in
Nagoya, Japan stattgefunden. Dort wurden unter
anderem die Ergebnisse der von 500 Autoren er-
arbeiteten Studie zur Ökonomie der Ökosysteme
und Biodiversität (The Economics of Ecosystems
and Biodiversity – TEEB) vorgestellt. Diese Stu-
die hat konkrete Werte für Ökosysteme ermit-
telt und fordert die Einbeziehung dieser volks-
wirtschaftlichen Rechnungen in die staatlichen
Planungen. Beispielsweise beläuft sich die Be-
stäubungsleistung der Insekten jedes Jahr auf
153
Milliarden Dollar und die Korallenriffe liefern
den Menschen jährlich 172 Milliarden Dollar an
Einkommen, Nahrung und weiteren Gewinnen.
Wenn wir weiterhin nichts unternehmen, um den
Verlust der Biodiversität zu vermindern, drohen
der Gesellschaft Verluste von Billionen von Dol-
lar. Und ganz besonders würde es arme und Ent-