Seite 113 - Carolinea 68

carolinea, 68
(2010): 101-106, 3
Abb., 2 Farbtaf.; Karlsruhe, 30.12.2010
101
Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea)
in Naturschutzgebieten des Regierungsbezirks
Karlsruhe: Maßnahmen zur Populationsstützung
J
oachim
W
eber
und L
uise
M
urmann
-
K
risten
Kurzfassung
Die Populationen des Laubfroschs (Hyla arborea) sind
in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen, sein Ver-
breitungsgebiet in Baden-Württemberg hat sich verrin-
gert. Die Naturschutzverwaltung im Regierungspräsidi-
um Karlsruhe konnte durch verschiedene Maßnahmen
in Naturschutzgebieten die Art wieder fördern. Erfolg-
reiche Maßnahmen werden beschrieben. Die Arbeit
soll auch im Rahmen des 111-Arten-Korbes fortgeführt
werden.
Abstract
Measures to support the populations of the Euro-
pean tree frog (Hyla arborea) in nature reserves of
the administrative district of Karlsruhe
Populations of the European tree frog (Hyla arborea)
have declined during the last decades. Their range has
decreased in the state of Baden-Wurttemberg as well
as in other states. The nature conservation authority
within the regional council (Regierungspräsidium) of
the Karlsruhe region aimed to support this species by
different measures in nature reserves. Successful en-
deavors are being described. Work will be continued,
particularly within the framework of the “111-Arten-
Korb” (= “Basket of 111 species”, a programme of the
state of Baden-Wurttemberg, targeting on the support
of endangered species).
Autoren
Dipl.-Biol. J
oachim
W
eber
und Dr. L
uise
M
urmann
-
­
K
risten
,
Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 56
(
Naturschutz und Landschaftspflege), Karl-Friedrich-
Str. 17, D-76247 Karlsruhe
Einleitung
Sein Name ist Programm. Weniger der wissen-
schaftliche Name Hyla arborea als die vielen
volkstümlichen Bezeichnungen wie Laubkleber,
Heckenfrosch, Baumfrosch, Grünrock oder gar
Wetterfrosch lassen erahnen, welche unter-
schiedlichen Lebensräume diese kleine Baum-
froschart bewohnt. Und, obwohl mittlerweile sel-
ten geworden, populär ist er immer noch. Wenn
landläufig vom Frosch gesprochen wird, ist in der
Regel der Europäische Laubfrosch (Hyla arbo-
rea) gemeint. Er gilt als Sympathieträger in der
Bevölkerung (L
aufer
et al. 2007).
Lebensräume und Lebensweise
Der Laubfrosch (Tafel 1, a) ist eine Charakterart
heckenreicher, extensiv genutzter Wiesen- und
Aue-Landschaften. Er bevorzugt Bereiche mit
hohem Grundwasserstand, ausgedehntes, ge-
büsch- und heckenreiches Feuchtgrünland sowie
feuchte Niederwälder. Als Laichgewässer werden
voll besonnte, flache, sich schnell erwärmende
Gewässer genutzt. Schwankende Wasserstände
und zeitweiliges Trockenfallen vermindern die
Konkurrenz von Fischen. Für die Vermehrung
wandern die Laubfrösche im Frühjahr, in den
April- und Mainächten, aus ihren terrestrischen
Lebensräumen der Hecken und Wälder bzw.
Waldränder zu ihren Laichgewässern. Die Männ-
chen beginnen mit ihren lauten Balzrufen. Die
Laubfroschweibchen sind stumm.
Das Weibchen heftet im Wasser walnussgroße
Laichballen an Wasserpflanzen, in der Regel an
Röhricht. Kaum sind die 150 bis 300 Eier gelegt,
werden sie vom Männchen besamt. Die männ-
lichen Tiere verlassen bereits nach fünf Tagen
die Laichgewässer und wandern zurück. Die
Entwicklungsdauer des Laichs ist abhängig von
der Wassertemperatur und variiert dementspre-
chend zwischen 44 und 90 Tagen. Den Wasser-
lebensraum verlassen fertige kleine Laubfrösche
ab Mitte Juli.
Die Jungfrösche (Tafel 1, b) leben zunächst vor
allem in blüten- und damit auch insektenreichen
Hochstaudenfluren mit großblättrigen Pflanzen,
die häufig im Heckensaum zu finden sind. Als
erwachsene Frösche halten sie sich zur Nah-
rungssuche und zum Sonnen im Blätterwerk
von Sträuchern (z.B. Brombeeren), Büschen und
Bäumen auf. Hecken sind die typischen Som-
merlebensräume. Gegen Herbstende suchen die
Laubfrösche frostsichere Überwinterungsquar-