Seite 114 - Carolinea 68

102
carolinea, 68
(2010)
tiere auf (LUBW:
berg.de/servlet/is/51493/).
Verbreitung und Gefährdung
Der Europäische Laubfrosch besiedelt mit ver-
schiedenen Unterarten – die heute überwiegend
als eigene Arten angesehen werden – weite Teile
Europas und der Türkei. Noch im 19. Jahrhundert
müssen die Bestände enorme Größen erreicht
haben. In Baden entlang des Rheins soll es Po-
pulationen mit bis zu 1000 Exemplaren gegeben
haben. In Baden-Württemberg ist sein Vorkom-
men auf das Tief- und Hügelland beschränkt.
Das Hauptverbreitungsgebiet ist die Oberrhein­
ebene und das Alpenvorland. Die Rheinaue mit
Tümpeln, Druckwasserbereichen, Flutmulden,
Altwässern, Bachauen, aber auch fischfreie,
besonnte röhrichtreiche Kleingewässer sowie
zeitweilig überschwemmte Grünlandsenken zäh-
len zu den wichtigsten Lebensräumen. Hinzu
kommen Gewässer mit flachen Ufern, die durch
Abbau entstanden sind (Sand-, Kies- und Ton-
gruben; L
aufer
et al. 2007). Wichtige Ursachen
der Gefährdung sind fehlende Landschaftsdyna-
mik, Absenkung des Grundwasserspiegels, Ge-
wässerverschmutzung und Pestizideinsatz, Um-
wandlung von Laichgewässern zu Fischteichen,
Zerstörung von Laichgewässern durch Trocken-
legung oder Verfüllung, Isolierung und Verinse-
lung der Populationen, Verlust von extensivem
Feuchtgrünland und Brachflächen, Verbauung
und Zerschneidung der Lebensräume und Wan-
derstrecken sowie zunehmender Freizeitbetrieb
(
LUBW:
servlet/is/51495/).
Die Verbreitungskarte für Baden-Württemberg
zeigt mit Ausnahme der für die Art ungünstigen
höheren Lagen des Schwarzwaldes und der
Schwäbischen Alb immer noch eineweiteVerbrei-
tung im Land. Jedoch sind auch in der nördlichen
Oberrheinebene und im Albvorland Vorkommen
ausgefallen und konnten nach 1990 nicht mehr
nachgewiesen werden (Abb. 1; LUBW
lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/51497/).
Im Regierungsbezirk Karlsruhe ist Hyla arborea
in 34 Naturschutzgebieten (NSG) in den Arten-
listen der Gebietswürdigungen vertreten oder
durch die landesweite Biotopkartierung in diesen
NSG dokumentiert. Deutlicher als in der Ras-
terkarte wird in dieser Karte der NSG mit Laub-
froschvorkommen, dass die Art in der Oberrhein-
niederung einen Verbreitungsschwerpunkt hat,
sonst aber eher nur noch zerstreut anzutreffen
ist (Abb. 2). Allerdings ergibt die Auswertung der
Biotopkartierung in den Landkreisen Rastatt und
Karlsruhe (z.B. im Raum Dettenheim), in gerin-
gerem Umfang auch im Neckar-Odenwald-Kreis,
im Enzkreis sowie in Pforzheim und Calw, Vor-
kommen, die noch nicht in Naturschutzgebieten
lokalisiert sind.
Entsprechend führt die Rote Liste Baden-
Württembergs die Art als 2 – stark gefährdet
(
Deutschland 3 – gefährdet). In der Fauna-Flora-
Habitat-Richtlinie (FFH) wird die Art in Anhang IV
geführt, sie ist daher streng geschützt. Für An-
hang IV-Arten müssen keine eigenen Schutzge-
biete ausgewiesen, ihr Erhaltungszustand muss
aber überwacht werden. Der Bericht des Landes
Baden-Württemberg über denErhaltungszustand
der Art, der mit Stand 2006 an die Europäische
Kommission ging (LUBW
erttemberg.de/servlet/is/51494/), wertet die Ver-
breitung als günstig, Populationen, Habitate und
Zukunftsaussichten aber als ungünstig bis unzu-
reichend, damit ist die Gesamtbewertung eben-
falls so (bei dreistufiger Bewertung: günstig > un-
günstig-unzureichend > ungünstig-schlecht).
Abbildung 1. Verbreitung von Hyla arborea in Baden-
Württemberg nach FFH-Bericht (Quelle: LUBW:
lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/51494/).