Seite 162 - Carolinea 68

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(2010)
teil des Sees gewesen, der einer Volldüngung
gleichkam.
Da für diese Seen eigene Kartierungen vorliegen
sowie eine Veröffentlichung der LUBW von 2006
Der Makrophytenbestand in ausgewählten Bag-
gerseen der Oberrheinebene“ (B. H
umberg
und
M. B
eck
),
sind erst ab 2011 wieder Kartiertauch-
gänge geplant.
Der zoologische Bereich war vor allem den
Neo­biota gewidmet. So wurde gezielt nach der
Süßwassergarnele (Atyaephyra desmaresti) und
der Schwebegarnele (Limnomysis benedeni) ge-
sucht. Für Süßwassergarnelen liegen nun gesi-
cherte Nachweise von vier Baggerseen vor, wo-
bei es sich stets um kleine Populationen handelt.
Schwebegarnelen wurden in fünf Baggerseen
gefunden. Interessant ist dabei das saisonale
Massenvorkommen, bei dem viele hundert Tiere
vor allem zwischen vier und neun Meter Tiefe
über dem Pflanzenbestand schwimmen und sich
bei Beunruhigung dahinein zurückziehen.
Mitte März wurde im Waldsee bei Forst ein aus-
gewachsener roter Feuerkrebs (Procambarus
clarkii) – ein Neobiot aus dem südlichen Nord­
amerika – nachgewiesen. Die Süßwasserme-
duse, Craspedacusta sowerbii, war im Vergleich
zum Vorjahr nur selten nachweisbar, was auf
den ungünstigen Witterungsverlauf des Berichts-
jahres zurückgeführt wird.
Die Beobachtungen zur Vitalität der Aale bezüg-
lich ihrer Schwimmblasenparasiten wurden fort-
gesetzt. Dabei ließen sich im Berichtszeitraum
im Gegensatz zu den Jahren 2000-2006 – nur
sehr wenige auffällige Tiere ausmachen.
Eine Großaktion für die Limnologische Arbeitsge-
meinschaft ergab sich aus Diskussionen mit den
beiden Mitgliedern des Naturwissenschaftlichen
Vereins Dr. A. H
ölzer
und Dr. S. S
chloss
über
die Bedeutung von Torfuntersuchungen in der
Rheinebene. Bei Tauchgängen in der Kiesgru-
be Brecht auf der Gemarkung Philippsburg wa-
ren schon immer Anhäufungen von Torfstücken
aufgefallen, die beim Kiesabbau aussortiert und
getrennt im See abgekippt worden waren. Dies
waren immer wieder Fundstellen für Wirbeltier­
knochen, wie Unterkiefer des Riesenhirschs oder
Mammutzähne. Nun gibt es aber auch Stellen im
Baggersee, an denen aus der anstehenden Kies-
wand große geschlossene Torfblöcke herausra-
gen. Diese sollten bei fachgerechter Bergung als
Zeitzeugen Informationen über ihr Zustandekom-
men und damit die Vegetation vergangener Jahr-
tausende liefern.
Nachdem die Gemeinde einem gemeinsam mit
dem Direktor des Naturkundemuseums gestell-
ten Antrag für eine Tauchgenehmigung zur Win-
terzeit stattgegeben hatte, wurde das Vorhaben,
Abbildung 2. Blick über den Baggersee.
Abbildung 3. Taucher transportieren den Torfblock am
Hebesack.
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