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carolinea, 68
(2010)
für das gesamte Altwasser durchgeführt (Tab. 1).
Verwendet wurde die Skala nach K
ohler
(1978),
welche die Schätzstufen „1 – sehr selten, 2 –
selten/spärlich, 3 – zerstreut, 4 – häufig, 5 –
sehr häufig, massenhaft“ umfasst. Diese Skala
ist nicht linear, sondern folgt der Funktion f(x)=
x³. Das heißt, dass die relative Pflanzenmenge
sich mit jeder Schätzstufe ungefähr verdop­
pelt. Die Erhebung der FFH-Lebensraumtypen
richtet sich nach dem Handbuch zur Erstellung
von Pflege- und Entwicklungsplänen für die
NATURA-2000-Gebiete in Baden-Württemberg
(
LfU 2003). Die Nomenklatur folgt K
rause
(1997)
für die Characeen, F
rahm
&
F
rey
(2004)
für die
Moose und B
uttler
&
H
arms
(1998)
für die Pha-
nerogamen.
Diasporenbank
Eine erste Probenahme wurde im Oktober 2006
an den Punkten 1, 2 und 3 durchgeführt (Abb. 4).
Es wurden jeweils 8 Proben innerhalb einer Flä-
che von 200 m² an den Punkten 1 und 3 und
10
Proben an Punkt 2 entnommen. Eine zweite
Probenahme erfolgte im Juni 2009. Es wurden
insgesamt 10 Proben an verschiedenen Stellen
im südlichen und nördlichen Teil des Altwassers
gezogen.
Die Entnahme erfolgte mit einem PVC-Rohr
(6
cm Durchmesser), das mehrfach bis zur Tiefe
von 10 cm in das Sediment getrieben wurde, bis
eine Probemenge von 1 bis 1,5 Liter Sediment
erreicht wa. Die im Oktober 2006 entnommenen
und in Plastikbeutel verpackten Proben lagerten
bis zum Beginn der Kultivierung im April 2007
in einem Kühlraum bei 8°C. Die Proben wurden
bis Ende September 2007 kultiviert, einige auch
bis August 2008. Die am 23.6.2009 gezogenen
Proben wurden nach fünf Tagen Lagerung auf-
bereitet und bis Ende September 2009 kulti-
viert.
Die Aufbereitung wurde nach der Methode von
T
er
H
eerdt
et al. (1996) durchgeführt, die eine
Reduktion der Sedimentmenge um kleine und
große Korngrößen vorsieht. Zu diesem Zweck
wurde die Probe durch aufeinandergesetzte
Siebe von 3 mm und 0,15 mm Maschenweite ge-
spült. Fehlten grobe Bestandteile im Sediment,
konnte auf das großmaschige Sieb verzichtet
werden. Die Diasporen verbleiben aufgrund ihrer
Größe im Rückstand des kleinmaschigen Siebs.
Anschließend wurde das im Sieb verbliebene
Sediment im Ausstreichverfahren in Schalen auf
steriles Substrat (TKS1 und Quarzsand) aufge-
bracht. Die Schichtdicke des ausgestrichenen
Sediments betrug höchstens 1 cm, was nach
den bisherigen Erfahrungen eine Keimung fast
aller lebenden Samen ermöglicht, sofern deren
Dormanz durch geeignete Maßnahmen (kalte
Stratifikation) aufgehoben wird (T
er
H
eerdt
et al.
1996).
Ein Teil des Probematerials, insgesamt 17 Pro-
ben, wurde submers kultiviert. Acht Einzelproben
aus dem Jahr 2006 und eine Probe aus dem Jahr
2009
wurden geteilt, da genügend Sediment vor-
handen war. Fünf der insgesamt 36 gezogenen
Proben wurden gänzlich submers ausgebracht.
Hierzu wurden die durch Siebe gespülten Proben
ebenfalls in 10 cm Töpfe über Torfkultursubstrat
(
TKS1) und darüber liegendem Quarzsand aus-
gestrichen und in durchsichtige PVC-Wannen
gestellt. Anschließend wurde vorsichtig Leitungs-
wasser eingefüllt, bis ein Wasserstand von ca.
10
cm über den Töpfen erreicht war, der während
der Versuchsdauer aufrechterhalten blieb.
Die aufgelaufenen Keimlinge wurden bestimmt
und ausgezählt. Nicht identifizierbare Keimlinge
wurden umgetopft und kultiviert, bis eine Iden-
tifizierung möglich war. Nicht unterscheidbar
waren die Jugendstadien einiger Arten, die des-
halb in den entsprechenden Spalten von Tab. 2
nicht getrennt aufgeführt sind (z.B. Ranunculus
trichophyllus und R. circinatus). Durch die wei-
tere Kultivierung einzelner Pflanzen bis zur Be-
stimmbarkeit konnte jedoch die Existenz aller
aufgeführten Arten in der Diasporenbank sicher-
gestellt werden.
Da mehrere Proben für eine parallele submerse
und emerse Behandlung geteilt wurden und weil
die Proben nach der Lagerung unterschiedlich
hohe Anteile an überstehendem Wasser ent­
hielten, wurde die Zahl der Diasporen mit dem
tatsächlichen Sediment-Volumen der jeweiligen
Probe multipliziert. Im folgenden beziehen sich
daher die angegebenen Diasporen-Zahlen (Zahl
der aufgelaufenen Keimlinge!) auf 1 Liter Sedi-
ment (1000 cm³).
Eine Umrechnung in die Zahl der Diasporen/m²
erfolgt über eine dem Volumen von 1 Liter ent-
sprechende Fläche von 0,01 m³.
Die Einteilung der gekeimten Arten nach Lebens-
formen folgt im wesentlichen G
rime
et al. (1988).
Die statistische Auswertung der Daten erfolgte
mittels einer Varianzanalyse (­ANOVA). Zuvor
wurden die Daten log-transformiert (log(x + 1)),
um die Kriterien „Normalverteilung“ und
­„
Varianz­homogenität“ zu erfüllen. Als Kriterium
für signifikante Unterschiede wurde eine Irrtums-
wahrscheinlichkeit von 5% (p < 0,05) gewählt.