Seite 64 - Carolinea 68

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carolinea, 68
(2010)
sen sich die gesteinsbewohnenden Flechtenbio-
ta der Namibwüste bereits größtenteils beschrei-
ben und kartieren. Lokal treten an sehr feuchten
Stellen noch andere, überwiegend sehr seltene
Gemeinschaften auf. Relativ häufig sind Sozia-
tionen mit Combea mollusca, die sehr artenarm
sind und durch die Dominanz von Combea aus-
gezeichnet sind.
Das Lecanoro panis-erucae-Roccelletum mon-
tagnei und das Teloschistetum capensis haben
durch die optisch auffallende Teloschistes ca-
pensis nur scheinbar größere Gemeinsamkeiten.
Das übrige Arteninventar überlappt kaum. Ursa-
chen dafür liegen weitgehend in edaphischen
Faktoren. Während im Lecanoro panis-erucae-
Roccelletum montagnei das Substrat kompakt-
stabil und damit langfristig ungestört ist, können
imTeloschistetumcapensis durchWindereignisse
Polster und Matten und Kieselsteine umgelagert
werden (L
oris
et al. 2009, P
fiz
et al. 2010), was
eine erhebliche Flexibilität der Arten hinsichtlich
Fortpflanzung und Besiedlung voraussetzt: Die
Arten müssen sich rasch etablieren und fortpflan-
zen können. Damit dürfte zusammenhängen,
dass in dieser Gesellschaft sich vegetativ durch
Isidien fortpflanzende Arten (Caloplaca testudi-
nea, Xanthoparmelia namibiensis, X. dregeana)
Bedeutung haben, während solche Sippen im
Lecanoro panis-erucae-Roccelletum montagnei
nicht auftreten. Ein zweiter bedeutender Unter-
schied liegt im Chemismus des Substrates. Die
vom Teloschistetum capensis besiedelten Kies-
flächen sind hauptsächlich von Quarzkieseln be-
deckt, einem sauren Silikatgestein, während das
Lecanoro panis-erucae-Roccelletum montagnei
auf basischen Silikaten mit subneutraler Verwit-
terungsrinde vorkommt. Für die weitestgehend
substratunabhängig und räumlich ihre Thalli ent-
wickelnde Teloschistes dürfte die Substratqualität
nicht die Bedeutung haben wie für die mit dem
Substrat eng verwachsenen Krustenflechten.
Um statistisch relevante Aussagen über mitt-
lere Deckungsanteile von Krusten-, Laub- und
Strauchflechten zu machen, ist das Aufnahme-
material nicht genügend umfangreich. Es geht
aber deutlich hervor, dass das Caloplacetum ele-
gantissimae überwiegend von rosettig wachsen-
den Arten aufgebaut wird, von der Krustenflechte
Caloplaca elegantissima und Xanthoparmelia-Ar-
ten, die zwar formal zu den Laubflechten zählen
(
mit ausgebildeter Unterrinde), mit ihren eng an-
liegenden, zentral areolierten Lagern jedoch mit
placodioiden Krustenflechten vergleichbar sind.
Nicht im Aufnahmematerial belegt, aber auch
gelegentlich in dieser Gesellschaft anzutreffen,
ist Dimelaena radiata, eine weitere placodioide
Krustenflechte. Das Pertusarietum pseudomela-
nosporae und das Lecanoretum substylosae sind
fast reine Krustenflechtengesellschaften, wäh-
rend das Lecanoro panis-erucae-Roccelletum
montagnei durch eine Strauchflechten- und eine
Krustenflechtenschicht ausgezeichnet ist. In allen
Abbildung 1. Zonierung von Silikatflechten-Gesellschaften an südexponierten Hängen küstennaher Hügel in der
mittleren Namibwüste. Prozentwerte: Flächendeckung der Gesellschaften auf den Gesteinsblöcken.