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ietschel
&
S
trauss
:
Wanzenfauna im NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“
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lis und A. marginata zu finden. Eine Präferenz
für bestimmte Pflanzen ließ sich bei ihnen, wie
auch bei Kalama tricornis, nicht erkennen, wo-
bei Letztere sich mehr in den Boden zurückzu-
ziehen scheint als die Acalypta-Arten. Weitere
Netzwanzen wurden von ihren Wirtspflanzen ge-
streift: Tingis cardui von Disteln (Cirsium–Arten),
die vereinzelt an den Wegen und in Inseln von
Ruderalpflanzen im Magerrasen stehen, Dictyla
echii von Natternkopf (Echium vulgare) sowie
Tingis crispata von Beifuß (Artemisia vulgaris).
Diese Netzwanzen-Art ist unter der Wirtspflanze
auch an den Wurzeln zu finden. Ihre Verbreitung
erstreckt sich nach Norden kaum über die Main-
linie hinaus, und auch im Oberrheingebiet ist sie
selten. Von Besenginster (Sarothamnus scopari-
us), der vorzugsweise in den Randgebieten des
Alten Flugplatzes verbreitet ist, ließ sich Dictyo-
nota fuliginosa klopfen.
Miridae
:
Unter den Weichwanzen des Alten
Flugplatzes sind viele, die an verschiedenen
Süßgräsern leben. Es sind die an vielen Or-
ten vorkommenden „Graswanzen“ Stenodema
calcarata, S. laevigata, Leptopterna ferrugata,
Notostira elongata, N. erratica und Megaloce-
roea recticornis. Typisch für trockene Sand- und
Dünengebiete ist die recht seltene Acetropis
carinata, die in der Oberrheinebene nur an we-
nigen Orten vorkommt. Acetropis gimmerthalii
wurde im Silbergrasrasen gefangen und hat ihr
bisher einziges nachgewiesenes Vorkommen
in Baden-Württemberg auf dem Alten Flugplatz
Karlsruhe (V
oigt
, 1997).
Auch der sehr seltene
Trigonotylus pulchellus konnte bislang in Baden-
Württemberg nur auf dem Alten Flugplatz Karls-
ruhe nachgewiesen werden, wo er am seltenen
Hundszahn-Gras (Cynodon dactylon (L.) P
ers
.)
sitzt (R
ietschel
&
S
trauss
, 2006).
Die zweite
Trigonotylus-Art T. caelestialium ist dagegen weit
verbreitet und auf dem Alten Flugplatz wie auch
in der Region häufig anzutreffen.
Außer den schon genannten Weichwanzen kom-
men zahlreiche weitere Arten an Süßgräsern im
Sand- und Magerrasen vor. Unter ihnen ist Miridi-
us quadrivirgatus, der nur einmal gefangen wur-
de (22.06.2005, leg. S
trauss
),
eine Besonder-
heit. Für die im Mittelmeergebiet, Nordafrika und
Westeuropa verbreitete Art gibt es für Deutsch-
land nur vereinzelte, meist alte Nachweise aus
Baden und Nordrhein-Westfalen (W
agner
, 1952:
Achern, Kehl, Krefeld; K
ott
&
H
offmann
, 1992:
Bielefeld); aus Rheinland-Pfalz liegt der letzte
Nachweis von 1986 vor (S
imon
, 2002: 1402),
aus
Baden zwei
))
von Rußheim (18.07.2004, S.R
iet
-
schel
leg.), die sich nahe dem Deich oberirdisch
im Wurzelgeflecht von Gräsern aufhielten.
Ebenfalls an Süßgräsern halten sich Lopus de-
color und Amblytylus nasutus auf, die auf dem
Alten Flugplatz nicht selten sind. Hingegen sind
mit Conostethus roseus von Dünengräsern und
Polymerus vulneratus von Labkraut zwei recht
seltene Weichwanzen des Sand- und Magerra-
sens vorhanden, die nur sporadische Vorkom-
men in Südwestdeutschland haben. Von den
Chlamydatus-Arten ist C. evanescens stellenwei-
se unter und an Scharfem Mauerpfeffer (Sedum
acre) zu finden, dessen Verbreitung auf dem Al-
ten Flugplatz allerdings von Jahr zu Jahr wech-
selt. C. evanescens hat wie die anderen Arten der
Gattung zwei Generationen im Jahr, überwintert
jedoch anders als jene im Imaginalstadium. Die
auf dem Alten Flugplatz häufigste Chlamydatus-
Art ist C. pullus, der sich auf sandigem Unter-
grund zwischen niedrigen Pflanzen, stellenweise
zusammen mit C. pulicarius, aufhält.
In der Krautschicht des Magerrasens und an sei-
nen Rändern kommen auf verschiedenen Pflan-
zen die drei Adelphocoris-Arten (A. lineolatus,
A. quadripunctatus, A. seticornis), Plagiognathus
chrysanthemi, Phytocoris varipes, Globiceps ful-
vicollis und G. flavomarginatus sowie Lygocoris
pabulinus und die drei Lygus-Arten (L. gemella-
tus, L. pratensis, L. rugulicollis) vor. Einige Arten
bevorzugen bestimmte Wirtspflanzen. Von ihnen
sind Campylomma verbasci auf Königskerze,
Charagochilus gyllenhalii auf Labkraut, Europiel-
la artemisiae auf Beifuß, Dicyphus annulatus und
Macrotylus paykulli auf Hauhechel sowie Hetero-
cordylus tibialis und Orthotylus concolor auf Be-
senginster zu nennen. Auf Brennnesseln finden
sich der in der Krautschicht weitverbreitete Plagio­
gnathus arbustorum sowie Apolygus spinolae,
Liocoris tripustulatus und Dicyphus stachidis.
Im randlichen Gehölzbereich sind auf verschie-
denen Laubbäumen Blepharidopterus angula-
tus, Megacoelum infusum, Phytocoris ulmi, De-
raeocoris flavilinea, D. lutescens und Orthotylus
marginalis verbreitet. Von einer einzeln stehen-
den Waldkiefer stammt Camptozygum aequale.
Nabidae
:
Am Boden, an Gras und Stauden sind
von den Sichelwanzen die vier aufgelisteten
Nabis-Arten (am häufigsten von ihnen N. pseu-
doferus) und Himacerus mirmicoides nicht sel-
ten. Eine typische und auffallende Boden-Art ist
hingegen Prostemma guttula, die im sandig-kie-
sigen Bereich vereinzelt unter lose dem Boden