92
carolinea, 69
(2011)
hafen und einem Weibchen an Wiesen-Flocken-
blume (Centaurea jacea) bei Schwindratzheim
dokumentiert. An Schmetterlingsblütlern wurden
insgesamt fünf pollensammelnden Weibchen an
Vogelwicke (Vicia cracca) in denGebietenEschau
und Rastatter Rheinaue und je ein Weibchen an
Bastard-Luzerne (Medicago x varia) undWeißem
Steinklee (Melilotus albus) im Kehler Rheinhafen
beobachtet, an Weißem Steinklee auch bei Kehl-
Auenheim. H
ausl
-
H
ofstätter
(1995)
nennt aus
der Steiermark den Blütenbesuch an Vogelwicke
(
Vicia cracca), Hohlzahn (Galeopsis sp.), Blut-
weiderich (Lythrum salicaria), Wachtelweizen
(
Melampyrum sp.) und Korbblütler (Asteraceen).
Die Art ist demnach polylektisch, zeigt aber an-
dere Präferenzen als alle anderen heimischen
Wollbienenarten der Gattung Anthidium.
Bei der Art können Schlafgemeinschaften an
Pflanzen beobachtet werden. H
ausl
-
H
ofstätter
(2004)
berichtet von Nachtruheplätzen der Art
bei Graz (Österreich). Männchen besuchen ver-
schiedenste Blütenpflanzen bzw. ruhen daran.
7
Gefährdung
Die Art ist nach ihrem Wiederfund auf der Roten
Liste Baden-Württembergs (W
estrich
et al.
2000)
unter D = „Datenlage unklar“ eingestuft.
In der Schweiz wird die Art als vom Aussterben
bedroht in der „höchsten Alarmstufe“ (critically
endangered) geführt. Neben alten Nachweisen
aus Basel gibt es nur wenige aktuelle Funde aus
der Südschweiz (Tessin und Puschlav) (A
miet
et
al. 2004).
Heute muss die Riesen-Wollbiene aufgrund der
spezifischen Bindung an feucht-trockene Biotop-
komplexe bzw. der stark eingeschränkten Ge-
samtverbreitung zumindest als „stark gefährdet“
in Baden-Württemberg eingestuft werden. Die
Vorkommen bei Kehl sind bereits als Industriege-
biet zerstört, die Fundstelle bei Kehl-Sundheim
wird aktuell überbaut. das Vorkommen bei Ot-
tersweier steht durch Überbauung vor der Zerstö-
rung. Viele Feuchtgebiete sind durch natürliche
Sukzession mit Grauweide und die Ausbreitung
der Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) stark
beeinträchtigt, oftmals fehlte in der Vergangen-
heit die sachgerechte Pflege der naturschutz-
fachlich wertvollen Flächen. Wechselfeuchte
Wiesenflächen werden durch eine Intensivierung
der Wiesenbewirtschaftung und damit einer Re-
duktion des Blütenangebots als Nahrungshabitat
für die Art entwertet.
8
Diskussion
Die Riesen-Wollbiene (Anthidium septemspi-
nosum) ist eine aktuell in Mittelbaden und im
Unterelsass in der Nähe des Rheins und in
Feuchtgebieten vorkommende Art. Auf sie sollte
insbesondere bei dem Besuch von nährstoff-
armen Feuchtwiesen besonders geachtet wer-
den. Durch die gezielte Kontrolle von Blüten des
Weidenblättrigen Alants (Inula salicina) Anfang
Juli kann die Art nach eigenen Erfahrungen gut
nachgewiesen werden.
Eine klimabedingte Ausbreitung (vgl. S
chanowski
2007)
ist aufgrund der spezifischen Ansprüche
höchstens in geringem Umfang zu erwarten.
Der Wiederfund der Art für Deutschland 1993
bei Kehl ist aus heutiger Sicht angesichts der
Vorkommen in unmittelbarer Nähe auf der el-
sässischen Rheinseite wenig erstaunlich. Die
Art wurde trotz ihrer Größe bislang vermutlich
kaum bei Wildbienenkartierungen erfasst, da sie
überwiegend auf Feuchtwiesen vorkommt und
hier Wildbienen nicht im Mittelpunkt des ento-
mologischen Interesses standen, ganz im Ge-
gensatz zu den Trockenbiotopen. Interessant ist
in diesem Zusammenhang der Fund der Art von
S
chmid
-
E
gger
et al (1995) in Rheinland-Pfalz bei
Mainz. In diesem Bundesland sollten die Feucht-
gebiete entlang des Rheins bezüglich des Art-
vorkommens genauer kontrolliert werden.
Weitere Vorkommen der seltenen Art in der mit-
telbadischen Oberrheinebene sind möglich, ins-
gesamt gehört die schöne Biene zu den hoch-
gradig bedrohten Arten Baden-Württembergs.
Funde sollten den Autoren unbedingt gemeldet
werden. Die Art ist auch durch Fotobelege meist
eindeutig zu bestimmen.
Danksagung
Für Übermittlung von Beobachtungsdaten und weiteren
Informationen zu den Fundorten wird A
ndreas
M
üller
,
M
atthias
K
lemm
,
H
ans
R. S
chwenninger
und A
rno
S
cha
-
nowski
herzlich gedankt.
Literatur
A
miet
,
F., H
errmann
,
M., M
üller
,
A. & N
eumeyer
,
R.
(2004):
Apidae 4. Anthidium, Chelostoma, Coelio-
xys, Dioxys, Heriades, Lithurgus, Megachile, Osmia,
Stelis. – Fauna Helvetica,
9
:
CSCF und SEG. Zürich,
273
S.
F
riese
,
H. (1895): Beitrag zur Bienenfauna von Baden
und dem Elsass. – Ber. Naturforsch. Ges. Freiburg,
9
: 194-220.
H
ausl
-
H
ofstätter
,
U. (1995): Zur Bienenfauna der Stei-
ermark I. Trachusa P
anz
.
und Anthidium F
abr
. (
Hym.,