128
carolinea, 69
(2011)
reiche Bestände besitzt, aber dennoch anhal-
tender Lebensraumschwund zu beobachten ist,
wird sie in unserem Bundesland noch als Art der
Vorwarnliste eingestuft (D
etzel
1998),
während sie
deutschlandweit bereits zu den gefährdeten Arten
zählt (M
aas
,
D
etzel
&
S
taudt
2011
im Druck).
Die Vorkommen der Lauchschrecke reichen von
Frankreich und Nordspanien im Westen bis Ja-
pan und China im Osten (euroasiatische Verbrei-
tung). Ihre Verbreitung in Europa beschränkt sich
auf die südlichen Bereiche Mitteleuropas und
Teile Südosteuropas. In der Schweiz kommt Me­
costethus parapleurus vor allem in tieferen, wär-
meren Lagen der Zentral- und Nordschweiz, im
Genfer Becken, im Wallis und Tessin (B
aur
et al.
2006) –
teils auch in anthropogen beeinflussten
Grünflächen (S
eibel
1994) –
vor. In Frankreich
meidet sie den mediterranen Raum und den
äußersten Norden. Die östlichen französischen
Vorkommen grenzen an die deutschen Areale an
(
B
ellmann
&
L
uquet
1995,
M
aas
et al. 2002).
In Deutschland kommt sie nur in den südlichen
Bundesländern Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz
und Baden-Württemberg vor. Diese Vorkommen
bilden den nördlichen Arealrand (M
aas
et al.
2002).
Das Hauptverbreitungsgebiet in Bayern
liegt im Südosten in den Talräumen der Flüsse
Donau, Vils, Isar, Inn, Tiroler Ache und Salzach
oder daran angrenzender Gebiete. Die wenigen
bekannten Vorkommen im Südwesten Bayerns
grenzen unmittelbar an die seenahen Bereiche
des Bodenseebeckens von Baden-Württemberg
an (S
chlumprecht
&
W
aeber
2003).
In Rheinland-
Pfalz und Hessen beschränken sich die Vorkom-
men auf das Rheintal (M
aas
et al. 2002, P
feifer
et al. 2011).
Verbreitungsschwerpunkte in Baden-Württem-
berg (vgl. Abb. 1) sind das Bodenseegebiet (bei
400-500
m ü. NN) und das Rheintal hauptsächlich
zwischen 100 und 300 m ü. NN (D
etzel
1998).
In
allen Bundesländern liegen die Fundorte in rela-
tiv wärmebegünstigten Gebieten.
In der nördlichen Oberrheinniederung konnten im
letzten Jahrzehnt zahlreiche alte Vorkommen be-
stätigt und einige neue Vorkommen entdeckt wer-
den (vgl. Abb. 1). Sowohl in der Altaue als auch in
der Überschwemmungsaue des Rheins sind sie
zu finden (H
afner
&
Z
immermann
2005, 2010).
Im
LSG Saalbachniederung konnten dabei höchste
Individuendichten (z.T. > 100 Ind./200 m
2
)
auf den
jahrzehntelang als Wiese bewirtschafteten Flä-
chen festgestellt werden. Auf den angrenzenden,
extensivierten Ackerflächen, die schon seit rund
10
Jahren als Wiese bewirtschaftet wurden, war
sie gar nicht oder nur mit Einzeltieren vertreten.
Auch der Kraichgau wird mittlerweile von ihr be-
siedelt (Z
immermann
&
H
afner
2005).
Im südlichen Rheintal und im Bodenseeraum lie-
gen die baden-württembergischen Hauptvorkom-
men der Art. Noch vor rund 10 Jahren wurden die
höheren Lagen im Südschwarzwald gemieden.
Die wenigen Funde im Südschwarzwald bestan-
den aus Einzeltieren oder aus Populationen, „die
tief in das Schwarzwaldmassiv eingegrabene
Seitentäler mit Rheintalklima besiedelten“ (D
et
-
zel
1998).
Offenbar schien sie, wie die Südliche
Eichenschrecke (W
eber
&
Z
immermann
1990),
entlang der wärmeren Bach- und Flusstäler zu
wandern. Heute besiedelt sie selbst die höchsten
Bergwiesen im Hochschwarzwald. Die Fundorte
mit mittelgroßen bis großen Populationen liegen
aber meist unter 800 m ü. NN.
Im Jahr 2010 stellten wir innerhalb weniger Tage
14
Fundorte im Hochschwarzwald und einen im
Bereich der Baar-Alb fest. Für die relativ schnel-
le Ausbreitungsfähigkeit sind ihr gutes Flugver-
mögen, die großflächigen und zusammenhän-
genden Schwarzwaldwiesen und der globale
Klimawandel sicher hilfreich. Eine kleine Sensa-
tion waren die Funde mehrerer Individuen dieser
Ödlandschrecke in über 1000 m Höhe am Feld-
berg (1416 m ü. NN; dort bereits ein Einzeltier
2004
von D
etzel
entdeckt; vgl. D
etzel
&
S
chu
-
macher
2004),
am Feldsee (1126 und 1144 m ü.
NN), beim Schauinsland (Hofsgrund, 1096 m ü.
NN) und im Hotzenwald (Ibach, 1015 m ü. NN).
Auffällig ist dabei immer wieder die häufige Ver-
gesellschaftung mit der Sumpfschrecke (Stetho­
phyma grossum). Obwohl im Nordschwarzwald
ausgedehnte Wiesenflächen sowohl auf der
Hochebene als auch in den Tälern in geeigneter
Höhenlage vorkommen, war die Lauchschre-
cke nie und die Sumpfschrecke nur sehr selten
dort zu finden (H
afner
1991, 1993,
Z
immermann
1993, 1997).
Ob sich die Lauchschrecke auch
vom Bodenseegebiet bis zum Hochschwarzwald
ausbreitet, muss noch näher untersucht werden.
Das Vorkommen in der Baar-Alb bei Blumberg
(
TK 8117/3) deutet darauf hin.
Neufunde von Mecostethus parapleurus im
Hochschwarzwald und der Baar-Alb
St. Peter
(
TK 7914/3, RW
34
28,374,
HW
53
20,517,
732
m ü.NN), schwach nach Südwest exponierte,
vernässte Hochebene mit Feucht- und Nasswie-
sen beim Jägerhaus, am 04.09.2010 sehr große
Population (Individuendichte VI: > 50 Ex./200 m²)
zusammen mit Stethophyma grossum.