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carolinea, 69
(2011)
stoff- und Wasserverhältnissen variiert. Auf den
trockeneren Kiesrücken finden sich grasreiche,
noch artenarme Ausprägungen, während in den
feuchteren Senken bereits artenreiche Formen
zu finden sind, im Übergang zu binsen- und
seggenreichen Nasswiesen und Flutrasen mit
Flatter-, Glanz- und Blaugrüner Binse (Juncus
effusus, J. articulatus, J. inflexus), Stumpfblütiger
Segge und Sumpfsegge (Carex subnodulosus,
C. acutiformis), Wasserminze (Mentha aquatica),
Gemeinem Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
sowie zahlreichen weiteren Blütenpflanzen. Auf
einer Wiesenfläche unterstreicht das Vorkommen
des gefährdeten (Einstufung: B
reunig
&
D
emuth
1999)
Fleischfarbenen Knabenkrauts (Dactylo-
rhiza incarnata) das naturschutzfachliche Poten-
tial der Flächen.
Bemerkenswert sind die (wandernden) Alt-
grasstreifen, die im Rahmen des Vertragsnatur-
schutzes oder der beauftragten Pflege entstehen
und die Flächen tierökologisch aufwerten. Insek-
ten profitieren hier vom Blütenangebot auch zum
Zeitpunkt der Heuernte, Spinnen haben durch-
gängig Gelegenheit zum Netzbau, zahlreiche
Wirbeltiere wie Amphibien und Vögel finden
ganzjährig Deckung.
Die extensive Wiesenführung erlaubt nun breite
Übergänge zwischen Wiese und Waldrand bzw.
Wiese und Fließgewässer, wo früher bis an die
nutz- und befahrbare Grenze (und oft genug
auch darüber hinaus) umgebrochen wurde. Hier
wachsen heute Schilffelder, Röhrichte, Seggen-
riede und Hochstaudenfluren mit Wasserschwa-
den (Glyceria maxima), Wasser-Schwertlilie (Iris
pseudacorus), Rohrglanzgras (Phalaris arun-
dinacea), Pfeifengras (Molinia caerulea), der
Gewöhnlichen und der Salz-Teichbinse (Schoe­
noplectus lacustris und S. tabernaemontani),
Breit- und Schmalblättrigem Rohrkolben (Typha
latifolia und T. angustifolia), Mädesüß (Filipendu-
la ulmaria) und Blutweiderich (Lysimachia vulga-
ris). Diese teilweise bis zu 50 m breiten Struk-
turen sind ein wesentliches, seit 1991 deutlich
aufgewertetes Merkmal des Gebietes. Hier findet
sich der Brut-, Deckungs- und Nahrungsraum für
eine Vielzahl von Vogelarten und Lebensraum ei-
ner vielfältigen Spinnen- und Insektenwelt.
Die das Gebiet durchziehenden, langsam flie-
ßenden Gewässer – Alter und Neuer Kehrgraben
sowie nördlicher Kahlbach – sind außerordentlich
vielfältige Standorte der o. g. Röhrichte, Seggen-
riede und Schilffelder sowie von Kleinröhrichten mit
Aufrechtem Merk (Berula erecta), Wasserschwa-
den (Glyceria maxima) und Ästigem Igelkolben
(
Sparganium erectum). Bemerkenswert sind aus-
gedehnte Bestände der gefährdeten Wasserfeder
(
Hottonia palustris); die 1989 noch weit verbreitete
Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) ist
dagegen weitgehend verschwunden.
Zwischen dem bereits unter Naturschutz ste-
henden Wald westlich der Bahnlinie und den
o. g. Wiesenflächen liegen etwa 32 ha Kom-
munalwald, dessen Aufnahme in das Natur-
schutzgebiet ebenfalls gelang. Auf den feuchten
Standorten der Randsenke handelt es sich um
Schwarzerlen-Eschen-Auwälder mit gut ausge-
bildeter Krautschicht: u. a. Wasser-Schwertlilie
(
Iris pseudacorus), Einbeere (Paris quadrifolia),
Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und
Bärlauch (Allium ursinum). Auf den trockeneren,
lehmüberdeckten Kiesrücken stocken Sternmie-
ren-Eichen-Hainbuchen-Wälder mit Waldziest
(
Stachys sylvatica), Waldveilchen (Viola reichen-
bachiana), Hoher Schlüsselblume (Primula elati-
or) und Maiglöckchen (Convallaria majalis). Bei-
de Waldtypen werden für Baden-Württemberg
als schwer bzw. kaum regenerierbare, gefähr-
dete Biotoptypen eingeordnet (B
reunig
2002).
Die Entwicklung der Avifauna im Hochholz-Ka-
pellenbruch ist gut dokumentiert
1
.
Aktuell sind
66
Brutvogelarten nachgewiesen, bei 6 weiteren
Arten – darunter der in Baden-Württemberg
stark gefährdete (Einstufungen auf der Roten Li-
ste Baden-Württemberg (RL) nach
hölzinger
et
al. 2007
2
)
Wendehals (Jynx torquilla) – besteht
zumindest Brutverdacht. 33 Arten nutzen das
Gebiet auf dem Zug und/oder als Nahrungsgast.
Die folgende Darstellung beschränkt sich auf die
Vorkommen in den Flächen, die aktuell zum Na-
turschutzgebiet aufgewertet wurden.
Entlang des Alten Kehrgrabens wurden Pirol
(
Oriolus oriolus, RL V), Turtel- und Hohltaube
(
Streptopelia turtur, Columba palumbus, RL V),
Schwarzspecht (Dryocopus martius) und Wei-
denmeise (Parus montanus, RL V) nachgewie-
sen. In den benachbarten Rauenberger Wiesen
brütet die Feldlerche (Alauda arvensis, RL 3) re-
gelmäßig. Es ist zu erwarten, dass der Bereich
mit den Jahren auch von Mittel- und Buntspecht
(
Picoides medius, P. medius, letzterer RL V),
Grau- und Trauerschnäpper (Muscicapa striata,
Fidecula hypoleuca, beide RL V) und weiteren
Meisenarten besiedelt wird.
1
Die hier genannten Nachweise verdanken wir G
uido
W
ald
-
mann
,
Ketsch.
2
es bedeutet: 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefähr-
det, 3 = gefährdet, V = Art der Vorwarnliste.