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carolinea, 69
(2011)
Lage, Größe und Abgrenzung
Das NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“ liegt im
Norden von Karlsruhe innerhalb der Stadt auf
113
bis 116 m über Normalnull. Die Gesamt-
fläche des Schutzgebietes beträgt rund 70 ha,
damit zählt es zu den größeren Naturschutzge-
bieten in Baden-Württemberg. Das gesamte Ge-
biet befindet sich auf dem Gemeindegebiet der
Stadt Karlsruhe, verteilt auf die Gemarkungen
Neureut (ca. 13 ha) und Karlsruhe (ca. 56 ha).
Im Westen wird es von der Trasse der Karlsru-
her Straßenbahn sowie dem Karlsruher Stadtteil
Nordweststadt begrenzt und im Osten durch den
Nord-Süd-Verlauf des Zaunes sowie die angren-
zende Bebauung. Die nordöstliche Grenze wird
von dem Siedlungsgebiet „Heide“ gebildet. Im
Süden grenzt es an die Hardtwald-Siedlung.
Naturraum, Geologie und Klima
DasGelände ist weithineben, nur amNordostrand
liegt ein kleiner Teil einer bis drei Meter hohen
Binnendüne. Diese setzt sich nach Westen deut-
lich vom angrenzenden Gelände ab, geht nach
Süden jedoch unscharf in eine Flugsanddecke
über, die in der Ebene ausstreicht. Das Gebiet
befindet sich im nördlichen Oberrhein-Tiefland
mit der naturräumlichen Haupteinheit „Hardtebe-
ne“ (223) und der Untereinheit „Karlsruher Hardt“
(223.4) (
S
chmithüsen
1952).
Seine Entstehung verdankt der Hardtrücken
nacheiszeitlichen Naturkräften: Südwestwinde
verfrachteten damals große Mengen feinkörnigen
Materials aus den freiliegenden Schotterebenen
des Rheinstroms und lagerten die mitgeführten
Teilchen entsprechend ihrer Größe unterschied-
lich ab. Während die sehr feinen Teilchen im fer-
neren Hügelland als Löss niedergingen, lagerten
sich die schwereren Sande auf den Niederterras-
sen in Form von Flugsanddecken und Binnendü-
nen ab. Der größte Teil des Naturschutzgebietes
Alter Flugplatz Karlsruhe“ besteht aus solch ei-
ner Flugsanddecke, im Norden ist ein Rest eines
Dünenrückens erhalten.
Die Sande sind sehr durchlässig und daher von
Trockenheit und Nährstoffarmut geprägt. Zusätz-
lich sind für sandige Böden große Temperatur-
schwankungen mit sehr rascher Erhitzung und
Abkühlung charakteristisch: Bei Sonneneinstrah-
lung wärmen sie sich schnell auf, während in der
Nacht die Temperatur genauso schnell wieder
absinkt. Diese extremen Bedingungen sind da-
für ausschlaggebend, dass eine Humusanrei-
cherung und damit eine Bodenbildung nur sehr
langsam und auf den bewegten, sich oft umla-
gernden Sanden der Binnendünen fast gar nicht
stattgefunden hat. Die Sande sind heute stark
entkalkt und daher weitgehend sauer, die Entkal-
kung reicht bis auf wenige Ausnahmen in ein bis
drei Meter Tiefe. Das Grundwasser ist aufgrund
des hohen Grundwasserabstands für die Vege-
tation fast nicht verfügbar, es wird nur von einzel-
nen tief wurzelnden Arten genutzt.
Karlsruhe liegt im Übergangsbereich von ozea-
nischem zu kontinental getöntem Klima. Der käl-
teste Monat ist der Januar mit einem Monatsmit-
tel der Lufttem­peratur von 1 °C. Am wärmsten ist
der Juli mit einem Monatsmittel von 19,2 °C. Das
Jahresmittel der Lufttemperatur beträgt 10 °C.
In den niederschlagsreichsten Monaten Juni bis
August liegen die Niederschlagswerte zwischen
75
und 80 mm. Sie sind somit mehr als die Hälfte
höher als in den niederschlagsärmsten Monaten
Februar und März mit jeweils knapp 50 mm. Der
durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt
755
mm (H
öschele
&
K
alb
1988).
Wegen der
Durchlässigkeit des Bodens haben die hohen
Sommerniederschläge aber wenig Einfluss auf
die Ausprägung des Trockenstandorts.
Schutzwürdigkeit
Natura 2000, Biotopkartierung, Regionalplan
Ein Großteil des Naturschutzgebietes (rund
70 %)
wurde aufgrund des Vorkommens von
europaweit seltenen Lebensraumtypen nach An-
hang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Eu-
ropäischen Gemeinschaft (S
symank
et al. 1998)
als Natura-2000-Gebiet „Alter Flugplatz Karlsru-
he“ (6916-341) gemeldet (Tabelle 1).
In dem Gebiet liegen laut § 32-Kartierung (Nat­
SchG BW 2005) von 1993 sechs geschützte
Biotope. Sie haben eine Gesamtfläche von ca.
47
ha und haben 67 % Anteil an der gesamten
Naturschutzgebietsfläche. Die Biotoptypen sind
auch nach dem neuen Bundesnaturschutzge-
setz (BNatSchG 2010) geschützt.
Der aktuell gültige Regionalplan Mittlerer Ober­
rhein (2003) zeichnet den überwiegenden Teil
des Gebiets als „schutzbedürftigen Bereich für
Naturschutz und Landschaftspflege“ aus.
Landeskundliche Besonderheiten
Nach der weitgehenden Rodung der vermutlich
bis zum Mittelalter auf dem Hardtrücken vorhan-
denen Eichen-Buchenwälder (potentielle natür-