carolinea, 69
(2011): 133-138, 1
Abb., 4 Farbtaf.; Karlsruhe, 15.12.2011
133
Erweiterung des Natur- und Landschaftsschutz-
gebietes „Hochholz-Kapellenbruch“
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hristoph
A
ly
&
G
abriel
R
ösch
Kurzfassung
Am 10. Februar 2011 konnte das Natur- und Land-
schaftsschutzgebiet (NSG/LSG) „Hochholz-Kapellen-
bruch“ 20 Jahre nach der ersten Ausweisung als Schutz-
gebiet mit einer neuen Verordnung versehen und um
121
ha NSG-Fläche erweitert werden. Zwanzig Jahre
beharrliche Naturschutzarbeit hatten zu einer beeindru-
ckenden naturschutzfachlichen Aufwertung dieses Teils
der Kinzig-Murg-Rinne zwischen Malsch (bei Heidel-
berg) und Wiesloch geführt: wo 1991 noch überwiegend
Ackerflächen auf anmoorigen Böden bestellt wurden,
finden sich heute ausgedehnte Wiesen und Hochstau-
denfluren.Weiter ist das Gebiet charakterisiert durch ein
Grabensystem mit gut entwickelten Schilf- und Röhricht-
säumen sowie Schwarzerlen-Eschen-Auwälder und Ei-
chen-Hainbuchen-Sternmierenwälder. Detaillierte vege-
tationskundliche Kartierungen (R
ösch
2009)
legten es
nahe, nun auch den zentralen, bisher als LSG geführten
Bereich des Gebietes als Naturschutzgebiet auszu-
weisen. Die Unterschutzstellung würdigt das Erreichte,
richtet die land- und forstwirtschaftliche Nutzung auf
das naturschutzfachliche Ziel aus, reduziert Störungen
durch Freizeit-Aktivitäten und hilft, den zur Pflege dau-
erhaft erforderlichen Einsatz von Naturschutzmitteln zu
sichern. Die Wiederbesiedlung mit gebietstypischen
Vogelarten, die teilweise nur noch als Wintergäste zu
beobachten waren, ist angelaufen und wird weiter be-
obachtet werden.
Abstract
20
years after the declaration of the nature reserve
Hochholz-Kapellenbruch”, located in the communi-
ties Malsch, Rauenberg, St-Leon Rot and Wiesloch
(
Baden-Wuerttemberg, Germany), it was possible to
expand the protection of the legal ordinance to addi-
tional 121 hectares. 1991, this area was in intensive
agricultural use, which was made possible by drainage
of the former bogs, swamps and wet meadows in 1933.
Now, wet grasslands in extensive use replace most of
the former fields. The trenches are held operational;
they are accompanied by broad bands of rushs, sedg-
es, and reed. Still in forestral use are Stellario-Carpine-
tum oak-hornbeam forests and residual alluvial forests
with Alnus glutinosa. The legal ordinance regulates the
agricultural and forestral use, reduces the disturbances
caused by leisure activities, and helps to secure the
needed public money for landscape management.Typi-
cal and rare species of birds are present, some of them
only during migration; their re-establishment as breed-
ing species will be monitored.
Autoren
Dr. C
hristoph
A
ly
,
Regierungspräsidium Karlsruhe, Re-
ferat 55 – Naturschutz, Recht, 76247 Karlsruhe, Tel.:
0721-926-4362,
E-Mail:
G
abriel
R
ösch
,
Alte Rathausgasse 4, 69254 Malsch,
Tel.: 07253-24689, E-Mail:
.
1
Gebietsentwicklung, Schutzwürdigkeit
Das Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Hoch-
holz-Kapellenbruch“ liegt östlich und westlich der
Eisenbahntrasse Karlsruhe-Heidelberg zwischen
den Ortschaften Wiesloch-Frauenweiler, St. Le-
on-Rot, Rauenberg-Malschenberg und Malsch.
Es ist Teil der am Ende der Würm-Eiszeit entstan-
denen Kinzig-Murg-Rinne, die sich heute durch
naturschutzfachlich wertvolle Feuchtgebiete wie
das Weingartener Moor, den Bruchgraben bei
Baden-Baden, das Federbachbruch, das Schif-
tunger Bruch oder das Rastatter Ried auszeich-
net. Gewann- und Wegnamen des rund 120 ha
großen Kapellenbruchs weisen auf die Jahrhun-
derte alte Nutzung als Wiese oder Allmendweide
hin („Bruchwiesen“, „Furtwiesen“, „Viehweg“ auf
den Gemarkungen Rauenberg und Malsch).
1933
beendete die Anlage eines Entwässerungs-
systems durch denReichsarbeitsdienst dieseNut-
zung, anstelle der Moore, Sümpfe und feuchten
Wiesen entstanden Ackerflächen. Im Jahr 1991
wurde der zentrale Bereich des Gebietes zu ca.
90 %
als Mais- oder Getreideacker genutzt und
deshalb als „begleitendes LSG“ ausgewiesen,
u. a. mit dem Schutzzweck der Extensivierung.
Diese Extensivierung wurde in den vergangenen
20
Jahren Zug um Zug durch Flächenkauf, Pflege
und Vertragsnaturschutz realisiert. Aktiv beteiligt
waren die Kommunen, die Liegenschafts- und
Naturschutzverwaltung des Landes und des
Landkreises, sowie zahlreiche Vertreter des pri-
vaten und des Verbands-Naturschutzes.
Rund 85 % der 1991 noch als Acker genutzten
Fläche sind heute Wiese. Dabei handelt es sich
in erster Linie um Glatthaferwiesen, deren Ar-
tenzusammensetzung mit den gegebenen Nähr-