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ly
&
R
ösch
:
Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Hochholz-Kapellenbruch“
135
In den Hochstaudenfluren und Röhrichten sind
–
teilweise wieder, und teilweise in erstaunlicher
Dichte – Feldschwirl (Locustella naevia, RL V),
Sumpf- und Teichrohrsänger (Acrocephalus pa-
lustris, RL V, A. scirpacaeus), Rohrammer (Em-
beriza schoeniclus, RL V) sowie das Schwarz-
kehlchen (Saxicola rubicola) zu hören. Ursache
hierfür ist ohne Zweifel die gute Entwicklung die-
ser grabenbegleitenden Säume, deren Pflege seit
1990
auf der Grundlage eines naturschutzfachlich
optimierten Gewässerpflegeplans durchgeführt
wird (K
önig
1990).
Drossel- und Schilfrohrsänger
(
Acrocephalus arundinaceus, A. schoenobaenus,
beide RL 1) sowie das Braunkehlchen (Saxicola
rubetra, RL 1) und der Rohrschwirl (Locustella lu-
scinioides, RL 2) wurden in den 80er Jahren noch
als Brutvögel nachgewiesen, eine Wiederbesied-
lung des Gebietes wird erhofft. In den Gräben
selbst kommt das Teichhuhn (Gallinula chloropus,
RL 3) vor. Graureiher (Ardea cinerea) und Weiß-
storch (Ciconia ciconia, RL V, seit 2008 wieder
Brutvogel, seit 2010 sogar mit zwei Paaren) nut-
zen hier die großen Bestände der Wasserfrösche
als Nahrungsgrundlage.
Auf Wiesen und Gewässern sowie in den Röh-
richten wurden während der Winterzeit u. a.
folgende Arten nachgewiesen: Bekassine (Gal-
linago gallinago, RL 1), Grauammer (Emberiza
calandra, RL 2), Grünschenkel (Tringa nebularia),
Kanadagans (Branta canadensis), Kornweihe
(
Circus cyaneus, RL 1), Krickente (Anas crecca,
RL 1), Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoe
nobaenus, RL 1), Schwarzkehlchen (Saxicola
rubicola), Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe,
RL 1) und Wiesenschafstelze (Motacilla flava).
Auch der Graukranich (Grus grus) hat das Ge-
biet in jüngerer Zeit als Ruheplatz während des
Herbstzuges genutzt. Der Kiebitz (Vanellus va-
nellus, RL 2) war bis zum Jahr 2004 Brutvogel.
Jedes Jahr tauchen brutbereite Altvögel auf, es
kommt auch zu Brutversuchen, aber leider wurde
seither keine erfolgreiche Brut beobachtet: Aus-
gerechnet eine besonders tief gelegene Fläche
auf Gemarkung Malschenberg, die im Frühjahr
regelmäßig unter Wasser steht und daher für die
Vögel besonders attraktiv ist, wird noch als Acker
genutzt.
Aus der Gruppe der Fledermäuse konnten fol-
gende Waldarten nachgewiesen werden
3
:
Gro
ßer und Kleiner Abendsegler (Nyctalus noctula,
N. leisleri, letzterer RL 2; Einstufung nach B
raun
&
D
ieterlen
2003) ,
Wasserfledermaus (Myotis
daubentonii, RL 3), Großes Mausohr (Myotis my-
otis, RL 2), Rauhautfledermaus (Pipistrellus na-
thusii), Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmae-
us) und Braunes Langohr (Plecotus auritus, RL
3).
Hinzu kommen Arten, die sich tagsüber in Ge-
bäuden aufhalten und den Wald zur Jagd aufsu-
chen: Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus,
RL 2), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus,
RL 3), Große oder Kleine Bartfledermaus, My-
otis brandtii, RL 1, oder M. mystacinus, RL 3).
Alle Arten überwinden während einer Nacht mit
Leichtigkeit die Entfernungen zwischen den ein-
zelnenWaldbereichen des Gebiets. Damit besitzt
das Gebiet in der jetzt erreichten Ausdehnung
eine artenreiche und überaus individuenreiche
Fledermaus-Gesellschaft, die in hohem Maße
schutzwürdig und schutzbedürftig ist.
Alle genannten Fledermausarten sind in Anhang
IV der FFH-Richtlinie (A
nonymus
2006)
enthalten.
Dies bedeutet, dass Störungen oder die Besei-
tigung von Höhlenbäumen auch im Zusammen-
hang mit ansonsten ordnungsgemäßer Forst-
wirtschaft nicht zulässig sind, sollte sich dadurch
der Erhaltungszustand der lokalen Population
verschlechtern (§ 44 (4) Bundesnaturschutzge-
setz).
Eine Besonderheit im Herzen des Gebietes ist
ein ehemaliges Gewerbegebiet auf Gemarkung
Rauenberg. Ohne den erfolgreichen Flächen-
kauf durch die Kommune und das Land Baden-
Württemberg wäre dieser Bereich durch die
bereits geplante Wiederansiedlung von Indus-
triebetrieben naturschutzfachlich völlig entwer-
tet worden und zu einem zentralen Störfaktor
im Schutzgebiet geworden. Heute ist der durch
Kiesabbau entstandene und nun nicht wie ge-
plant im Rahmen der „Rekultivierung“ verfüllte
See ein vielfältiger Lebensraum mit reichhaltiger
Unterwasser- und Ufervegetation. Er ist u. a. Le-
bensraum des Kamm-Molchs (Triturus cristatus;
gefährdet nach L
aufer
et al. 2007), der Malermu-
schel (Unio pictorum, gefährdet nach A
nonymus
2008)
und zahlreicher Libellenarten (Fischbe-
satz und angelsportliche Nutzung finden nicht
statt). In angrenzenden Tümpeln laicht regel-
mäßig die Gelbbauch-Unke (Bombina variega-
ta, gefährdet). Der vom Aussterben bedrohte
Flussuferläufer (Actitis hypoleucus) nutzt das
Areal als Trittstein während des Zugs. Auf dem
ehemaligen Industriegelände selbst hat sich –
exemplarisch genannt für Bewohner sonniger,
trockener Ruderalstandorte – die Blauflügelige
Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens; ge-
3
Alle Fledermaus-Nachweise verdanken wir H
ans
-
J
oachim
F
ischer
,
Walldorf.