carolinea, 69
(2011): 165-173, 2
Abb.; Karlsruhe, 15.12.2011
165
R
aphael
S
lidell
Freiherr
von
E
rlanger
(1865 -1897) –
ein nahezu unbekannter
Zoologe und Malakozoologe
aus dem Heidelberg des 19. Jahrhunderts
J
ürgen
H. J
ungbluth
Kurzfassung
Es wird das Lebensbild des badischen und württem-
bergischen Malakozoologen R
aphael
S
lidell
Freiherr
von
E
rlanger
(*23.
Juli 1865, Paris, † 29. November
1897,
Heidelberg) aufgezeigt. Der Anlass zur Beschäf-
tigung mit diesem bedeutenden, heute kaum noch be-
kannten Naturforscher des 19. Jahrhunderts aus Hei-
delberg ergab sich durch den antiquarischen Erwerb
eines Separatabdruckes seiner Habilitationsschrift.
R.
von
E
rlanger
reichte für seine Habilitation alle seine
Publikationen kumulativ ein. Der zweite Teil der Paludi-
na viviparus-Publikation in den Morphologischen Jahr-
büchern 1893 wurde dabei aber als Habilitationsschrift
herausgehoben und mit diesem Vermerk separat publi-
ziert. Obwohl E
rlanger
bereits sehr früh verstorben ist,
hat er mehrere wichtige zoologische und malakozoo-
logische Publikationen vorgelegt. Hierbei ragen seine
Arbeiten über die Kiemenschnecke Viviparus (Mollus-
ca: Prosobranchia) und über Bärtierchen (Tardigrada)
hervor.
Abstract
The story of the life of malacologist R
aphael
S
lidell
Freiherr
von
E
rlanger
(*23.
July 1865 Paris; † 29.
November 1897 Heidelberg) is reported. The moti-
vation to deal with this important, nontheless to date
little known naturalist was offered by the purchase of
his habilitation thesis in an antiquarian bookshop. Al-
though E
rlanger
died early, he had already produced
a number of important general zoological, malacologi-
cal and other publications. His works on the gill snail
Viviparus and on tardigrades deserve to be mentioned
in particular.
Autor
Dr. Dr. J
ürgen
H. J
ungbluth
,
Projektgruppe Mollusken-
kartierung, In der Au 30e, D-69118 Schlierbach (Hei-
delberg), Tel.: 06621/ 89 21 80, Fax: 06621/ 708 803,
E-Mail:
Einleitung
Über die Geschichte der Weichtierkunde wurden
bereits im 19. Jahrhundert und in der Folge im-
mer wieder einzelne Beiträge veröffentlicht, eine
Gesamtdarstellung steht jedoch noch aus (J
ung
-
bluth
2002, 2006).
Bei den „Malakozoologischen
Landesbibliographien“ (J
ungbluth
1976,
J
ung
-
bluth
&
B
ürk
1984
ff., siehe K
örnig
et al. 2007)
wurde schon zu Beginn des Projektes „Mollus-
kenkartierung Deutschland“ Wert darauf gelegt,
die in der Region tätigen Malakozoologen in Por-
träts (Kurzbiographien, so genannten Lebensbil-
dern, möglichst mit einem Porträtfoto) zu doku-
mentieren (siehe auch J
ungbluth
2004).
Neben
einer Übersicht über die regionale Erforschungs-
geschichte der Weichtiere (Mollusca) sollten
hierdurch die Verdienste dieser Naturforscher um
die Biologisch-ökologische Landeserforschung
der Region (z. B. anhand ihres Schriftenverzeich-
nisses) belegt und wieder ins Bewusstsein geru-
fen werden.
Für das hier vorgelegte Lebensbild ist darauf
hinzuweisen, dass die Literaturquellen aus
dem 19. Jahrhundert heute in der Regel erst
ansatzweise in digitalisierter Form vorliegen
und recherchiert werden können. So war auf
die altbewährte Durchsicht der Zeitschriften-
reihen per Hand am Bestand zurückzugreifen.
Teilweise können die Ergebnisse anhand der
früher üblichen Literaturberichte und Register
der Zeitschriften, wie z.B. des Zoologischen
Anzeigers (siehe „Register zum Zoologischen
Anzeiger: Bibliographia Zoologica hrsg. von
Prof. J. V. C
arus
in Leipzig für die Jahrgänge
16-20,
Nummern 409-548 aus dem Jahr 1899)
ermittelt werden. In diesen Zeitschriften wur-
den auch „Literaturberichte“, unter anderem
mit Kurzfassungen, abgedruckt. Hier finden
sich weiter Hinweise auf die an anderer Stelle,
z.B. in ausländischen Zeitschriften, referierten
Veröffentlichungen. Die Reihe der „Malakozo-
ologischen Landesbibliographien“ (J
ungbluth
1976
ff.) ergänzt die Gesamtbibliographie der
deutschsprachigen malakozoologischen Zeit-
schriften (B
ürk
&
J
ungbluth
1985)
mit regio-
nalen Bausteinen.