carolinea, 69
(2011): 5-26, 17
Abb.; 4 Farbtaf.; Karlsruhe, 15.12.2011
5
Vier neue Rubus-Arten der sectio Corylifolii
L
indley
aus Baden-Württemberg
W
alter
P
lieninger
Kurzfassung
Vier neue Rubus-Arten der sectio Corylifolii L
indley
aus
dem nördlichen Baden-Württemberg werden beschrie-
ben: Rubus appropinquatus sp. nov. (series Suberecti-
geni), Rubus histrionicus sp. nov. (series Subthyrsoidei),
Rubus lictorum sp. nov. (series Subcanescentes), Rubus
remotifolius sp. nov (series Subcanescentes). Alle vier
Arten werden durch Fotos der Typus-Belege und durch
Fotos lebender Pflanzen illustriert. Zusätzlich werden
die Variabilität, wichtige diakritische Merkmale und –
falls notwendig – Unterscheidungsmerkmale ähnlicher
Arten kurz beschrieben. Außerdem werden die Verbrei-
tung und die ökologischen Präferenzen dargestellt.
Abstract
Four Rubus species of sectio Corylifolii
L
indley
from Baden-Württemberg
Four Rubus species of sectio Corylifolii L
indley
from
northern Baden-Württemberg are described as new
to science: Rubus appropinquatus sp. nov. (series
Suberectigeni), Rubus histrionicus sp. nov. (series Sub-
thyrsoidei), Rubus lictorum sp. nov. (series Subcanes-
centes), Rubus remotifolius sp. nov. (series Subcanes-
centes). In addition to the descriptions all four species
are illustrated by photographs both of the type speci-
mens and of living plants. Also the variability, important
diagnostic features and – if necessary – the differential
features of similar species are briefly described. Fur-
thermore the distribution and ecological preferences
are given.
Keywords: Rubus, sectio Corylifolii, species new to sci-
ence.
Autor
W
alter
P
lieninger
,
Schwaigerner Str. 14, D-74226
Nordheim, Telefon: 0 71 33 / 39 35, E-Mail: walter_
1
Einleitung
Neben den vorherrschenden Vertretern der “Ech-
ten Brombeeren” (sectio Rubus) finden sich im
nördlichen Baden-Württemberg auch zahlreiche
“
Haselblattbrombeeren” (sectio Corylifolii). Außer
bereits beschriebenen Arten sind darunter auch
viele offensichtlich unbeschriebene Sippen, un-
ter denen neben individuellen und lokalen “Bio-
typen” auch einzelne zumindest regional ver
breitete auftreten.
Vier von diesen werden im Folgenden als neue
Arten beschrieben. Es handelt sich um Vertreter
verschiedener Serien, die aber alle durch ober-
seits relativ dicht behaarte Blätter und das weit-
gehende Fehlen von Stieldrüsen auffallen.
2
Material und Methoden
Die Beschreibungen basieren auf dem gesam-
ten dem Verfasser zugänglichen Material der
entsprechenden Arten. Vergleiche mit ähnlichen
Sippen basieren ebenfalls auf Herbarmaterial
sowie auf den Originalbeschreibungen und Ab-
bildungen der Typusbelege.
Zur Terminologie und Messmethodik verglei-
che W
eber
(1985: 36
f.). Für die Blattmaße
wurden alle im Herbar des Verfassers vorhan-
denen Herbarbelege der jeweiligen Art ge-
messen, mit Ausnahme von stark modifizier-
ten Pflanzen.
Zusätzlich zur relativen Länge des Endblättchen-
stiels wurde auch das Verhältnis Länge : größte
Breite gemessen. Dieses Maß ist als Ergänzung
zur verbalen Beschreibung der Blattform sinnvoll.
Je nach Verlauf der Blattränder zur Basis und zur
Spitze und je nach der Lage der größten Breite
können die Blätter bei gleichem Längen- : Brei-
tenverhältnis durchaus unterschiedlich geformt
sein.
Die verschiedenen Blattmaße und die für die
Verzweigungswinkel der Blütenstandsäste ver-
wendeten Bezeichnungen sind auf der nächsten
Seite in zwei kleinen Skizzen dargestellt.
Die Behaarung der Kronblätter ist in der mittel
europäischen batologischen Literatur bisher oft
nicht dargestellt worden; sie findet sich aber in
britischen Arbeiten (vgl. z.B. E
dees
&
N
ewton
1988)
durchaus berücksichtigt. Neben der relativ
auffälligen Randbewimperung finden sich auch
auf der Fläche Haare in unterschiedlicher Dich-
te. Möglicherweise ist die Kronblattbehaarung
innerhalb einer Art nicht immer konstant (vgl.
P
lieninger
2008: 56),
was beim dort aufgeführten
Fall aber eventuell auf Umwelteinflüsse (stärkere
Beschattung) zurückzuführen ist.