58
carolinea, 69
(2011)
stände treffende Strukturen zu beobachten (Ab-
bildung 5f, 5g). Auch hier wirkt das Agens, aller-
dings von einem Ausgangspunkt, zum Beispiel
Waldrand aus, von dem es sich nur in eine Rich-
tung ausbreiten kann; oder dem Agens geht der
Bärlauch aus, trifft also an das Ende eines Bär-
lauchbestandes. Solange die Bärlauch-Pflanzen
einen Deckungsgrad von etwa 50 % erreichen,
kann sich das Agens noch ausbreiten. Hierdurch
entstehen dann eher undeutliche Magic Circles,
da hier die anderen mesotraphenten Waldkräu-
ter und Jungsträucher quasi eine Verschleierung
bewirken. Auch wenn mehrere MC-Kreise auf
einander zu wachsen, entstehen die Sichelstruk-
turen (Abbildung 5e).
Bemerkenswert ist, dass der größte Kreis 2011
auf über 21 m Durchmesser und eine Fläche von
über 350 m² herangewachsen ist, ohne dass er
durch andere MC aufgelöst wurde oder mit ihnen
verschmolz.
3.3
weitere runde Bärlauchblößen
Im Wald finden sich manchmal Stellen innerhalb
der Bärlauch-Dominanzbestände, die ebenfalls
fast kreisrund sind und denen der Bärlauch fehlt.
Sie sind anfangs nicht immer von „jungen“, klei-
nen Magic Circles zu unterscheiden, wachsen
aber nicht oder haben eine Vertiefung in der Mit-
te. Hier sind vor allem vermoderte Baumstümpfe
zu nennen, die ein Substrat bilden, das Allium ur-
sinum nicht besiedelt. Auch ehemalige, fast nicht
mehr kenntliche Reisigablagerungen, am Notzin-
ger Waldrand nicht selten, führen zu Bärlauch-
Fehlstellen. Gelegentlich ist im Wald außerdem
zu beobachten, dass im Traufbereich von Hain-
buchen, Carpinus betulus, +/- runde Bärlauch-
blößen bestehen, was auf das Wurzelwerk der
Bäume zurückgeführt werden könnte. Manchmal
sind auch bodenchemisch abweichende, versau-
erte und nährstoffverarmte Stammfußbereiche
bärlauchfrei.
Ein Zusammenhang zwischen der MC-Verbrei-
tung und früheren Traufbereichen der mit der
Einrichtung des Schonwaldes aus demWald ent-
fernten Kiefern (P. strobus, P. sylvestris) konnte
nicht erkannt werden.
3.4
Sonderformen der Magic Circles
Die Magic Circles sind nicht immer nahezu kreis-
rund. Stammfüße bilden ein Hindernis, an der
das Agens unmittelbar in basaler Stammnähe
beiderseits vorbei wandert, es aber nicht um-
wächst, sodass quasi im „Lee“ des Stammfußes
ein Bärlauch-Streifen in Breite des Stammfußes
stehen bleibt. Das Agens wandert streng exzen-
trisch geradeaus, weder rückwärts noch zur Sei-
te (Abbildung 5b).
Weitere Hindernisse sind kleine Quellrinnsale,
auch wenn sie im Sommer austrocknen. Sie wer-
den absolut nicht überquert. Auch Rückegassen
stellen zumindest im Einzelfall Grenzen dar, auch
wenn auf ihnen Allium wächst.
In anderen Einzelfällen wächst ein Magic Circle
an einer Seite lappenförmig aus (Abbildung 5c).
Hier wirkt das Agens offenbar besonders effektiv
und verlässt die Kreisgrenze.
Und schließlich kann das Agens überraschend
ganz oder teilweise erlöschen. Diesem geht viel-
leicht ein Stillstand des MC-Wachstums voraus
(
MC-Nr. 1, 5, 78). Manche Kreise lassen auch ein
plötzliches „Einbrechen“ erkennen: Innerhalb von
zwei Jahren hat sich auf der relativen Bärlauch-
blöße ein Lappen von höherem Bärlauch gebil-
det, der bis zum Kreiszentrum reichen kann (MC-
Nr. 1, 5 und 78; Abbildung 5d). Wirkt das Agens
auch in den vorjährigen Erweiterungszonen zu-
nächst noch hemmend auf Bärlauch? Durch ein
Wegfallen dieser Hemmung wäre dieses plötz-
liche Wiederbesiedeln möglich.
3.5
Zahl der Magic Circles
Insgesamt gibt es derzeit etwa 15-20 kreisför-
mige MC, also MC im engeren Sinne, im Untersu-
chungsgebiet. Dabei sind Sicheln, Halbkreise, ver-
schmolzene und rudimentäre MC nicht mitgezählt.
Manche vermeintliche MC i.e.S. erwiesen sich als
auf andere Ursachen als das Agens zurückgehend
oder waren sehr kurzlebig (siehe 3.3.).
4
Messungen im Gelände
4.1
Methode
Die Magic Circles sind nur so lange sichtbar,
wie der Bärlauch sichtbar ist. Zur weiteren Be-
obachtung und Klärung der Fragen, ob die MC
wachsen oder schrumpfen, oder wie schnell sie
wachsen, wurden die MC, die kreisförmig und
nicht zu undeutlich ausgebildet sind, 2008 mit
Bankirai-Holz-Stäben vermarkt.
Dazu wurde mithilfe eines Maßbandes die Mitte
der MC grob ermittelt und mit einem der entspre-
chend der MC-Kennzeichnung nummerierten
Holzstäbe markiert. Dann wurde in der Nord-
Süd-Richtung (Kompass) die aktuelle Grenze
des MC markiert, und entsprechend in Ost-
West-Richtung verfahren. Die jeweilige Radien
wurden auf Zentimeter genau bis zum Grund der