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carolinea, 70
(2012)
ginalüberwinterers A. parvula schon im Herbst,
vor der Überwinterung, Eier abgelegt werden
und diese nach einer winterlichen Eidiapause
im März/April schlüpfen, dann erscheint die sich
aus ihnen entwickelnde neue Generation nach
ca. 3-4 Monaten auf dem Flugplatz im Juli. Hin-
gegen treten Larven, die aus im Frühjahr von
den überwinterten Weibchen gelegten Eiern
schlüpfen, einige Wochen später auf. Möglicher-
weise werden diese Weibchen sogar erst nach
dem Winter begattet (M
elber
, 1989: 153-156),
was erklären würde, dass die Larvalentwicklung
erst im August/September abgeschlossen ist.
Damit ließen sich die beiden ungleichen Werte
im sommerlichen Auftreten von A. parvula auf
dem Flugplatz erklären. Freilich liegt der ge-
samte Entwicklungszyklus am Oberrhein wohl
früher im Jahr als in den norddeutschen Heiden,
in denen die Larvenentwicklung von A. parvula
zwischen Mai und August erfolgt, mit einem Ma-
ximum im Mai (vgl. M
elber
, 1989). Methodisch
hat M
elber
ohnehin Populationsdichtekurven
ermittelt und musste sich nicht auf die durch
Bodenfallenfunde erfassten Aktivitätskurven
beschränken. R
essel
& W
agner
(1960) bezeich-
nen A. parvula aus Niederösterreich als „Spät-
sommertier, das gegen Ende VII erscheint, VIII
das Maximum erreicht und Mitte X wieder ver-
schwindet“. R
ieger
(1981: 233) listet aus Württ-
emberg Funde für die Monate April bis Juni,
August, September, sowie ein überwinterndes
Weibchen vom Februar auf und bemerkt: „Lar-
ven und frisch gehäutete Imagines im August
häufig“.
M
elber
(1989) hat den Verlauf der Populations-
dichte von A. parvula mit dem von der mit A. mar-
ginata näher verwandten A. nigrina verglichen.
Seine Ergebnisse legten den Schluss nahe, dass
die jahreszeitlich unterschiedlichen Reprodukti-
onszyklen das Ergebnis ökologischer Konkurrenz
im gleichen Lebens- und Nahrungsraum sind,
die Verschiedenheiten also das Ergebnis einer
Konkurrenzvermeidung. Die Untersuchungen
auf dem Flugplatz unterliegen anderen Voraus-
setzungen, da dort drei verschiedene Biotope
berücksichtigt werden konnten. Konkurrenzver-
meidung kann dort nicht ohne Berücksichtigung
der jeweils von den Arten bevorzugten Biotope
festgestellt werden. Auf dem Flugplatz sind die
Aktivitätsmaxima der drei Acalypta-Arten deutlich
getrennt, und die Aktivitätszeiträume überlappen
sich nicht wesentlich. Die beiden näher verwand-
ten Arten A. gracilis und A. parvula bevorzugen
eindeutig zwei unterschiedliche Biotope, und
Abbildung 9. Korrelierte Phänologie von A. gracilis im Sandrasen, A. parvula im Nardetum und A. marginata in bei-
den Biotopen. Die Häufigkeitswerte von A. gracilis und A. marginata sind rechnerisch an die Werte von A. parvula
angepasst.
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