Carolinea 73

H eckmann et al.: Die Heteropterenfauna Kretas 109 beim Käschern durch wenige Aufsammlungen relativ zuverlässig nachgewiesen werden. Die Tendenz der Zunahme der prozentualen Arten- zahl von Mitteleuropa über Griechenland nach Kreta ist jedoch bei den am Boden lebenden Lygaeiden und auch bei den Reduviiden aussa- gekräftiger, da diese nur durch langjährige Unter- suchungen in vergleichbarer Artenzahl gefunden werden. Im Gegenzug sinkt die Artenzahl der Mi- riden von Mitteleuropa über Griechenland nach Kreta. Der höhere Prozentsatz an Miriden und Anthocoriden in der zweiten Erfassungsperiode (Tab. 1) der Wanzenfauna Kretas ist zum groß- en Teil methodisch bedingt, da dort über längere Zeit Lichtfang betrieben wurde ( H eiss et al. 1993). Zusätzlich erfolgten unsere Aufsammlungen nur im Mai und Juni, der Hauptflugzeit der Miriden. Das von R ieger (1995b) dargestellte Überwiegen bodengebundener Arten (Lygaeiden und Cyd- niden) gegenüber frei auf der Vegetation leben- den Miriden scheint nicht nur auf kleine Inseln zuzutreffen, da sich Kreta für diesen Quotienten zwischen Griechenland und Santorin positioniert (Abb. 26). Es spielen hier sicher weitere Faktoren wie die Entfernung vom Festland, das Höhenpro- fil, die damit verbundene Diversität der Vegeta- tionszonen und die Artenzahl der Pflanzen der Insel eine Rolle. Untersuchungen an weiteren In- seln des Mittelmeergebietes sollten hier Klarheit bringen. Auf Kreta kommen etwa 1.800 Pflanzenarten vor, davon gelten 183 Arten (etwa 10 %) als endemisch ( J ahn & S chönfelder 1995), bei den Wanzen sind dies 21 Arten (4,0 %). Zusätzlich zu den acht von uns gefundenen Arten sind dies Kalama cretica , Stephanitis lauri, Alloeotomus pericarti , Closterotomus izyai , Dichrooscytus impros , Phytocoris conifer , Phytocoris creticus , Polymerus hirtulus , Cyllecoris ernsti , Globiceps handlirschi , Heterocordylus heissi , Orthotylus creticus , Pyrrhocoris niger und Coriomeris brevi- cornis (Tab. 1). 17 dieser endemischen Arten sind Miriden, viele Arten dieser Wanzenfamilie sind auf einzelne Pflanzenarten spezialisiert. Phytoco- ris crux und Acrosternum malickyi haben inzwi- schen ihren Status als endemische Arten Kretas verloren, da sie beide auch auf dem Peloponnes nachgewiesen wurden, Maurodactylus fulvus da- gegen wurde auch auf Zypern gefunden. Der mit 4 % deutliche Anteil endemischer Wan- zen auf Kreta reicht zwar nicht an die 10 % Ende- miten unter den kretischen Pflanzenarten heran, doch finden beide eine Erklärung in der jüngsten erdgeschichtlichen Entwicklung der Insel. Kreta war während des Pliozäns und Pleistozäns wei- testgehend isoliert und hatte während der letzten 2 Millionen Jahre keine Verbindung zu den fest- ländischen Gebieten Griechenlands, Kleinasiens und Afrikas. Das hat sich nicht nur auf die Flora, sondern auch auf die Wanzenfauna ausgewirkt, zumal die meisten Wanzenarten als Pflanzen- sauger an bestimmte Gruppen oder einzelne Ar- ten von Wirtspflanzen gebunden sind. Abbildung 25. Ventocoris achivus -Weibchen aus Agios Nikolaos. Diese in Europa nur in Griechenland vor- kommende Art ist typisch für Grassteppen auf Kreta. – Foto: G. S trauss . Abbildung 26. Prozentuale Verteilung der Miridae ge- genüber den Lygaeidae und Cydnidae in Griechen- land, Kreta, Santorin und Malta. Daten für GR und Kre- ta aus Tab.2., für Santorin und Malta aus R ieger (1995).

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