Carolinea 73

132 Carolinea 73 (2015) an Goldrute, leg. et det. M. H ahnefeld (vid. G. R eder ). Der Fundplatz ist eine ca. 60 ha große Ruderalfläche mit einer enorm vielfältigen Insek- tenfauna zwischen Mainz-Weisenau, -Lauben- heim und -Hechtsheim ( M. H ahnefeld , mündl. Mitt.). Durch Überbauung geht die gesamte Flä- che demnächst unrettbar verloren. Die aus Mittelamerika, Mexiko und den USA stammende Art wurde in Europa 1960 erstmals in Südfrankreich entdeckt. Seither breitet sie sich in Südeuropa aus und ist inzwischen von Spani- en bis Ungarn und Serbien (Belgrad) nachgewie- sen. 2014 wurden auf der Krim (Ukraine) Nester gefunden, etwa 1.100 km von Belgrad entfernt ( F ateryga et al. 2014). Als Ursache für diesen „Ausbreitungssprung“ nehmen die Autoren Ver- schleppung mit Transportgütern per Schiff an. In der Schweiz wurde Isodontia mexicana 2005 auch nördlich der Alpen entdeckt in den Kanto- nen Luzern und Solothurn ( A rtmann -G raf 2006). Der erste Fund in Deutschland gelang W estrich 1997 in einem Garten in Tübingen ( W estrich 1998). Ob Isodontia nach Tübingen durch Ein- wanderung oder Verschleppung gelangt ist, bleibt ungewiss. In einem Garten in Kehl west- lich Straßburg beobachtete R ennwald 2003 und 2004 mehrere Exemplare an Mannstreu ( Eryngi- um ) und an Goldrute. Er vermutet, dass Isodon- tia in Kehl inzwischen bodenständig geworden ist ( R ennwald 2005). Erste Nester von Isodontia in Deutschland fanden P. W estrich in Tübingen 2009 und C. K öniger in Emmendingen nördlich Freiburg seit 2006 ( W estrich 2009a und 2009b). Ein kurze und daher nicht ganz sichere Beobach- tung von Isodontia mexicana an morschem Holz auf seiner Terrasse in Karlsruhe-Waldstadt teilte mir F. Z mudzinski Ende August 2014 telefonisch mit. In den letzten Jahren breitet sich Isodontia mexicana in Süddeutschland immer weiter aus – Stuttgart-Zuffenhausen ( H aselböck 2014), Kai- serstuhl und Emmendingen nördlich Freiburg ( W estrich 2007), Bad Dürkheim (Rheinland- Pfalz) ( B urger 2010) – und hat in der Rheinebe- ne ihr nördlichstes aktuelles Vorkommen in einen Industriegelände in Mainz 2013 ( M. H ahnefeld mündl. Mitt.). Die Nester mit meist 6-8 hintereinander liegen- den Zellen werden in hohlen Pflanzenstängeln angelegt, aber auch Nisthilfen werden ange- nommen. In Italien und Südfrankreich befinden sich die Nester oft in Riesenschilf ( Arundo do- nax ). In Deutschland sind bisher Weinhähnchen ( Oecanthus pellucens , Gryllidae) in Tübingen und die Südliche Eichenschrecke ( Meconema meridionalis , Tettigoniidae) in Emmendingen als Larvenfutter nachgewiesen ( W estrich 2009a und 2009b). Die Gesänge der Weinhähnchen sind sowohl im Stadtgebiet von Heidelberg als auch in Karlsruhe häufig zu hören. Meconema meri- dionalis kommt auch in unserem Garten in Hei- delberg vor. Ein weiteres mögliches Futtertier im Garten ist Leptophyes puntatissima (Tettigonii- dae). Das zahlreiche Vorkommen in Heidelberg- Wieblingen zeigt, daß Isodontia dort schon eine stabile Population aufgebaut hat. Sceliphron curvatum ( F. S mith , 1870) 1 ( , 23.06.2003 im Wohnzimmer ( S chmidt 2005). 1 ( , 01.06.2009 ebenfalls im Wohnzimmer. Ein weiterer interessanter Zuwanderer ist die in- zwischen eingebürgerte Grabwespe Sceliphron curvatum . Sie stammt aus Asien und ist dort von Indien bis Zentralasien (Kasachstan, Kirgistan) verbreitet. Erstmals wurde sie in Europa 1979 in der Steiermark festgestellt. Deutschland wur- de von Südosten (über Österreich, Salzburg): Regensburg 2003, von Osten (über Tsche- chien): Chemnitz 2003 und von Süden (über die Schweiz, Basel): Freiburg 2002 besiedelt. Bis 2004 war im Nordwesten Oberhausen erreicht ( S chmid -E gger 2005). Der Wiederfund 2009 in unserem Wohnzimmer lässt vermuten, dass S. curvatum ein fester Bestandteil der Heidelberger Stadtfauna geworden ist. Die Wespen mörteln an regengeschützten Or- ten urnenförmige Lehmzellen. Die Nestanlagen mit mehreren Urnen beieinander finden sich in Mitteleuropa fast ausnahmslos im Siedlungsbe- reich (vgl. die Fotos in S chmid -E gger 2005). Über den ersten Fund einer Nestanlage weitab von einer Siedlung berichten R eder & B ettag (2008). 7 Lehmurnen befanden sich unter der Rinde einer teilweise abgestorbenen alten Eiche in einem Auwald bei Neuhofen in Rheinland-Pfalz. Als Larvenproviant werden pro Zelle 8-25 kleine Spinnen, meistens mit einer Körperlänge von 3-8 mm aus verschiedenen Familien eingetragen ( D orow & J äger 2005). Oryttus concinnus ( R ossi , 1790) 1 ( , 5.9.2014 im Wohnzimmer am Fenster. Das Wohnzimmer steht über zwei Glastüren und eine Fensterwand in Verbindung mit der Terrasse und dem Garten.

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