Carolinea 73

S chmidt : Grabwespen in Heidelberg-Neuenheim 133 Zwei weiterere Funde von Oryttus concinnus ge- langen M. H ahnefeld und G. R eder in Mainz: 1 ( , 3.8.2014 Mainz, Innenstadt, leg. et det. M. H ahnefeld (vid. G. R eder ). Der Fundort war eine kleine Grünfläche mit einem Eisengitterzaun in der Mainzer Neustadt, die nördlich an die Altstadt angrenzt. Dort be­ obachtete M. H ahnefeld am 2.8. die ihm un- bekannte Wespe, wie sie mehrmals eine Zier- konifere anflog. Am nächsten Tag kehrte er mit Netz zurück und konnte ein Tier an derselben Konifere fangen. Oryttus war dort wahrscheinlich auf der Jagd nach seinem bevorzugten Beute- tier, der Käferzikade Issus coleoptratus . Unter den Futterpflanzen dieser polyphagen Zikade werden außer Efeu und Birke, die ebenfalls auf der Grünfläche wuchsen, auch Eibe ( Taxus ) und Wacholder ( Juniperus ) genannt. Der Fundort dürfte also das Jagdrevier und vielleicht auch der Nistplatz der Wespe gewesen sein. 1 ( , 22.8.2015 Mainz, Zitadelle, mit Beute, leg. et det. G. R eder . Der Fundort lag in einem schattigen Bereich der Grünanlage. Das Beutetier ist bei der Entnahme aus dem Fangnetz leider entwischt. Das Beutetier Issus coleoptratus ist eine extrem polyphage Zikade. Eine beliebte, in unserem Garten die bevorzugte Futterpflanze von ihr ist Efeu ( Hedera helix ) ( R emane & W achmann 1993). Jedes Jahr beobachte ich im Garten zahlreiche Käferzikaden auf Efeu, der in unseren Städten immer häufiger wird. An den Nistplatz in der Erde werden von Oryttus keine hohen Ansprüche ge- stellt. Bei Marseille war es ein etwa 20 cm tiefes mit steiniger Erde gefülltes Zementbecken ( D e ­ leurance 1946), auf Korsika „gesteinssplit-hal- tiger Boden“ in der Nähe einer Hauswand ( J acobi 2009). Den ersten sicheren Fund dieser holomediterran verbreiteten Grabwespe aus Deutschland mel- dete ich 2008 ( S chmidt 2008). Der Wiederfund nach sechs Jahren in etwa 2 km Entfernung vom ersten Fundort, dem Philosophenweg auf dem Heiligenberg bei Heidelberg, legt den Schluss nahe, dass Oryttus concinnus inzwischen in Heidelberg bodenständig geworden sein könnte. Da keine Blütenbesuche von Oryttus concinnus bekannt sind, entgeht er trotz seiner auffälligen Zeichnung – schwarz, roter Thorax, weiße Hinter- leibsbinde – leicht der Beobachtung. Zur Eigen- versorgung leckt er vermutlich Honigtau. Auch in seinem Hauptverbreitungsgebiet in Südeuropa wird Oryttus concinnus nur selten gefangen. In Frankreich ist Oryttus concinnus ebenfalls in Ausbreitung begriffen. Der nördlichste Fund ist Paris, Bois du Boulogne 2001 ( B itsch 2010). Meine ursprüngliche Vermutung, dass die Grün- derindividuen in Deutschland mit Erdballen von mediterranen Pflanzen eingeschleppt sein könn­ ten, ist durch die neuen Funde in Paris und Mainz etwas weniger wahrscheinlich geworden. Auch aktive Einwanderung ist wohl nicht mehr gänzlich auszuschliießen. In die Rote Liste und das Verzeichnis der Wes- pen Deutschlands wurde Oryttus concinnus noch nicht aufgenommen. Isodontia mexicana und Sceliphron curvatum gelten beide als nicht gefährdet ( S chmid -E gger 2010 ). Eine persönliche Bemerkung zum Schluss: Die Beschwerden und Einschränkungen des Alters können sich auch positiv auswirken. Ich habe Zeit und Gelegenheit, in der nächsten Umge- bung, unserem etwa 500 Quadratmeter großen Garten, genauer hinzusehen und freue mich über jede neue Beobachtung und „neue“ Insek- tenart, die ich entdecke. Danksagung Für die Erlaubnis, ihre Funde und Beobachtungen von Isodontia und Oryttus in Heidelberg und Mainz mitzu- teilen, danke ich den Herren M. H ahnefeld , Wiesbaden und G. R eder , Flörsheim-Dalsheim sehr herzlich. Literatur A rtmann -G raf , G. (2006): Neue und seltene Grabwes- pen (Hymenoptera: Sphecidae) in der Nordwest- und Zentralschweiz. – Bembix 23 : 4-7; Bielefeld. B itsch , J. (2010): Compléments au volume 2 des Hyménoptères Sphecidae d‘Europe occidentale (Faune de France 82). – Bull. Soc. Ent. Fr. 115 : 99- 136; Paris. B itsch , J., B arbier , Y., G ayubo , S., S chmidt , K. & O hl , M. (1997): Hyménoptères Sphecidae d‘Europe occi- dentale, vol. 2. – Faune de France, 82 : 429 S.; Paris. B urger , R. (2010): Isodontia mexicana ( S aussure , 1867 ) (Hymenoptera: Sphecidae) – eine neozoische Grabwespe in Südwestdeutschland. Erster Nach- weis in Rheinland-Pfalz. – Pollichia-Kurier 26 : 25-27; Bad Dürkheim. D eleurance , E. P. (1946): Note biologique sur le Gory- tes ( Harpactus ) concinnus R ossi et sur son parasite le Nysson trimaculatus R ossi (Hym. Sphegidae). – Bull. Soc. Ent. Fr. 50 (1945): 122-126; Paris. D orow , W. H. O. & J äger , P. (2005): Zum Nahrungs­ spektrum der Grabwespe Sceliphron ( Hensenia ) curvatum ( S mith , 1870) (Hymenoptera: Sphecidae). – Bembix 19 : 37-40; Bielefeld. F ateryga , A. V., P rotsenko , Y u . V. & Z hidkov , V. Y u . (2014): Isodontia mexicana (Hymenoptera, Speci- dae) a new invasive wasp species in the Crimea. – Vestnik zool. 48 : 185-188; Kijev.

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