Carolinea 73

Carolinea 73 (2015): 135-138, 2 Abb.; Karlsruhe, 15.12.2015 135 Bunodophoron melanocarpum im Schwarzwald (Südwestdeutschland) M atthias A hrens & T homas W olf Abstract Bunodophoron melanocarpum in the Black Forest (South-West Germany) The lichen Bunodophoron melanocarpum ( S w .) W edin (Sphaerophoraceae, Lecanorales) was found at a lo- cality in the northern part of the Black Forest (Baden- Württemberg, South-West Germany). Until now, the species was considered to be extinct in Germany after the last known site had been destroyed in 1982 by fo- restry. The new locality is situated in a rocky, forested ravine, close to a waterfall where conditions of high humidity prevail. There, B. melanocarpum was found growing on acidic rock on almost vertical, damp rock surfaces, both at the bottom of the northerly exposed and shaded cliff as well as on large boulders situated at its base. Important associated species are Diplophyl­ lum albicans , Isothecium myosuroides , Anastrophyllum minutum , Bazzania flaccida , Dicranodontium denuda­ tum , Leucobryum juniperoideum , Plagiochila punctata , Parmelia omphalodes and Sphaerophorus globosus . Autoren Dr. M atthias A hrens , Referat Botanik, Staatliches Mu- seum für Naturkunde Karlsruhe, Erbprinzenstr. 13, D-76133 Karlsruhe; E-Mail: matthias.ahrens@smnk.de Dipl.-Biol. T homas W olf , Durlacher Str. 3, D-76229 Karlsruhe; E-Mail: Wolf.Th@t-online.de Einleitung Die Flechte Bunodophoron melanocarpum ( S w .) W edin (= Sphaerophorus melanocarpus ( S w .) DC .; Sphaerophoraceae, Lecanorales) ist der einzige aus Europa bekannte Vertreter der Gat- tung, die etwa 20 überwiegend in der temperaten Zone der Südhemisphäre vorkommende Arten umfasst. Kennzeichnend sind die strauchigen, grau bis weißlich gefärbten Thalli aus lockeren, zweiseitig fiederig verzweigten, deutlich ver- flachten Abschnitten (Abb. 1-2; T ibell 1999, W e - din & G ilbert in S mith et al. 2009, W irth 1995, W irth , H auck & S chultz 2013). Die Art ist in Europa insgesamt sehr selten und weitgehend auf die atlantische Region imWesten beschränkt, wobei der Verbreitungsschwerpunkt auf den Britischen Inseln liegt (hier ist die Flechte vor allem im Nordwesten Schottlands häufiger, D obson 2011). Dabei liegen die nördlichsten eu- ropäischen Fundstellen in Südwestnorwegen ( T ibell 1999). Die europäische und weltweite Verbreitung wird ausführlich von D egelius (1935) und L ye (1969) (mit Karten) behandelt. Aller- dings ist die Taxonomie und Nomenklatur von Bunodophoron melanocarpum s.l. nach W edin & G ilbert in S mith et al. (2009) zur Zeit noch unge- klärt, und das in Europa vorkommende Taxon ist möglicherweise nicht mit B. melanocarpum s.str., das aus Jamaika beschrieben wurde, identisch. In Mitteleuropa war die Flechte immer extrem selten, bisher sind (oder waren) nur wenige, iso- lierte Populationen (Einzelfunde) in ozeanisch geprägten, klimatisch begünstigten Gebieten bekannt (Übersichtskarte in S chauer 1965). Die Verbreitung in Deutschland und Nachbargebie- ten wird von W irth , H auck & S chultz (2013) dar- gestellt. In Süddeutschland wurde die Art an einzelnen Fundstellen im Schwarzwald, im Pfälzer Wald und in den Bayerischen Alpen nachgewiesen. Aus dem Schwarzwald waren bisher zwei Nach- weise bekannt, die von S chindler (1970) veröf- fentlicht wurden. Die Fundorte liegen in der kli- matisch milden, niederschlagsreichen Region des oberen Kinzigtals im Mittleren Schwarzwald bei Alpirsbach und Berneck: TK 25 7616 SW oder SE: Alpirsbach, auf Sand- steinfelsen im Wald des Reutiner Bergs (E oder SE Alpirsbach), 1827, K oestlin ; hier auch von R ösler mehrfach gesammelt ( S chindler 1970, Herbarbelege nach S chindler in STU). Von S chindler (1990) an dieser Stelle nicht wieder- gefunden. TK 25 7516 SW: „Alter Weiher“ NW Berneck, Westrand des Karbodens am Grund der Steil- wand, 660 m, schattiger Buntsandstein-Block, 1969, S chindler , S chindler (1970). Nach S chind - ler (1990) seit 1982 erloschen; das Vorkommen wurde beim Herausziehen umgestürzter Bäume nach einem Sturmereignis zerstört.Weitere Fels- blöcke mit Beständen der Flechte wurden von S chindler im Fundgebiet trotz Suche nicht be­ obachtet. Im Flechtenherbar des Karlsruher Na- turkundemuseums (KR) befinden sich mehrere,

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