Carolinea 73

136 Carolinea 73 (2015) in den Jahren 1969, 1972 und 1981 von S chind - ler an dieser Fundstelle gesammelte Belege (Nr. 2794, 3694, 10427). Herbarbelege von beiden Fundstellen werden in S chindler (1970, 1990) fotografisch dokumentiert. Eine weitere, ältere Angabe liegt aus dem Pfäl- zer Wald vor: TK 25 6614 SW: An (Buntsandstein-) Felsen auf der Großen Kalmit NW St. Martin SW Neustadt, H eeger (1911). J ohn (1990) hat eine Verbreitungskarte für Rhein- land-Pfalz und Umgebung veröffentlicht. Außerdem wurde die Flechte im Hohneck-Gebiet in den südlichen Vogesen beobachtet. Nach H ar - mand (1905) wurde sie von H ue und H armand bei La Schlucht NW Munster gefunden. Später hat W erner (1969) die Art epiphytisch auf Abies alba am Lac de Lispach NE La Bresse nachgewiesen. Der Verbreitungsschwerpunkt in Frankreich liegt im äußersten Nordwesten (Massif armoricain; R oux et al. 2014). In der Schweiz sind nur wenige Fundstellen in den Alpen und Voralpen bekannt ( S tofer et al. 2008). Weiterhin liegt ein älterer Nachweis aus den Bayerischen Alpen bei Elmau nahe Oberammergau vor ( S chauer 1965). B. melanocarpum wird zur Zeit in Deutschland als ausgestorben betrachtet (RL 0; W irth et al. 2011, W irth , H auck & S chultz 2013), da das von S chindler entdeckte Vorkommen am Alten Wei- her NW Berneck seit 1982 erloschen ist ( S chind - ler 1990). Im Juli 2014 wurde die Flechte an einer neuen Fundstelle im Schwarzwald wieder- entdeckt. Der Fundort Das Vorkommen liegt im Mittleren Schwarz- wald im Gebiet des oberen Wolfach-Tals. Die Wolfach, ein Nebenfluss der Kinzig, fließt hier in einem tief eingeschnittenen Tal mit steilen, be- waldeten Hängen. Der Fundort befindet sich am Burgbach-Wasserfall SE Burgbach (TK 25 7516 SW) bei einer Meereshöhe von 600 m. Der Burg- bach ist ein Seitenbach der Wolfach, der hier mit einer freien Fallhöhe von etwa 15 m über eine markante, aus stark verkieselten, harten Arkose- sandsteinen des Rotliegenden und granitischem Grundgebirge gebildeten Steilstufe herabstürzt ( S chöttle 1984). Die neu entdeckte Stelle liegt etwa 2 km (Luftlinie) vom Fundort am Alten Wei- her NW Berneck entfernt. Klimatisch wird das Fundgebiet durch die hohen Niederschläge ge- kennzeichnet (Bad Rippoldsau: mittlere jährliche Niederschlagssumme im Beobachtungszeitraum 1981–2010: 1684,0 mm; Deutscher Wetterdienst 2014). Ökologie und Vergesellschaftung B. melanocarpum wurde an einer nordexpo- nierten, schattigen, luftfeuchten Felswand in der Nachbarschaft des Wasserfalls beobachtet. Da- bei besiedelt die Flechte kalkarme, frische, stark (etwa 80°) geneigte Felsflächen am Grund der senkrechten, hohen Felswand und an großen, herabgebrochenen, am Fuß der Wand liegen- den Felsblöcken. Die Art ist auf besonders ge- schützte Stellen in Bodennähe beschränkt und fehlt an den höheren, mehr als 3 m über dem Boden liegenden Abschnitten des Felsens. Das Vorkommen liegt im Bereich eines älteren Fichten-Weißtannen-Walds in einem felsigen, schluchtartigen, luftfeuchten Einschnitt. Die Thalli wachsen in kleinen Beständen oder einzeln an Felsflächen, die fast völlig von Moos- rasen überzogen werden. Dabei dominiert meist Diplophyllum albicans , stellenweise auch Isothecium myosuroides (die Nomenklatur der Moose folgt K operski et al. 2000, die der Flechten W irth , H auck & S chultz 2013). Weitere Begleit­ arten sind Anastrophyllum minutum , Bazzania flaccida , B. trilobata , Blepharostoma trichophyl­ lum , Cephalozia lunulifolia , Dicranodontium denudatum , Dicranum scoparium , Hypnum cu­ pressiforme s.l., Lepidozia reptans , Leucobry­ um juniperoideum , Metzgeria temperata , Mni­ um hornum , Paraleucobryum longifolium und Scapania nemorea (Moose) sowie die Flechten Parmelia omphalodes (an der Felswand häufig) und Sphaerophorus globosus (einzelner Thal- Abbildung 1. Die Strauchflechte Bunodophoron me­ lanocarpum am Burgbach-Wasserfall im oberen Wol- fachtal (Mittlerer Schwarzwald). Charakteristisch sind die deutlich verflachten, fiederig verzweigten Thallus­ äste. – Foto: T. W olf .

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