Carolinea 73

A hrens & W olf : Bunodophoron melanocarpum im Schwarzwald 137 lus). Am Fuß der Felswand wächst Plagiochila punctata , ein Lebermoos mit hyperozeanisch südlich-temperater Verbreitung. Dabei handelt es sich um das einzige gesicherte Vorkommen in Deutschland ( N ebel in N ebel & P hilippi 2005). Stellenweise sind B. melanocarpum und Pla­ giochila punctata vergesellschaftet. Insgesamt lassen sich die Bestände den im Schwarzwald weit verbreiteten Moosgesellschaften Diplophyl- letum albicantis und Isothecietum myosuroidis zuordnen. B. melanocarpum ist wenig konkurrenzkräftig und wird stellenweise von Moosen überwachsen, insbesondere von Diplophyllum albicans und Isothecium myosuroides . Von den steilen Felsflä- chen fallen immer wieder einzelne Thalli herab. Am Burgbach-Wasserfall und in den von S chind - ler am Alten Weiher NW Berneck gesammelten Proben fanden sich häufig schwarze bis bräun- lich gefärbte Pyknidien, die an den Spitzen oder Rändern der terminalen Thallusäste vorkommen und stäbchenförmige, einzellige, hyaline Ko- nidien bilden. Apothecien fehlen. An der histo- rischen Fundstelle bei Alpirsbach kamen dage- gen auch Apothecien vor ( S chindler 1970). Die Art wurde an der Lokalität an vier benachbarten Stellen beobachtet. Insgesamt (d.h. zusammen- gerechnet) bedecken die Thalli eine Fläche von etwa 240 cm². Ein Vergleich mit den von S chind - ler gesammelten Herbarproben zeigt, dass der Bestand am Alten Weiher NW Berneck deutlich größer war. Die Fundstelle am Alten Weiher lag am Grund eines luftfeuchten, steilen, ostexponierten Hangs in einem bewaldeten Kar. Hier besiedelte die Flechte zusammen mit dem Lebermoos Anastro­ phyllum minutum die senkrechte, ostexponierte Fläche eines schattigen Buntsandstein-Blocks ( S chindler 1970). Zusammenfassende Angaben zur Ökologie finden sich vor allem in L ye (1969), außerdem in D egelius (1935), W irth (1995), W irth , H auck & S chultz (2013) und R oux et al. (2014). In anderen Regionen, insbesondere im Alpenraum, wächst die Art auch epiphytisch auf Borke an den Stämmen alter Nadel- und Laub- bäume (vor allem an Abies alba und Picea abi­ es ) in naturnahen Wäldern. Die von L ye (1969) veröffentlichten Vegetationsaufnahmen zeigen die Vergesellschaftung in Norwegen. Als Begleit­ arten treten wie an der Fundstelle am Burgbach- Wasserfall vor allem Moose auf. Dabei ist die hohe Frequenz von Plagiochila punctata bemer- kenswert, die auch im Schwarzwald zusammen mit B. melanocarpum beobachtet wurde. Gefährdung Eine akute Bedrohung des Vorkommens am Burgbach-Wasserfall ist derzeit nicht erkennbar. Der kleinflächige Bestand kann allerdings durch forstliche Eingriffe (größere Holzentnahmen, Än- derung der Bestockungsverhältnisse) leicht be- einträchtigt werden, ebenso durch die zur Zeit im Schwarzwald weit verbreitete Freistellung von Felsen (Entnahme beschattender Gehölze aus Naturschutzgründen, um die Standortbe- dingungen für einige Arten der Felsspaltenve- getation zu verbessern, oder zur Förderung des Fremdenverkehrs). Auch an diesem Felskomplex wurden in Teilbereichen schon solche Eingriffe durchgeführt. Diese Maßnahmen können dra- stische Veränderungen der mikroklimatischen Verhältnisse verursachen, wodurch es zu einem Rückgang oder zum Aussterben der Flechte kommen kann. Negative Auswirkungen hätte auch die weitere touristische Erschließung des Wasserfalls. Im Oktober 2014 wurde das alte Fundgebiet am Alten Weiher NW Berneck erneut untersucht. Dabei wurde die Flechte nicht wiedergefunden. Damit ist der am Burgbach-Wasserfall entdeckte Bestand das einzige zur Zeit bekannte Vorkom- Abbildung 2. Kleiner Bestand von Bunodophoron me­ lanocarpum in einem lückigen Moosrasen am Grund einer senkrechten Felswand am Burgbach-Wasserfall. – Foto: T. W olf .

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