Carolinea 73

156 Carolinea 73 (2015) Haupteinheit „Sandstein-Odenwald“ (144) zu- gerechnet, deren Untereinheit „Lohrbacher Vor- stufen“ (144.4) mit ihren bewaldeten Tälern den Übergang zur südlich anschließenden offenland- und muschelkalkgeprägten Gäulandschaft des Baulands bildet (Landesanstalt für Umwelt, Mes- sungen und Naturschutz Baden-Württemberg 2010). Die Hangbereiche des Naturschutzgebietes stocken auf Unterem Muschelkalk, der sich von oben nach unten in die Schichten des Oberen Wellenkalks auf den Anhöhen über den Mittle- ren Wellenkalk hin zum Unteren Wellenkalk an den Hangfüßen gliedert. Hier haben sich vorwie- gend braune Rendzina-Böden und vor allem im Bereich mit Lössauflagen Pararendzinen ausge- bildet (Institut für Botanik und Landschaftskunde 2011). Im Tal finden sich überwiegend fruchtbarer Aue- lehm bzw. tiefgründige Gley-Kolluvien auf Obe- rem Buntsandstein mit eiszeitlichen Anschwem- mungen. Aufgrund der relativ hohen Jahresdurchschnitts­ temperaturen und geringer Niederschlagsmen- gen gehören die Hangbereiche des Nüsten- bachtals bereits zum Grenzbereich des für den Weinbau benötigten Klimas. Historische und aktuelle Nutzung Alten Übersichtsplänen der Gemarkungen Nüs- tenbach, Neckarelz und Mosbach ist zu entneh- men, dass sich zur damaligen Zeit die Grünland- nutzung hauptsächlich auf das eigentliche Tal beschränkte. An südexponierten Hängen, wie beispielsweise dem Sohlberg, wurde Wein an- gebaut, die Bewirtschaftung der wenigen Wein- berge wurde jedoch zu Beginn des 20. Jahr- hunderts aufgegeben. Anstelle der Rebflächen traten zunächst Ackerflächen, lediglich die fri- schen bis feuchten Bereiche im Talgrund wurden als Wiesen und Weiden bewirtschaftet. Als auch die Ackernutzung an den flachgründigeren, stei- leren ehemaligen Rebflächen unrentabel wurde, entstanden hier Obstbaumwiesen, auf einigen Flächen dank der Schafbeweidung Wacholder- heiden, die jedoch nach Aufgabe der Beweidung wieder brach fielen. Aktuell werden rund ca. 83 ha der Fläche des Naturschutzgebietes als reines Grünland, d.h. als Mähwiese, Weide oder Koppel genutzt. Der überwiegende Anteil wird von einem landwirt- schaftlichen Vollerwerbshof und einem Pferde- zuchtbetrieb bewirtschaftet. Auf weiteren ca.12 ha der Fläche befinden sich Wiesen mit Obst- bäumen. Viele dieser Streuobstbestände werden noch gepflegt, es gibt jedoch auch einige Be- stände, die augenscheinlich nicht mehr regelmä- ßiger Pflege unterliegen. Rund 37 ha der Gesamtfläche sind mit Wald, Feldhecken, Feldgehölzen oder gewässerbeglei- tenden Auwaldstreifen bestockt, kleinflächig fin- det man Kleingärten. Bei den restlichen Flächen handelt es sich um Strukturen wie das Gewäs- ser, Steinriegel und Trockenmauern, Quellen, ein Hohlweg, Obstbaumreihen und Verkehrsflächen (Tab. 1). Teile des Nüstenbachtals werden auch zur Erho- lung und für sportliche Aktivitäten genutzt. Der Wiesenhang nördlich der Ortschaft dient im Win- ter als Ski- und Rodelpiste. Der Weg zwischen Mosbach und Nüstenbach wird regelmäßig von Spaziergängern, Wanderern, Joggern und Rad- fahrern genutzt. Mountainbikefahrer nutzen ver- schiedene Pfade und Wege. Knapp 40 % der Gesamtfläche teilen sich das Land Baden-Württemberg, die Stadt Mosbach und der Naturschutzbund Deutschland. 60 % der Fläche ist Privateigentum. Abbildung 1. Lage und Abgrenzung des NSG Nüsten- bachtal, Hessental und Masseldorn.

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