Carolinea 73
14 Carolinea 73 (2015) Brutkörper, gekennzeichnet sind. In einer Holz- spalte konnten auf einer Länge von 2 cm z.B. bis zu 9 weibliche Gametophyten nachgewiesen werden. Auf einer Holzprobe von ca. 9 x 3 cm Größe wurden 25 weibliche Gametophyten, da- von 11 mit Chlorophyll in den Blättchen, sowie 5 ganz junge Entwicklungsstadien der Sporo- phyten gefunden (Abb. 24 bis Abb. 31). Auch der weibliche Gametophyt lässt sich über einen längeren Zeitraum nachweisen. Nachweise gelangen sowohl im Frühjahr (13.3.2015, Ulfen- bachtal, Odenwald) als auch imHerbst (10.9.2014, Marsbach, Odenwald oder 23.10.2013, Dinkel- berg). Da die Pflanzen auch im Herbst zumindest teilweise noch Chlorophyll aufweisen, kann man davon ausgehen, dass sie noch vital sind. Das Protonema und seine Brutkörper Bei Untersuchungen zur Populationsdynamik des Sporophyten, die 2011 begonnen wurden, zeigte sich, dass auf nahezu jedem Foto zu den Unter- suchungsflächen „algenförmige“ Strukturen zu erkennen waren. Sensibilisiert durch die Ausfüh- rungen von D uckett et al. (2004) wurden diese Strukturen näher untersucht. Es zeigte sich, dass diese Strukturen in Verbindung stehen mit einem einzellreihigen und reich verzweigten Fadenge- flecht, bei dem besonders die an der Oberfläche wachsenden Zellen sehr chlorophyllreich sind. Dieses Fadengeflecht weist große Ähnlichkeiten mit dem von D ening (1928) oder G oebel (1892) beschriebenen Protonema von Buxbaumia auf. So schreibt z.B. G oebel (S. 96): „Das Protonema von Buxbaumia unterscheidet sich von einem Bryineeprotonema nur dadurch, dass seine Äste mit einander vielfach in Verbindung stehen…“. Im August 2013 wurde dann erstmals ein Brutkörper an einem Protonemafaden gefunden, der direkt an den Stammfuß (ehemaliger Gametophyt) des Sporophyten führt (siehe Abb. 42). 2015 wurden dann auch weibliche Gametophyten gefunden, die in Verbindung mit Protonemafäden stehen, an denen sich ebenfalls Brutkörper entwickelten (Abb. 29 bis Abb. 31). Das Protonema ist reich verzweigt und kann auch unter optimalen Bedingungen (weitge- hendes Fehlen konkurrierender Arten) in unter- schiedlicher Intensität auch mehrere Quadrat- dezimeter besiedeln. Vereinzelt überwächst das Protonema auch die Blättchen von Begleitarten wie z.B. Hypnum cupressiforme , Herzogiella seli- geri oder Rhizomnium punctatum . Die auf dem Substrat oder oberflächennah wach- senden Protonemafäden sind im Gegensatz zu im Substrat wachsenden chlorophyllreich und weisen auffällig große Chloroplasten auf. Bei den im Substrat wachsenden Protonemafäden ist in der Regel im Lichtmikroskop kein Chlorophyll er- kennbar. Kennzeichnend für das Protonema bei Buxbaumia ist die Fähigkeit zur Bildung von Ana- stomosen (Zusammenwachsen zweier aufeinan- dertreffender Protonemafäden mit Auflösung der Zellmembranen, D ening 1928). Im Gelände ist das Protonema nicht eindeutig identifizierbar. Es bildet aber typische, bräun- liche, (kreis-)runde bzw. stellenweise auch rasig miteinander verwachsende „Zellhäufchen“ aus, die aus Brutkörpern bestehen. Diese sind im Ge- lände vor allem im trockenen Zustand besonders auf weißfaulem Totholz von Gewöhnlicher Fichte ( Picea abies ) oder Weiß-Tanne ( Abies alba ) sehr gut erkennbar (Abb. 36 bis Abb. 38). Die mehrzelligen, rundlich-ovalen Brutkörper ha- ben eine warzige Oberfläche und sind etwa zwi- schen 40 µm und 70 µm groß. Oftmals wachsen mehrere Brutkörper reihig übereinander (Abb. 44 und Abb. 47). Die Fähigkeit zur Bildung von Brutkörpern wur- de bisher kaum beachtet. Nur D ening (1928) beschreibt in seiner Arbeit zur Entwicklung der Gametophyten von Buxbaumia aphylla die Fä- higkeit des Protonemas zur Brutzellenbildung (S. 320 f). W iklund (2002: 194) erwähnt die Fähigkeit zur Bildung von Brutzellen bei Buxbaumia viridis in Kultur, geht aber nicht weiter auf diese Struk- turen ein. Die Brutkörper sind relativ häufig. Gemäß ersten Kartierergebnissen sind die Brutkörper in Ba- den-Württemberg verbreitet zu finden – sie sind im Bereich von Vorkommen des Sporophyten deutlicher häufiger zu finden und auch deutlich weiter verbreitet als der Sporophyt. Gemäß der Suchmethode wurden die Brutkörper vor allem an weißfaulem und stark zersetztem Totholz von Gewöhnlicher Fichte ( Picea abies ) und Weiß- Tanne ( Abies alba ) gefunden. Hier können sie unter optimalen Bedingungen auf einer Fläche von mehreren Quadratdezimetern vereinzelt vorkommen oder auch größere zusammenhän- gende Rasen bilden (Abb. 36). Die Brutkörper konnten jedoch auch an der Borke im Bereich des Stammfußes von offensichtlich vitaler Ge- wöhnlicher Fichte und Weiß-Tanne, auf der Na- delstreuauflage (Förna) von Nadelholzbestän- den von Fichte- und/oder Tanne und an einem liegenden und abgestorbenen Stamm einer Hän- ge-Birke nachgewiesen werden. Desweiteren fanden sich Brutkörper auch auf mineralisch
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