Carolinea 73
158 Carolinea 73 (2015) bizarre Formen und treppenartige Kaskaden (Sinterbildung). Durch die Kalktuffbildung ist der mittlere Hangbereich etwas aufgewölbt. Die Vegetation besteht überwiegend aus Arten der Hochstaudenflur und Nasswiese wie Kohldistel ( Cirsium oleraceum ), Blaugrüne Binse ( Juncus inflexus ), Ross-Minze ( Mentha longifolia ) oder Rasen-Schmiele ( Deschampsia cespitosa ). Dem Grünland , das den größten Anteil im Na- turschutzgebiet ausmacht, kommt eine besonde- re Bedeutung – gerade im Vorhandensein vieler verschiedener kleinstrukturierter Formen und Ausprägungen – zu. Schmetterlinge, Wildbie- nen und Insekten finden ein großes Angebot an Nektar und Pollen spendenden Blütenpflanzen, Schmetterlingsraupen ihre Futterpflanzen; Gras- büschel und im Winter stehenbleibende Pflan- zenstengel bieten Quartiere zur Überwinterung. Viele Vögel jagen hier, während sie in den an- grenzenden Streuobstwiesen, Waldrändern oder Wäldern brüten. Die jahrhundertelange extensive Nutzung der meisten Wiesen hat zur Entstehung der aus- gesprochen artenreichen Mageren Flachland- Mähwiesen (Abb. 4) im Sinne der FFH-Richtlinie (Code 6510) geführt. Sie sind Zeugnisse einer traditionellen Kulturlandschaft und somit von kulturhistorischer Bedeutung. Besonders wäh- rend der Blütezeit tragen sie zur Bereicherung des Landschaftsbildes bei und besitzen dadurch einen besonders hohen landschaftsästhetischen Wert. Mit ca. 53 ha Fläche machen sie fast 90 % der geschützten Offenlandbiotope bzw. über die Hälfte des gesamten Offenlandes im Natur- schutzgebiet aus, was dessen naturschutzfach- liche Bedeutung mit begründet. Neben weit verbreiteten und allgemein häufigen Arten der Glatthafer-Wiese wie etwa Glatthafer ( Arrhenatherum elatius ), Wiesen-Labkraut ( Ga- lium album ) und Große Pimpernell ( Pimpinella major ) treten häufig auch wertgebende Arten extensiv bewirtschafteter Magerwiesen auf, zum Beispiel Wiesen-Glockenblume ( Campanu- la patula ), Margerite ( Leucanthemum vulgare ), Orientalischer Wiesenbocksbart ( Tragopogon orientalis ) und Knöllchen-Steinbrech ( Saxifraga granulata ). Einige der Wiesen, vor allem in der Nähe der Ortschaft Nüstenbach, werden als Obstbaum- wiesen bewirtschaftet. Sie stellen ein charakteri- stisches Element der baden-württembergischen Kulturlandschaft dar, sind jedoch stark im Rück- gang begriffen. Die ökologische Bedeutung dieser Streuobstwiesen ist sehr hoch, denn als halboffene Landschaft bieten sie sowohl Offen- land- als auch Wald bewohnenden Tieren und Pflanzen Lebensraum. Dies erklärt auch die hohe Artenvielfalt in diesem Lebensraum. Eine besondere floristische Bedeutung des ge- planten Naturschutzgebietes ergibt sich aus dem Vorkommen zahlreicher, zum Teil seltener Arten der Magerrasen (Abb. 5). Zu ihnen gehören nicht nur Orchideen wie Mücken-Händelwurz ( Gymna- denia conopsea ), Bocks-Riemenzunge ( Himan- toglossum hircinum ), Hummel-Ragwurz ( Ophrys holoserica ), Helm- und Purpur-Knabenkraut ( Or- chis militaris , O. purpurea ), sondern auch eine Vielzahl weiterer, auf extensive Grünlandnutzung angewiesener Arten, zum Beispiel Kalk-Aster ( Aster amellus ), Sichelblättriges Hasenohr ( Bu- pleurum falcatum ) und Stengellose Kratzdistel ( Cirsium acaule ). Die Standorte dieses insgesamt etwa 6 ha um- fassenden Lebensraums sind meist steil und flachgründig und daher für ackerbauliche Nut- zung ungeeignet. Sie werden extensiv mit Rin- dern beweidet oder gemäht. Durch die standört- lichen Bedingungen wie südliche Exposition, Abbildung 3. Zu den Besonderheiten des Gebietes gehört eine Kalktuffquelle mit Sinterbildung. – Foto: C. L aule , 17.08.2011.
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