Carolinea 73

162 Carolinea 73 (2015) 2011 wurden im Gebiet insgesamt 76 Vogelarten erfasst. Davon wurden in den Jahren 2010 und 2011 mindestens 49 Arten als Brutvogelarten re- gistriert ( B aust 2011). Der Bestand zeichnet sich durch typische Arten aus, die auf Auen-Bruchwälder, Bachläufe und Feuchtgrünland sowie auf strukturierte offene Kulturlandschaft mit angrenzenden Wäldern, Heckenstrukturen sowie Streuobstnutzung und unterschiedlich intensiv genutztes Grünland an- gewiesen sind. Besondere Erwähnung sollen hier die Arten fin- den, die in der Bundesartenschutzverordnung als streng geschützt bzw. in den Roten Listen Deutschlands und Baden-Württembergs als ge- fährdet oder stark gefährdet eingestuft werden. Als Brutvögel konnten 2011 im Nüstenbachtal die streng geschützten Arten Grünspecht (Picus viridis) , Mäusebussard (Buteo buteo) , Turmfalke (Falco tinnunculus), Schwarzspecht (Dryocopus martius ) und Waldkauz (Strix aluco) beobachtet werden; die ebenfalls streng geschützten Arten Rotmilan (Milvus milvus) und Schwarzmilan (M. migrans) besuchten das Nüstenbachtal 2011 als Nahrungsgäste. In Baden-Württemberg als stark gefährdet gel- ten der Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) und der Wendehals (Jynx torquilla), die in den vergangenen Jahren regelmäßig als Brutvögel nachgewiesen werden konnten. Die Bestände beider Arten haben in Baden-Württemberg im Zeitraum 1980-2004 (neuere Zahlen sind nicht bekannt) um mehr als 50 % und damit drama- tisch abgenommen ( H ölzinger et al. 2007). Ursa- chen hierfür ist beim Wendehals der anhaltende Lebensraumverlust durch Beseitigung oder Ver- buschung alter Streuobstbestände und anderer Nahrungsflächen. Beim Waldlaubsänger werden die Verdichtung ehemals lichter Wälder und Ver- luste auf dem Zug für den Bestandsrückgang angenommen. Zu den gefährdeten Vogelarten zählen weiter der im Nüstenbachtal brütende Baumpieper (Anthus trivialis) und die Feldlerche (Alauda arvensis) , sowie der Kuckuck (Cuculus canorus) , die Mehl- schwalbe (Delichon urbicum) und die Rauch- schwalbe ( Hirundo rustica). Auch hier liegen die Ursachen der Bestandsrückgänge bei der zunehmenden Nutzungsintensität der landwirt- schaftlichen Nutzflächen, Vereinheitlichung und Vergrößerung der Ackerflächen und der Rück- gang der Brachflächen – und somit Rückgang der Nahrungsgrundlagen. Weitere elf als Brutvögel beobachtete Arten ste- hen bereits auf der Vorwarnliste Baden-Würt­ tembergs, darunter allgemein bekannte Arten wie Haussperling (Passer domesticus) , Feld- sperling (Passer montanus) oder Gartenrot- schwanz (Phoenicurus phoenicurus) . Oftmals werden nur noch wenige Brutpaare angetroffen. Der Status „Vorwarnliste“ zeigt landesweit ernst- zunehmende Bestandsrückgänge an. Die Zahl von 59 Tagfalterarten, die im Nüsten- bachtal und den angrenzenden Hangbereichen leben, ist sehr hoch. Nachgewiesen wurden die Arten über das Tagfaltermonitoring ( K eiller 2011, K eiller 2012). 31 der gefundenen Arten werden in den Roten Listen von Baden-Württemberg und/oder Deutschland geführt, die meisten davon in der Vorwarnliste. Fünf bzw. zwei der im Gebiet nachgewiesenen Tagfalter-Arten gelten bundes- bzw. landesweit als „stark gefährdet“, 12 Arten bundes- bzw. 10 Arten landesweit als „gefähr- det“. Auf diese Arten konzentriert sich die nach- folgende Darstellung. Trocken- und Magerrasen mit angrenzenden Saumbereichen, die unregelmäßig gemäht wer- den, sind beispielsweise wichtige Lebensräume für den Roten Würfeldickkopffalter (Spialia ser- torius), den Mattscheckigen Braundickkopffalter (Thymelicus acteon) und den Roten Schecken- falter (Melitaea didyma). Der Kronwicken-Bläu- ling (Plebeius argyrognomon) braucht für seine Präimaginalstadien Bestände der Bunten Kron- wicke (Coronilla varia), die Eiablage des Schlüs- selblumen-Würfelfalters (Hamearis lucina) erfolgt ausschließlich an Primula -Arten, in der Regel in warmen Säumen. Abbildung 7. Die Doline im nördlichen Nüstenbachtal ist eine weitere Gebietsbesonderheit. – Foto: B. M ül - ler -H aug , 27.10.2011.

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