Carolinea 73

18 Carolinea 73 (2015) durch und nehmen austretende Körpersäfte auf. Die Jagd auf Spinnen erfolgt am Boden (Abb. 2) oder in der niederen Vegetation. Durch einen oder mehrere Stiche wird die Beute gelähmt. Sie wird mit den Mandibeln gehalten und fast immer zu Fuß, oft rückwärts, transportiert (Abb. 4). Die Art und Weise, wie mit der Beute verfahren wird, ist unterschiedlich. Die Weibchen vieler Arten (fast alle Cryptocheilus- und Priocnemis- Arten) transportieren die Beute auf dem Boden, bis sie ein geeignetes Versteck gefunden haben (Erd- spalten, Ritzen in Rinde, hohle Pflanzenstängel, leere Schneckenhäuser etc.), wo sie die Spinne verstauen und dann ihr Ei an deren Körper legen. Viele andere Arten (z.B. Pompilus -, Arachnospi- la -, Episyron - und Anoplius -Arten) graben mit einem Kamm an den Tarsen ihrer Vorderbeine einen 5-6 cm tiefen Gang an geeigneter Stelle in den Boden und ziehen die vorher herbeige- schleppte, dann abgelegte Beute hinein. Bei den meisten Arten wird die Öffnung des Ganges an- schließend zugescharrt, so dass nichts mehr zu sehen ist. Weibchen der Gattungen Batozonellus und Episyron überfallen und lähmen Radnetz- spinnen (Araneidae) in ihren Netzen, andere Wegwespen stechen durch Wohngespinste, um ein Ei an den Wirtskörper abzulegen. Weibchen der Gattung Eoferreola dringen dazu in die Erd- bauten von Röhrenspinnen (Eresidae) ein. Die Weibchen der Gattung Auplopus bauen Mörtelnester wie manche Bienen oder manche Grabwespen. Auch kleptobiotische Lebenswei- se hat sich innerhalb der Wegwespen in un- terschiedlichen Ausprägungen entwickelt. Bei Anoplius infuscatus wurde die Öffnung fremder Wegwespen-Nester und die Entwendung der darin befindlichen Beutespinne beobachtet. Die Weibchen mancher Arten graben sich zu einer eben verscharrten fremden Beutespinne vor, zerstören das Ei und legen ihr eigenes Ei an die Beute ( Evagetes ), oder es werden Weibchen anderer Arten überfallen, die gerade eine Beu- te schleppen. Ceropales -Weibchen legen ein Ei unbemerkt von der Wirtswespe in eine der Lun- genöffnungen der erbeuteten Spinne. Das Wirts- weibchen vergräbt nach dem Überfall die Spinne mit dem Kuckucksei, das sich schneller als das Ei der ursprünglichen Besitzerin entwickelt. Die meisten Wegwespen-Arten gelten als wenig spezifisch in der Wahl ihrer Beuteobjekte. Soweit bekannt, werden oft Spinnen mit ähnlicher Le- bensweise gefangen. Von wenigen Wegwespen weiß man, dass sie nur bestimmte Spinnen-Ar- ten eintragen. Methode und Ergebnisse Von 1978 bis 2012 wurde im Rahmen eines Projekts des Zoologischen Instituts der Univer- sität Freiburg die Wiederbesiedlung durch die epigäische Fauna und die anschließende Suk- zession auf neu entstandenen Rebböschungen im zentralen Kaiserstuhl mit Hilfe von Bodenfal- len untersucht. Zum Vergleich wurden auch alte und neue Rebflächen, alte Rebböschungen, ein angrenzender Wald und ein Halbtrockenrasen (Mesobrometum) herangezogen. Die Fallen hat- ten einen Durchmesser von 15 cm, waren kon- tinuierlich exponiert und wurden monatlich, in der Vegetationsperiode 14-täglich geleert. Als Fixierungsmittel diente Aethylenglycol. Die da- bei gefangenen 1.960 Wegwespen-Individuen wurden bestimmt ( O ehlke & W olf 1987, van der S missen 2003, W olf 1972, unpublizierte Be- stimmungsschlüssel von S chmid -E gger ) und die 34 Arten tabellarisch zusammengestellt (Tab. 1). Diese Daten erlauben keine Aussagen über die Häufigkeit der Arten, können jedoch als Beitrag zur Dokumentation der Wegwespen-Fauna des Kaiserstuhlgebietes dienen. Allgemein gelten Bodenfallen als nicht adäquat für den Fang von geflügelten Hymenopteren. Die Daten lassen je- doch Rückschlüsse z.B. auf die Phänologie ins- besondere der Weibchen zu, denn von den ins- gesamt 1.960 in die Fallen geratenen Individuen waren 1.730 Weibchen. Die überproportionale Anzahl von Weibchen ist vermutlich durch das unterschiedliche Verhalten von Weibchen und Männchen zu erklären. Wegwespen-Weibchen geraten während der Jagd beim Durchstöbern des Lückensystems am Boden und bei der Su- che nach Nistmöglichkeiten in die Fallen, Weg- wespen-Männchen patrouillieren auf der Suche nach Weibchen meist fliegend über den Boden hinweg. Im Gegensatz zu unseren Resultaten mit Bodenfallen werden dementsprechend in an- deren, höher platzierten Fallentypen, insbeson- dere in Malaisefallen, weitaus mehr Männchen als Weibchen gefangen ( S chmid -E gger , persön- liche Mitteilung). Die Fangzahlen verteilen sich mit Ausnahme von Januar und Februar auf das gesamte Jahr mit hohen Werten in den Monaten Juli-September (Abb. 6). Auf allen untersuchten Rebböschungen wurdenWegwespen gefangen, nicht aber imWald und nicht auf den bearbeiteten Rebflächen. Auf- fallend ist, dass wie bei den bereits bearbeiteten Grabwespen ( W urdack & G ack 2010) fast alle In- dividuen auf neu geschaffenen Böschungen ver- schiedenen Alters gefangen wurden, nur wenige

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