Carolinea 73

20 Carolinea 73 (2015) auf den alten Böschungen und auf dem Halbtro- ckenrasen. Vermutlich kommt dies daher, dass viele Wegwespen-Arten auf offenen, besonnten Flächen mit spärlichem Bewuchs besonders ak- tiv sind und lockeres Substrat geeignet für die Anlage von Brutröhren ist. Entsprechende Be- dingungen finden sich auf den neu angelegten großen Böschungen, besonders in deren steilen Bereichen, häufiger als auf den kleineren Altbö- schungen. Von den 34 Arten gehören nach K rou - pa et al. 2012 (Rote Liste Deutschlands) 2 Arten in die Kategorie „gefährdet“, 1 Art in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“, und 2 Arten stehen auf der Vorwarnliste. Besonders bemerkenswert sind die Funde der in Mitteleuropa seltenen, in Teilen von Süd- und Osteuropa und im nahen Osten vorkommenden Arten Poecilagenia rubri- cans , die wahrscheinlich als Kleptoparasit bei der Gattung Priocnemis lebt, und Agenioideus usur- arius , die im südlichen Mitteleuropa und Südeur- opa bis in den Nahen Osten verbreitet ist. Beides sind typische Arten von Wärmegebieten. Agenio- ideus usurarius ist auf Trichterspinnen vor allem der Gattung Tegenaria als Beute spezialisiert. Wir fingen 8 von 10 Weibchen dieser Wespen-Art auf einer Böschung mit einer etablierten, dichten Population von Tegenaria agrestis . Bemerkens- wert ist auch, dass wir trotz der langen Unter- suchungszeit nie Eoferreola rhombica gefangen haben, obwohl der Wirt Eresus auf mehreren der Untersuchungsflächen in großer Zahl vorkommt. Eoferreola rhombica ist aus dem Kaiserstuhl 1973 das letzte Mal gemeldet worden und gilt als verschollen ( S chmid -E gger & W olf 1992). Dank Für die kritische Durchsicht des Manuskripts danken wir Dr. A ngelika K obel -L amparski (Freiburg) und Dipl. Biol. M areike W urdack (Freiburg). Für die Möglichkeit, noch unpublizierte Bestimmungsschlüssel zu verwen- den, und für die Überprüfung einiger Belege danken wir Dr. C hristian S chmidt -E gger (Berlin). Dr. P aul W estrich (Kusterdingen) stellte uns dankenswerterweise das Bild von Cryptocheilus notatus zur Verfügung. Literatur K obel -L amparski , A., L amparski , F., G ack , C. & S taub , F. (1999): Erhöhung der Biodiversität in Rebgebieten des Kaiserstuhls durch die Verzahnung von Rebflä- chen und Rebböschungen. – Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirt- schaft 368 : 69-78. K roupa , A. S. , S chmid -E gger , C. & S chmidt , S. (2012): Die Hymenopteren Deutschlands. Version 2. http:// www.hymis.de O ehlke , J. & W olf , H. (1987): Beiträge zur Insekten- Fauna der DDR: Hymenoptera-Pompilidae. – Beiträ- ge zur Entomologie 37 (2): 279-390. S chmid -E gger , C . (2010): Rote Liste der Wespen Deutschlands. – Ampulex 1 : 3-39. S chmid -E gger , C. & W olf , H. (1992): Die Wegwespen Baden-Württembergs (Hymenoptera, Pompilidae). – Veröffentlichungen für Naturschutz und Landschafts- pflege Baden-Württemberg 67 : 267-370. S missen , J. van der (2003): Revision der europäischen und türkischen Arten der Gattung Evagetes L epe - letier 1845 unter Berücksichtigung der Geäder- abweichungen. Mit zweisprachigem Schlüssel zur Determination (Hymenoptera: Pompilidae). – Ver- handlungen des Vereins für naturwissenschaftliche Heimatforschung zu Hamburg 42 : 1-253. W itt , R. (2009): Wespen. 2. Auflage – 399 S.; Olden- burg (Vademecum-Verlag). W olf , H. (1972): Hymenoptera, Pompilidae. – Insecta Helvetica, Fauna 5 : 1-176. W urdack , M. & G ack , C. (2010): Grabwespenfunde (Hymenoptera: Sphecidae) im Rebgelände des zen- tralen Kaiserstuhls. – Mitteilungen des badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz N.F. 21 (1): 149-153. Abbildung 6. Vertei- lung der gefangenen Pompiliden über die Monate aller Fang- jahre. n = 1.960

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