Carolinea 73
220 Carolinea 73 (2015) geleiteten Referat Zoologie sind die Phylogenie und Evolution ausgewählter Vogelgruppen. Er bearbeitet phylogenetische und evolutionsbio logische Fragestellungen für verschiedenste fossile und rezente Vogelgruppen anhand mor- phologischer und molekularer Merkmale. Dazu gehören die Beschreibung fossiler Vogelfaunen aus Marokko und Südafrika und die Bewertung ihrer Bedeutung für paläoökologische Rekon- struktionen. Seit seinem Stellenantritt hat sich Herr M anegold bereits intensiv in die nun von ihm betreuten Wirbeltiersammlungen des SMNK eingearbeitet, aber auch verschiedene Forschungsprojekte ver- folgt: Morphologie und Phylogenie der Spechte, fossile Vögel aus dem Pliozän von Langebaan- weg (Western Cape Province, Südafrika) sowie Rekonstruktion der Avifauna der Cradle of Hu- mankind (Gauteng Province, Südafrika). In Zusammenarbeit mit dem Natural History Mu- seum London (NHMUK) werden die morpholo- gischen Anpassungen des Hüpfspechts ( Nesoc- tites micromegas ) an das Klettern und Hacken untersucht. Über die Lebensweise des Hüpf- spechtes, der nur auf der Westindischen Insel Hispaniola vorkommt, ist nur wenig bekannt, und seine Stellung im System der Spechte ist auch mithilfe molekularer Methoden nicht endgültig ge- klärt. Morphologische Studien an dieser Specht- art werden dadurch erschwert, dass weltweit nur sehr wenige Skelett- oder Alkoholpräparate von ihr existieren. Das NHMUK besitzt das einzige anatomische Präparat eines Hüpfspechtes in Europa, das von J udith W hite (NHMUK) einem Micro-CT-Scan unterzogen wurde. Die entstan- denen Bilder dienen als Grundlage für die 3D- Rekonstruktion, die überwiegend am SMNK von S tefan S charf durchgeführt wird. Ein Vergleich des rekonstruierten Schädels von Nesoctites mit Abbildung 12. Ein 3D-Modell des Kurzschwanzspechts Hemicircus concretus . Vom Micro-CT-Scan bis zum fertigen 3D-Modell sind viele Arbeitsschritte notwendig. Dabei müssen die Daten mehrere Spezial-Programme durchlaufen. Knochenumrisse werden aus Serien von Einzelbildern (Serien können bis zu 2000 Bilder und mehr enthalten) seg- mentiert und als einzelne Objekte gespeichert. Danach erfolgt eine Polygonreduktion, und die Oberflächen werden geglättet. Die Knochen des Skeletts werden hierarichisch geordnet und benannt, sodass sie später einzeln ein- und ausgeblendet werden können. Das Ergebnis ist eine PDF-Datei, in der nicht nur das 3D-Modell von allen Seiten betrachtet werden kann, sondern auch jedes einzelne Detail. – Foto: S. S charf .
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