Carolinea 73

46 Carolinea 73 (2015) 3.3 Biologie und Ökologie An vier Lokalitäten konnten insgesamt fünf Weib- chen (Abb. 30) bei der Eiablage beobachtet werden (Tab. 5). Bisher waren Eiablagen von P. daphnis in Baden-Württemberg nicht gemeldet worden ( E bert & R ennwald 1991b). Die Ablage der Eier erfolgte einige Zeit nach Kontakt der Weibchen mit Blättern und Stängeln der Bunten Kronwicke (Abb. 31). Dabei wanderten die Tiere ca. 2-5 min suchend in der Vegetation umher, um dann mit dem Hinterleib das Substrat prüfend an einer geeigneten Stelle ein Ei anzuheften. Sehr ähnliche Beobachtungen zum Eiablageverhalten machte auch S eufert (1993) in Mainfranken. Im Tauberland wurden als Ablageorte drei verschie- dene Substrat-Typen in der näheren Umgebung der Bunten Kronwicke festgestellt: (1) trockene Pflanzenteile (z.B. Grashalme, dickere Pflanzen- Stängel, Abb. 34), (2) grüne, feste Blätter (z.B. Kleiner Odermennig, Agrimonia eupatoria , Abb. 35; Grashalm, Abb. 36) und (3) trockene Teile der Bunten Kronwicke selbst (z.B. vertrocknete Blatt- bereiche: Abb. 33, trockene Fruchtstände). Die Ablageorte befanden sich etwa 10-30 cm über der Bodenoberfläche. Die Eiablage an „dürrer Materie“ sowie „altem Pflanzenmaterial“ in der Nähe der Bunten Kronwicke wurde bereits von anderen Autoren beobachtet ( W eidemann 1995, S achteleben 2013 ), die Ablage an noch frischen, grünen Blättern anderer Pflanzenarten hingegen noch nicht. Die Eiablagen erfolgten immer auf hochgrasigen, mit Bunter Kronwicke und anderen Stauden dicht bewachsenen Flächen (Abb. 32), wobei die Saumbereiche nicht bevorzugt wurden. Auch die übrigen Lokalitäten, an denen Weibchen gese- hen wurden, stellen Halbtrockenrasen mit dichter stehendem und höherwüchsigem Obergras dar. Dies steht im Gegensatz zu anderen typischen Arten der Trockenhänge, die Flächen mit nied- rigem Bewuchs bevorzugen, z.B. Polyommatus bellargus . Neben den mageren Ausprägungen mit Aufrechter Trespe ( Bromus erectus ) wer- den von P. daphnis auch ruderalisierte Mager­ rasen mit Glatthafer ( Arrhenaterum elatius ) und Wiesen-Knäuelgras ( Dactylis glomerata agg.) sowie Gewöhnlicher Kugeldistel ( Echinops sphaerocephalus ) bewohnt. Männchen wurden unter anderem auf einer sehr hochwüchsigen, mit Goldrute ( Solidago sp.) durchsetzten Hoch- staudenflur beobachtet. Der Unterschied zu den Lebensraumansprüchen anderer xerophiler Ar- ten wird auch dadurch deutlich, dass acht der Flächen, auf denen P. daphnis gefunden wurde, im Zuge der landesweiten Biotopkartierungen des LUBW nicht als naturschutzfachlich bedeut- sam eingestuft wurden. Dies war bei keiner der anderen Bläulings-Arten an Trockenhangstand- orten der Fall. Somit weichen die Präferenzen im Tauberland von Berichten über andere mit- Abbildung 30. Weibchen von Polyommatus daphnis auf einer Blüte von Origanum vulgare . Frauenberg bei Beckstein; 1.8.2014. – Foto: D ennis S anetra . Tabelle 5. Eiablagebeobachtungen bei Polyommatus daphnis im Tauberland. Einzelne Einträge beziehen sich auf jeweils ein beobachtetes Weibchen. Lokalität Ort der Eiablage Anzahl Eier Datum NSG Kaltenberg trockener Grashalm 1 26.07.2011 nordöstlich Königshofen: Muckenwinkel trockener Grashalm, S. varia : Fruchtstand 3 20.08.2013 nordwestlich Oberlauda: Ortengrund Fragaria sp.: Blattunterseite 2 23.07.2014 südwestlich Lauda: Galgenberg A. eupatoria : Blattunterseite, trockener Pflanzenstängel 2 05.08.2014 südwestlich Lauda: Galgenberg Grashalm, S. varia : vertrocknetes Blatt 2 05.08.2014

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