Carolinea 73

50 Carolinea 73 (2015) zugsbereich des Brehmbachs sind gegenwärtig offenbar nicht mehr besiedelt. Auch im mittleren Maintal konnte P. amandus nur in einem kurzen Zeitraum während der 1980er und 1990er Jahre festgestellt werden ( B olz 2013b). 4.2 Phänologie E bert & R ennwald (1991b) geben einen Zeitraum vom 24.6. bis 14.7. als Flugzeit von P. amandus in Baden-Württemberg an. Die eigenen Beobach- tungsdaten der Falter aus den Jahren 2013 und 2014 sind für das Untersuchungsgebiet in Abbil- dung 40 dargestellt. Im sehr warmen Sommer 2015 wurden nur sehr wenige Exemplare gese- hen. Die ersten Männchen flogen am 17.6.2013 im NSG Laubertal und bereits am 6.6.2014 im NSG Wurmberg und Brücklein. W agner (2004, 2008) beobachtete die Falter auf der östlichen Schwäbischen Alb vom 11.6. bis 10.7. 4.3 Biologie und Ökologie Eiablagen und Präimaginalstadien von P. aman­ dus wurden nur an der Feinblatt-Vogelwicke ( Vi­ cia tenuifolia) beobachtet. Die sehr eng verwand- te Vogelwicke ( Vicia cracca ) wurde nicht in den von P. amandus bewohnten Kalkmagerrasen der Trockenhänge festgestellt. Auf der Schwäbischen Alb fand W agner (2004, 2008) die Eier von P. amandus an beiden Wicken-Arten. An feuch- ten Standorten in Bayern dient typischerweise die Wiesen-Platterbse ( Lathyrus pratensis ) als Wirtspflanze ( W eidemann 1995, B olz 2013b). Zur Falterflugzeit von P. amandus wurden im NSG Wurmberg und Brücklein sowie im NSG Laubertal mehrere Eiablagen beobachtet (Tab. 6, Abb. 42). Die Eier wurden jeweils an den Fie- derblättchen der Feinblatt-Vogelwicke abgelegt (Abb. 43). Im Hinblick auf die Ablageorte im Ge- lände traten keine speziellen Präferenzen (wie z.B. für Gebüschsäume) hervor. In Abbildung 41 ist eine typische Eiablagestelle auf einer offenen Wiesenfläche zwischen Wacholderbüschen zu sehen. Am 27.7.2011 wurden im NSG Wurmberg und Brücklein fünf bis sechs leere Eihüllen von P. amandus gefunden (Abb. 43). Die Fundstelle lag im Bereich eines beidseitig von Gehölzen flankierten Wiesenstreifens, an dem immer nur einzelne Weibchen, aber zu keiner Zeit Männchen gesehen wurden. Durch gezielte Nachsuche wurde an genau dieser Stelle am 30.4.2012 eine Raupe im 3. oder 4. Larvensta- dium entdeckt (Tab. 7, Abb. 44). Die Raupe hielt sich im oberen Bereich der frisch austreibenden und noch teilweise zusammengerollten Blätter der Feinblatt-Vogelwicke auf. Die Pflanze mit der Raupe wuchs sehr dicht an einem Gebüsch- saum. Die Raupe wurde von ein bis zwei Lasius - Arbeiterinnen (Abb. 44) und von einer Arbeiterin einer Temnothorax -Art besucht. Am 29.4.2014 wurde ebenfalls im NSG Wurm- berg und Brücklein eine größere Raupe (4. oder 5. Larvalstadium) an einer am Gebüschsaum stehenden Feinblatt-Vogelwicke gefunden (Tab. 7, Abb. 45). Diese Stelle befindet sich in einiger Entfernung (400-500 m) der Flächen, auf denen Falter festgestellt wurden. Es lag eine stabile Ameisenassoziation mit der Art L . alienus vor, er- kennbar am permanenten Aufenthalt mindestens einer Arbeiterin, meist zwei bis fünf, auf und direkt bei der Raupe. Mittels eines Drahtkäfigs Abbildung 40. Flugzeiten von Polyommatus amandus im Nördlichen Bauland in den Jahren 2013 und 2014. Im Jahr 2015 erfolgten nur wenige Beobachtungen am 23.6. Tabelle 6. Eiablagebeobachtungen bei Polyommatus amandus im Nördlichen Bauland. Einzelne Einträge beziehen sich auf jeweils ein beobachtetes Weibchen. Lokalität Ort der Eiablage Anzahl Eier Datum NSG Laubertal: Oberlaubertal V. tenuifolia : Blatt 2-3 01.07.2013 NSG Laubertal: Oberlaubertal V. tenuifolia : Blatt 3-5 09.07.2013 NSG Laubertal: Oberlaubertal V. tenuifolia : Blatt 2-3 09.07.2013 NSG Wurmberg und Brücklein: Lichtberg V. tenuifolia : Blatt 2-3 06.06.2014 NSG Wurmberg und Brücklein: Lichtberg V. tenuifolia : Blatt 2-3 11.06.2014 NSG Wurmberg und Brücklein: Lichtberg V. tenuifolia : Blatt 2-3 23.06.2015

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