Carolinea 73

52 Carolinea 73 (2015) wurde die Raupe vor Fressfeinden geschützt und etwa eine Woche lang beobachtet. Die Raupe fraß hauptsächlich an den endständigen jungen Blättern und Knospen der Wirtspflanze (Abb. 46). In den Fresspausen oder gegen Abend wanderte sie den Stängel abwärts und ruhte in Bodennä- he. Der Verpuppungsort konnte nicht festgestellt werden. Auch wenn bei den beobachteten Eiablagen von P. amandus keine Bevorzugung von Saum- strukturen deutlich war, ist auffällig, dass beide Raupen entlang von Gebüschsäumen aufge- funden wurden. Es erscheint möglich, dass hier die Bedingungen für eine erfolgreiche Überwin­ terung durch ein kühleres und feuchtes Mikro- klima günstiger sind. Offenbar befindet sich die­ se schwerpunktmäßig kontinental verbreitete Art im Bauland im ökologischen Grenzbereich ihrer Toleranz für Wärme und Trockenheit. Je- doch könnten auch erfolgte Pflegemaßnahmen durch Entfernung der Feinblatt-Vogelwicken auf den Offenflächen hierfür verantwortlich gewesen sein. Obwohl P. amandus in Ostdeutschland re- lativ häufig, offenbar ökologisch anspruchslos und ungefährdet ist, fehlen aus dieser Region genaue Angaben zum Eiablage- und Entwick- lungshabitat (vgl. T hust et al. 2006, R einhardt et al. 2007). Beobachtungen von erwachsenen Raupen wurden in Brandenburg nicht weit von einem Waldrand entlang eines mit Vogelwicke bestandenen Wassergrabens gemacht ( A. H or ­ ne mann , pers. Mitt.). Die Lebensraumansprüche von P. amandus an seinen zwei in Baden-Württemberg bekannten Verbreitungsorten sind unterschiedlich. Im Ge- gensatz zum Bauland kommen die Falter auf der östlichen Schwäbischen Alb auch an relativ feuchten Säumen und Waldwegen durch lich- te Wälder vor (W. W agner : www.pyrgus.de ) . Wo Magerrasen und Wacholderheiden besiedelt werden, liegen diese in kühleren Bereichen in Höhen über 500 m (vgl. W agner 2004). Auch im benachbarten Bayern, wo P. amandus gut vertre- ten ist, besiedeln die Populationen auf Halbtro- ckenrasen in der Regel kühlere Regionen als im Bauland, wie z.B. auf der mittleren Frankenalb. Es überwiegen jedoch Vorkommen auf meso- bis hygrophilem Grünland, häufig in submon- tanen Regionen ( B olz 2013b). Die Besiedlung von einerseits trockenen und wärmeexponierten Standorten und andererseits Feuchtwiesen und Moorrändern wurde auch für Sachsen beschrie- ben ( R einhardt et al. 2007). In Brandenburg kam P. amandus bei Potsdam sogar auf Flachmooren in Gesellschaft von Coenonympha tullia ( M üller , 1764) (Großes Wiesenvögelchen) und Melitaea diamina ( L ang , 1789) (Baldrian-Scheckenfalter) vor. 5 Polyommatus thersites (Esparsetten-Bläuling) 5.1 Verbreitung Diese Art tritt im Tauberland nur an sehr weni- gen isolierten Stellen auf. Insgesamt konnten drei Vorkommen im südlichen Tauberland gefun- den werden, davon waren zuvor zwei bekannt. Hinzu kommen zwei weitere im angrenzenden Jagst-Tal (Abb. 47). Auch im Oberen Taubertal kommt Polyommatus thersites noch vor. In der Regel wurden nur einzelne Tiere (ein bis vier Exemplare) dieser schwer nachweisbaren Art angetroffen. Insbesondere aufgrund der Ähn- lichkeit zum häufigen Polyommatus icarus ist der Nachweis von P. thersites nicht einfach. Eine Ausnahme hinsichtlich der Häufigkeit stellt der Geinhartsberg bei Edelfingen dar, wo das Vor- kommen von P. thersites seit dem Jahr 1978 bekannt ist und bei Pflegemaßnahmen berück- sichtigt wird. Hier wurden zur Flugzeit der 2. Ge- neration am 7.8.2013 etwa zehn Falter beobach- tet, was auf das Vorhandensein einer relativ großen Population hindeutet. Die Untersuchung von weiteren Lokalitäten (z.B. Galgenberg, Seilingsberg, NSG Apfelberg) mit größeren Beständen der Saat-Esparsette er- brachte keine weiteren Nachweise von P. ther­ sites . Vielfach erschienen die Standorte der Pflanzen ungünstig im Hinblick auf die vermute- te Abhängigkeit dieser Art von Wuchsorten mit geringem Deckungsgrad der Vegetation (siehe Tabelle 7. Raupenfunde und begleitende Ameisenarten bei Polyommatus amandus im Nördlichen Bauland. Lokalität Wirtspflanze Ameisenassoziation Anzahl, Stadium Datum NSG Wurmberg und Brücklein: Lichtberg V. tenuifolia Lasius sp., Temnothorax sp. 1 Raupe L 3-4 30.04.2012 NSG Wurmberg und Brücklein: Lichtberg V. tenuifolia Lasius alienus 1 Raupe L 4-5 , später L 5 29.04.2014, 07.05.2014

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