Carolinea 73

S anetra et al. : Myrmekophile Bläulinge im Tauberland und angrenzenden Regionen 61 6.2. Phänologie Die Ausbildung einer 2. Generation wird von E bert & R ennwald (1991b) im Bauland als Aus- nahme betrachtet, die nur in geringem Maße und nicht in jedem Jahr auftritt. Im Gegensatz dazu war 2013 bis 2015 die 2. Generation deut- lich ausgeprägt, trotz des sehr unterschiedlichen Witterungsverlaufs (Abb. 67). Die 1. Generation zeigt sich allerdings sehr langgestreckt und kann bei bestimmten Witterungsbedingungen mit der 2. Generation überlappen, wie auch E l ­ ler et al. (2007b) berichten. Am 14.8.2013 wur- den zahlreiche frisch geschlüpfte Exemplare neben einzelnen sehr alten Tieren beobachtet. Dagegen wurde 2014 (bei wärmerer Witterung früh in der Flugzeit und kühleren Bedingungen in der späteren Phase) eine Überlappung nicht beobachtet. E ller et al. (2007b) führen die phä- nologischen Beobachtungen auf über mehrere Wochen immer wieder frisch schlüpfende Tiere zurück. Da jedoch zu Beginn der 1. Generation eine große Zahl von Männchen in kurzer Zeit auftritt (Abb. 63) und vor dem Erscheinen der 2. Generation für längere Zeit nur alte Tiere zu sehen sind, erscheint die lange Flugzeit vorwie- gend in einer besonderen Langlebigkeit der Fal- ter begründet. Die 2. Generation tritt nur partiell auf, möglicher- weise abhängig vom Zeitpunkt der Eiablage. So schlüpfte aus einem im Freiland am 22.6.2013 abgelegten Ei die Raupe etwa 10 Tage später, ein am 6.7.2013 abgelegtes Ei überwinterte da- gegen. Ein am 21.5.2014 gefangenes Weibchen wurde zur Eiablage gebracht, und die Raupen- aufzucht an Bunter Kronwicke ergab im Juli desselben Jahres vier Falter. Die in der Zucht schlüpfenden Falter erschienen in beiden Jahren etwa gleichzeitig mit der Beobachtung von frisch geschlüpften Tieren im Freiland. Nach E bert & R ennwald (1991b) ist P. argus in Oberschwaben und auf der Schwäbischen Alb streng einbrütig, in der Oberrheinebene jedoch stets zweibrütig. Letzteres gilt nach E ller et al. (2007b) auch für alle Pfälzer Populationen, wäh- rend in ganz Bayern nur eine Generation auf- treten soll ( N unner 2013). Zumindest für Main- franken sind daran angesichts der klimatischen Ähnlichkeit zum Tauberland Zweifel angebracht. Auch in Sachsen deuten einige Beobachtungs- daten auf das partielle Auftreten einer 2. Gene- ration hin ( R einhardt et al. 2007). Aufgrund der beschriebenen Besonderheiten der Phänologie ist die Generationenfolge schwieriger exakt zu ermitteln, als bei anderen mehrbrütigen Arten. 6.3. Biologie und Ökologie Es konnten fünf Weibchen bei der Ablage von insgesamt sechs Eiern im Freiland registriert werden (Tab. 10). Eine Beobachtung über einen relativ langen Zeitraum hinweg war notwendig, da die Weibchen die meiste Zeit mit der Nah- rungsaufnahme oder in Ruhe verbrachten. Die vermutete Langlebigkeit der Falter zusammen mit der relativen Größe der Eier (und folglich vermutlich geringen Zahl, vgl. auch L afranchis et al. 2015) lässt auf eine wesentlich geringere Ablagefrequenz als bei anderen Arten schließen. Auch J utzeler (1989a) stellte fest, dass Weib- chen von P. argus ihre Eier viel sporadischer ablegen als die des nahe verwandten Plebejus idas ( L innaeus , 1761). Der Eiablage bei P. argus ging ein zügiges Absteigen entlang eines Pflan- zenstängels voraus. Im Anschluss kletterten die Weibchen dann für einige Zeit prüfend in der teilweise sehr dichten Bodenvegetation umher (Abb. 71). Die Eier wurden schließlich einzeln entweder an trockenem Pflanzenmaterial oder an der Basis von noch frischen Grashalmen oder Blättern krautiger Pflanzen (z.B. Löwenzahn, Ta­ raxacum sp.) wenige Zentimeter über dem Boden abgelegt (Tab. 10, Abb. 70, 72, 74). In keinem Fall wurde die Positionierung an einer der in der Literatur beschriebenen Nahrungspflanzen (s. unten) beobachtet, noch stellten die Weibchen Kontakt zu solchen Pflanzen vor der Eiablage her. Bei mindestens zwei der abgelegten Eier wuchs keine potentielle Fraßpflanze im Umkreis von mehreren Dezimetern. Dagegen wurden Abbildung 67. Flugzeiten von Ple­ bejus argus im Tauberland und Nördlichen Bauland in den Jahren 2013-2015. Die 1. und 2. Genera­ tion waren nur im Jahr 2014 deutlich getrennt.

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