Carolinea 73
Carolinea 73 (2015): 5-15, 48 Abb.; Karlsruhe, 15.12.2015 5 Untersuchungen zu den Entwicklungsstadien von Buxbaumia viridis ( L am . & DC.) M oug . & N estl . (Grünes Koboldmoos) T homas W olf Kurzfassung Die vorliegende Arbeit dokumentiert die verschiedenen Entwicklungsstadien des Grünen Koboldmooses ( Buxbaumia viridis ). Erstmals werden die Brutkörper- bildungen des Protonemas beschrieben und im Foto gezeigt. Im Gegensatz zur typischen Entwicklung der Moose ist bei dieser Art der Gametophyt stark redu- ziert und von untergeordneter Bedeutung. Kennzeich- nend ist ein langlebiges, reich verzweigtes, stellen- weise auch großflächig entwickeltes Protonema, das in der Regel „typische“ Brutkörper ausbildet, die von zentraler Bedeutung für die Ausbreitung der Art sind. Abstract Studies on the developmental stages of Buxbaumia viridis ( L am . & DC.) M oug . & N estl . (bug-on-a-stick moss) This study shows the different stages in the develop- ment of the bug-on-a-stick moss ( Buxbaumia viridis ). For the first time, the development of its gemmae is described and photographically documented. In con- trast to the typical development in mosses, this species shows a reduced gametophyte which is of minor im- portance. Typical is a long-lived and richly branched, in parts also extensive developed protonema which as a rule produces “typical” gemmae that are central to the dispersal of the species. Autor Dipl.-Biol. T homas W olf , Durlacher Str. 3, D-76229 Karlsruhe; E-Mail: wolf.th@t-online.de Einleitung Die Laubmoose (Musci, Bryophytina) haben ei- nen heteromorphen Generationswechsel (sie- he z.B. B resinsky et al. 2008, Abb. 10-136, oder F rahm 2001, Abb. 1-1). In der Regel ist der ha- ploide Gametophyt im Gegensatz zu den Gefäß- pflanzen die das Erscheinungsbild der Moose prägende und dominierende Generation. Der männliche bzw. weibliche Gametophyt bildet in den Antheridien und Archegonien die Sperma- tozoiden bzw. Eizellen aus. Der sich aus der be- fruchteten Eizelle entwickelnde diploide Sporo- phyt, die Meiosporen bildende Generation, bleibt hingegen während der gesamten Entwicklungs- zeit stets mit dem Gametophyten verbunden und wird maßgeblich von diesem ernährt. Bei der Gattung Buxbaumia (Koboldmoose i.e.S.) hingegen ist der Gametophyt sehr klein (< 1 mm), und im Gelände, sieht man von den bisher kaum beachteten Brutkörperbildungen des Protonemas ab, ist nur der relativ unschein- bare ca. 1 bis 2 cm große Sporophyt erkennbar. Auf Grund dieser unscheinbaren Lebensweise ist die Ökologie und Verbreitung der Art nur in gro- ben Zügen bekannt. Nur mit einer verbesserten Kenntnis der verschiedenen Entwicklungsstadi- en sind genauere Aussagen zur Ökologie und Verbreitung der Art möglich, die als eine der wenigen Moosarten des Anhangs II der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) europa- weite Bedeutung hat. Die nachfolgende Dokumentation stellt auf Grundlage von Fotos die verschiedenen Ent- wicklungsstadien dar und soll somit einen we- sentlichen Beitrag zum Verständnis der Art lie- fern. In weiteren, bereits geplanten Publikationen werden die seit 2011 durchgeführten Untersu- chungen zur Populationsdynamik der Sporo- phyten sowie zur Ökologie und Verbreitung des Mooses in Baden-Württemberg dargestellt. Die Entwicklung des Sporophyten Erste Entwicklungsstadien des Sporophyten sind nach den bisherigen Erkenntnissen im Gelände (zumindest mit Hilfe einer 10- bzw. 20-fachen Vergrößerungslupe) ab Juli auffindbar. Bis in den Spätherbst werden jedoch kontinuierlich wei- tere Sporophyten ausgebildet. Es ist allerdings fraglich, ob die sich im November entwickeln- den „Nachzügler“ auch die Winterzeit überste- hen können. Die Hauptentwicklungsphase der jungen Sporophyten liegt im August/Septem- ber. Man muss aber davon ausgehen, dass die Entwicklung maßgeblich durch den Witterungs- verlauf während der Sommermonate geprägt wird. Bei stark ausgetrocknetem Totholz ist eine Sporophyten-Entwicklung nach dem bisherigen Kenntnisstand kaum wahrscheinlich.
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