Carolinea 73

68 Carolinea 73 (2015) Heckengäu ( K ockelke et al. 1994). Etwas besser vertreten ist die Art auf der mittleren und süd- lichen Schwäbischen Alb, entsprechend einer weiteren Verbreitung des Kreuzenzians. Ein anderer Ökotyp von M. alcon , der auf Feucht- standorten an Schwalbenwurz-Enzian ( Gentiana asclepiadea ) und Lungenenzian ( G. pneumo­ nanthe ) lebt, kommt in Oberschwaben vor. Bis in die jüngste Zeit wurden die Ökotypen von M. alcon auf Trocken- und Feuchtstandorten na- turschutzfachlich als getrennte Taxa behandelt (z.B. van S waay & W arren 1999 , R einhardt & B olz 2012). Allgemein wird vorgeschlagen, un- terschiedliche Ökotypen auch weiterhin als na- turschutzrelevante Einheiten (conservation units: F raser & B ernatchez 2001, F unk et al. 2012) zu betrachten (z.B. Á rnyas et al. 2006, D upont 2010 ), insbesondere da die Phänologie gene- tisch an die genutzten Wirtspflanzen angepasst ist und zwischen Populationen stark differieren kann ( S ielezniew & S tankiewicz 2007). Beide Öko- typen sind europaweit bedroht und weiträumig im Rückgang begriffen ( M unguira & M artín 1999). In mehreren Bundesländern, so in Rheinland-Pfalz, ist die Art ausgestorben. 8.2 Phänologie Das zeitliche Auftreten der Falter (Abb. 82) wurde im Rahmen der vorliegenden Studie nicht näher erfasst. Im Zuge jährlicher Untersuchungen des Vogel- und Naturschutzvereins Königshofen be- richtete T heodor S chad (pers. Mitt.) von der bis- her frühesten registrierten Eiablage am 1.6.2014. Von A rmin B echer (in litt.) stammt die Meldung eines Männchens bereits vom 24.5.2008. E bert & R ennwald (1991b) geben vorwiegend auf der Basis von Daten aus den 1980er Jahren die Flugzeit im Neckar-Tauberland vom 12.6. bis 31.7. an. 8.3 Biologie und Ökologie Um die potentiellen Wirtsameisen von M. al­ con X im Tauberland zu bestimmen, wurden an zwei Lokalitäten Barberfallen ausgebracht (Abb. 79, 81). Im NSG Brachenleite bei Tauber- bischofsheim wurden drei getrennte Standorte des Kreuzenzians im Abstand von 350-900 m gewählt. Am Neuberglein bei Königshofen wur- de eine Fläche beprobt, wobei die Fallen in zwei Gruppen im Abstand von 35 m gesetzt wurden. In allen Fällen befand sich eine größere Anzahl von Kreuzenzianen in unmittelbarer Umgebung der Fallen (Distanz max. 1 m). Auf der Brachenleite wurden fünf Myrmica -Arten nachgewiesen (Tab. 12). Es ist zu erkennen, dass Myrmica schencki V iereck , 1903 am häufigsten vorkommt, auch wenn bei der bisher eingesetz- ten Zahl von Fallen Zufallseffekte durch den un- terschiedlichen Abstand zu den Myrmica -Nestern eine Rolle spielen. Die Dominanz von M. schen­ cki wird durch die Ergebnisse begleitend durch- geführter Köderfänge gestützt, bei denen nur diese Art gefunden wurde. Myrmica curvithorax B ondroit , 1920 trat stellenweise in einiger Anzahl Tabelle 12. Nachweise von Ameisen der Gattung Myrmica durch Barberfallen an zwei Vorkommensorten von Ma­ culinea alcon X (NSG Brachenleite bei Tauberbischofsheim, Neuberglein bei Königshofen). ☿ – Arbeiterin; ( – Gyne (Weibchen); F. – Fallen M. schencki M. curvithorax M. specioides M. sabuleti M. scabrinodis ∑ Myrmica NSG Brachenleite (11.-16.5.2014) Probestelle 1 (3 F.) 42 ☿☿ , 1 ♀ 8 ☿☿ 3 ☿☿ 1 ☿ _ 54 ☿☿ , 1 ♀ Probestelle 2 (3 F.) 12 ☿☿ , 2 ♀♀ 15 ☿☿ , 2 ♀♀ 1 ☿ ,+ 2 ♀♀ – _ 28 ☿☿ , 6 ♀♀ Probestelle 3 (2 F.) 8 ☿☿ – 2 ☿☿ 1+, 1 ♀ 1 ☿ , 1 ♀ 11 ☿☿ , 2 ♀♀ gesamt 62 ☿☿ , 3 ♀♀ 23 ☿☿ , 2 ♀♀ 6 ☿☿ , 2 ♀♀ 1 ☿ , 1 ♀ 1 ☿ , 1 ♀ 93 ☿☿ , 9 ♀♀ * Neuberglein (24.6.-2.7.2014) Probestelle 4a (3 F.) - – 18 ☿☿ – – 18 ☿☿ Probestelle 4b (2 F.) 1 ☿ – – – – 1 ☿ gesamt 1 ☿ – 18 ☿☿ – – 19 ☿☿ * Neben ☿☿ wurden auf der Brachenleite bei allen Arten auch ♀♀ gefunden, die nach Koloniegründung im Spät- sommer im darauffolgenden Frühjahr noch fouragieren.

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