Carolinea 73

70 Carolinea 73 (2015) auf. Myrmica specioides B ondroit , 1918 wurde an allen drei Stellen in geringer Zahl festgestellt, von Myrmica sabuleti und Myrmica scabrinodis N ylan ­ der , 1846 wurden nur Einzelexemplare gefunden. Alle fünf Arten sind als mögliche Wirte von M. al­ con bereits bekannt ( P ech et al. 2007, T artally et al. 2008, J ansen et al. 2011), wobei M. curvithorax bisher nur als Wirtsart des Ökotyps an Feucht- standorten festgestellt wurde ( T artally 2005, be- zeichnet als Myrmica salina R uzsky , 1905). Diese Ameisenart ist ein ausgesprochener Habitatspe­ zialist und in ganz Mitteleuropa sehr selten (RL D: 2 – stark gefährdet). Die Art bewohnt neben bodenverdichteten Magerrasen vor allem stark saline Ufer temporärer Gewässer, aber auch an- thropogene Trockenbiotope ( S eifert 2007, P ech 2013). Die Proben vom Neuberglein enthielten deutlich weniger Ameisen der Gattung Myrmica , die bis auf ein Exemplar von M. schencki alle zu M. spe­ cioides gehörten (Tab. 12). Die Beprobung war wenig umfangreich, doch hatten Köderfänge im Vorjahr ebenso nur M. specioides ergeben, was auch auf eine angrenzende Fläche zutraf, auf der Barberfallen nicht eingesetzt wurden. Zu prüfen ist, ob diese Myrmica -Art auch an anderen, den Probeflächen am Neuberglein angrenzenden Standorten des Kreuzenzians überwiegt. Die bei- den bisher untersuchten Parzellen unterscheiden sich von umliegenden Bereichen dadurch, dass sie noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit land- wirtschaftlich genutzt waren. Ein Einfluss dieser Historie auf die Ameisenfauna könnte möglich sein, namentlich eine Begünstigung der beson- ders xerothermophilen M. specioides . 9 Ameisen-Assoziationen (Myrmekophilie) Im Laufe der vorliegenden Studie wurden Bläu- lingsraupen von vier fakultativ myrmekophilen Ar- ten und einer obligat myrmekophilen Art (Katego- rien nach F iedler 2006) im Freiland aufgefunden und beobachtet. Bei der obligat parasitischen Art Maculinea alcon wurden indirekte Hinweise zur Wirtsnutzung durch Analyse der Ameisenfauna in der Nähe der Eiablagepflanzen erbracht. Bei den beschriebenen Beobachtungen fakultativ myrmekophiler Raupen handelte es sich, wenn nicht anders vermerkt, um stabile Assoziationen, das heißt es wurden mehrere Ameisen (meist drei bis fünf) derselben Spezies über einen län- geren Zeitraum an der Raupe beobachtet. Eine Probe der begleitenden Ameisen wurde einge- sammelt und später determiniert (im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe hinterlegt). Für die fakultativ myrmekophilen Arten liegen aus Mitteleuropa nicht viele Vergleichsdaten zu Ameisen-Assoziationen im Freiland vor. Die meisten Beobachtungen wurden aus Südeuropa gemeldet ( F iedler 2006, K. F iedler , in litt., L a ­ fran chis et al. 2015), wo viele dieser Arten häu- figer auftreten. Die fakultativen Assoziationen werden weit weniger beachtet als obligate Bezie- hungen. Gerade die Artzugehörigkeit der Amei- sen stößt bei Lepidopterologen auf geringes In- teresse, und es werden zumeist keine Proben zur Determination genommen. In neuerer Zeit liegt vermehrt fotografische Dokumentation fakultativ myrmekophiler Raupen vor. Eine Determination der Ameisen anhand der Fotos gelingt zwar in der Regel auf Gattungsniveau, hingegen ist die Artbestimmung in den seltensten Fällen mög- lich. Aufgrund von Fortschritten in der Ameisen­ systematik sind Bestimmungen zur Art in älteren Quellen häufig unsicher, falls sie überhaupt er- folgten ( F iedler 2006). Weiterhin wird oft nicht zwischen Gelegenheitsbesuchern und stabilen Assoziationen unterschieden, und in einzelnen Fällen unterscheiden ältere Publikationen nicht zwischen Freiland- und Zuchtdaten (z.B. R eh ­ fous 1954). Unter Laborbedingungen können zahlreiche im Freiland nicht auftretende Assozia- tionen induziert werden (z.B. M alicky 1969). Die Raupen von Glaucopsyche alexis wurden im Tauberland zweimal zusammen mit Tapinoma erraticum , zweimal mit Lasius alienus sowie ein- mal mit Lasius platythorax gefunden (Kap. 1.3). Definitive zur Art determinierte Freilandbeobach- tungen von Ameisenpartnern in Mitteleuropa wurden für G. alexis bisher keine publiziert. Aus dem Mittleren Maintal, wo G. alexis sehr ähnliche Habitate wie im Tauberland besiedelt, existieren Fotobelege für T. erraticum und L. alienus (K. F iedler , in litt.). R ehfous (1954) nennt T. errati­ cum , L. alienus , Formica pratensis R etzius , 1783 und Myrmica scabrinodis , jedoch unterscheidet er nicht zwischen Freiland- und Zuchtdaten. Zu- vor ( R ehfous 1913) konnte er in der Schweiz zwei Formica - und eine Lasius -Art im Freiland bei G. alexis beobachen. M arkus D umke fotogra- fierte im Wallis (Schweiz) am 7.6.2014 G. alexis - Raupen an Esparsette assoziiert mit Lasius sp. (www.lepiforum.de) . Aus anderen Teilen Europas werden Arten der Gattungen Crematogaster , Lasius , Plagiolepis und vor allem viele Formica - und Camponotus -Arten genannt ( F iedler 2006, M uñoz S ariot 2011, Á lvarez et al. 2012, L afran ­ chis & K an 2012, L afranchis & L afranchis 2012, O bregón et al. 2015).

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