Carolinea 73

S anetra et al. : Myrmekophile Bläulinge im Tauberland und angrenzenden Regionen 71 In einem Fall wurden während der Untersu- chungen vier Raupen von G. alexis verschiedener Größe (L 2 -L 5 ) an einer einzigen Färberginster- Pflanze registriert. Von mehreren (2-20), über- wiegend kleineren G. alexis -Raupen gemeinsam in Assoziation mit Ameisen wurde bereits zuvor in drei anderen Fällen berichtet ( L afranchis & K an 2012, M. D umke : www.lepiforum.de ). Es liegt der Verdacht nahe, dass die Ameisen die Über- lebenschancen gerade kleinerer Raupen positiv beeinflussen (vgl. P ierce & M ead 1981). An einer Lokalität wurden von uns zwei G. alexis -Raupen ohne Ameisenbegleitung gesehen. Demgegen­ über registrierten L afranchis & L afranchis (2012) auf dem Peloponnes (Griechenland) sämtliche 135 beobachteten gesunden Raupen mit einer Ameisengarde. Nach L afranchis et al. (2015) sind bei G. alexis 98 % der Raupen mit Ameisen anzutreffen, doch ist dabei zu bedenken, dass Raupen ohne Ameisenbesuch nur sehr schwer auffindbar sind. Bei der im Tauberland an Blut-Storchschnabel lebenden Population von Polyommatus eume­ don wurden 10 Raupen an drei verschiedenen Lokalitäten in stabiler Assoziation mit L. alienus vorgefunden (Kap. 2.3). Für das Vorkommen im Mittleren Maintal, das demselben Ökotyp ange- hört, meldete S eufert (1993) gleichfalls L. alie­ nus , sowie Tapinoma sp. als Ameisenpartner bei je einer Raupe. P feuffer (2008) beschreibt die Ameisenbegleitung durch Formica cunicularia L atreille , 1798 und F. pratensis in den Lechauen bei Augsburg, wo P. eumedon an einem kleinen, stark isolierten Standort des Blut-Storchschna- bels vorkommt. In Kontrast dazu wurden bei den in feuchten Lebensräumen an Sumpf-Storch- schnabel gebundenen Populationen bislang fast ausschließlich Ameisen aus der Gattung Myrmica als Symbiosepartner dokumentiert. Hier liegen eine Reihe von Fotobelegen vor, die entweder einzelne Tiere an einer Raupe zeigen ( E bert & R ennwald 1991b, W eidemann 1995) oder aber klarere Assoziationen mit drei bis vier Tieren gleichzeitig abbilden (W. W agner : www. pyrgus.de , vermutlich Myrmica rubra ( L innaeus , 1758)). Daneben ist aus Bayern noch die Beglei- tung durch L. niger bekannt ( N igmann et al. 2013). Für Andalusien werden nicht näher bestimmte Plagiolepis -Ameisen abgebildet ( M uñoz S ariot 2011). Somit variieren die begleitenden Ameisen bei P. eumedon in ihrer Bedeutung als Symbiose- partner sehr deutlich je nach Lebensraumtyp. Eine halbwüchsige Raupe von Polyommatus amandus wurde in kurzzeitigen Interaktionen mit ein bis zwei Arbeiterinnen von L. alienus be- obachtet. Weiterhin kam es zu kurzem Kontakt mit einer einzelnen Arbeiterin aus der Gattung Temnothorax , eine stabile Assoziation lag hier vermutlich nicht vor. Bei einer Raupe im letzten Stadium wurde dagegen über einen längeren Zeitraum eine solche stabile Assoziation mit L. alienus festgestellt (Kap. 4.3). Bisher wurde aus anderen Quellen keine Ameisenart als Symbio­ separtner von P. amandus in Mitteleuropa sicher belegt. In Brandenburg fand A ndreas H ornemann (pers. Mitt.) sieben bis acht fast erwachsene Rau- pen von P. amandus , die alle von kleinen dunk- len Ameisen (wahrscheinlich Lasius sp.) besucht wurden. Es existiert weiterhin ein Fotobeleg eines frisch geschlüpften Falters von Rügen beglei- tet von zahlreichen Lasius -Ameisen (vermutlich L. niger ), die sich dem Falter gegenüber friedlich verhalten ( D. R öhrbein : www.ruegen-naturfoto. de). Aus anderen Teilen Europas werden Asso- ziationen mit L. alienus , Myrmica specioides , Formica cinerea M ayr , 1853 und zwei Tapinoma - Arten genannt ( T olman & L ewington 2008, M uñoz S ariot 2011). Nach L afranchis et al. (2015) ist der Grad der Myrmekophlie bei den Raupen von P. amandus recht hoch (um die 80 %, geschätzt anhand von weniger als 20 Raupen). Von Polyommatus thersites wurden vier Raupen an drei Standorten mit Ameisenbegleitung fest- gestellt. Dabei war dreimal L. alienus und ein- mal Formica rufibarbis gegenwärtig (Kap. 5.3). Nach R ehfous (1954) wurden in der Schweiz Assoziationen mit L. alienus und T. erraticum dokumentiert, dabei wurden aber Freiland- und Zuchtbeobachtungen nicht getrennt. Ein Fotobe- leg zeigt den Besuch einer Formica -Art (vermut- lich F. pratensis , M. Z epf : www.ureinwohner2010. lpv-weidenberg.de) an einer P. thersites -Raupe am Oschenberg (Oberfranken, Bayern), eine stabile Assoziation ist hieraus aber nicht sicher abzuleiten. Aus Südeuropa gemeldete Ameisen- begleiter sind Lasius fuliginosus L atreille , 1798, Lasius cinereus S eifert , 1992 sowie vor allem Camponotus - und Crematogaster -Arten ( M uñoz S ariot 2011, L afranchis & K an 2012, L afranchis & L afranchis 2012). L afranchis et al. (2015) ge- ben den Grad der Myrmekophilie bei P. thersites mit 88 % an. Obwohl P. thersites nur als fakulta- tiv myrmekophil gilt, erscheint es möglich, dass die Anwesenheit der Ameisenpartner zum Er- halt einer lebensfähigen Population notwendig ist. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass zahlreiche untersuchte Esparsetten-Standorte mit bodendeckender Vegetation im Tauberland

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