Carolinea 73

S anetra et al. : Myrmekophile Bläulinge im Tauberland und angrenzenden Regionen 75 in zu geringer Anzahl und Größe vorhanden sind. Für den langfristigen Erhalt von G.alexis ist es daher besonders bedeutsam, den Biotopverbund zu stärken und der zunehmenden Fragmentie- rung der Landschaft entgegenzuwirken. Polyommatus eumedon wird ähnlich wie G. ale­ xis durch eine Berücksichtigung der Säume bei der Pflege der Halbtrockenrasen gefördert, da seine Raupennahrungspflanze, der Blut-Storch- schnabel, charakteristisch für die zwischen Waldrand und Halbtrockenrasen vermittelnden thermophilen Säume ist. Im Falle der Erstpfle- ge verbuschender Biotope kann dies auch eine teilweise Entfernung der Gehölze bedeuten. Blut‑ storchschnabel-Hirschhaarstrangsäume beglei­ ten im Tauberland üblicherweise die Enzian- Schillergrasrasen, eine durch Weidetiere ent- standene Pflanzengesellschaft, so dass Bewei- dung als angepasste Pflegeform zu betrachten ist. Erfolgt aber eine Beweidung der gesamten in einem Habitat zur Verfügung stehenden Flä- che von Mai bis August (wenn sich Eier und Raupen von P. eumedon im Blütenbereich des Storchschnabels befinden, Kap. 2.3), kann sich keine Population von P. eumedon ansiedeln, oder eine vorhandene Population kann verschwin- den. Beobachtet wurde dies unter anderem im NSG Trockenhänge bei Böttigheim und im NSG Wormental bei Werbach (Abb. 84), obwohl hier die größten Bestände des Blut-Storchschnabels im Tauberland zu finden sind. Eine Erhaltung der Populationen oder eine Wiederbesiedlung durch P. eumedon kann mittels herbstlicher Beweidung oder durch jährlich alternierende Pflege von Teil- flächen erreicht werden. Für den Erhalt der kleinen Restpopulation von P. amandus im Nördlichen Bauland ist die Förde- rung von Magerrrasen mit großen Beständen der Feinblatt-Vogelwicke entscheidend. Die Pflanze ist für die Saumbereiche typisch, breitet sich aber bei regelmäßiger Beweidung oftmals über größe- re Bereiche auch in der Fläche aus. Ähnlich wie bei P. eumedon ist vor der winterlichen Diapau- se der Raupen die komplette Beweidung eines Habitats zu vermeiden. Die Raupen wurden an Saumstandorten beobachtet (Kap. 4.3), sodass eine schonende Behandlung der Säume durch eine niedrige Pflegefrequenz wichtig erscheint. Es ist jedoch zu bedenken, dass die Population von P. amandus im Bauland die letzte verbliebe- ne einer Reihe von Populationen darstellt, die im Zuge einer West-Ausbreitung der Art in den 1970er und 1980er Jahren entstanden ist ( E bert & R ennwald 1991b). Da klimatische Umstände bei diesem Ausbreitungsereignis vermutlich von Bedeutung waren, dürften sie auch bei der Kon- traktion des Areals in den letzten Dekaden eine Rolle spielen. Im weiter östlich gelegenen Haupt- verbreitungsgebiet in Mitteleuropa ist P. amandus nicht bestandsgefährdet ( R einhardt & B olz 2012) und bewohnt dort vorwiegend feuchtere Stand- orte als im Bauland (Kap. 4.3). Folglich sind aus den hier dargelegten Betrachtungen weder öko- logisch noch naturschutzfachlich Rückschlüsse für andere Regionen Deutschlands zu ziehen. Das Larvalhabitat von Polyommatus thersites ist durch einen lückigen Esparsettenbestand, hohen Offenbodenanteil und ein trockenwarmes Mikro- klima gekennzeichnet (Kap. 5.3). Dabei besteht eine besondere Herausforderung beim Schutz dieser Art in der Erhaltung der trockenen, vege- tationsarmen Bereiche durch Beweidung oder Mahd bei gleichzeitiger Schonung der Espar- setten. In der Vegetationsperiode befinden sich meist Eier und Raupen an den Pflanzen, so dass darauf geachtet werden muss, dass nicht zu viele Pflanzen von den Weidetieren verbissen werden (siehe auch T hust et al. 2006, W illig et al. 2013). Zwar sind die Eier bei P. thersites weniger anfällig gegenüber Pflegemaßnahmen als bei P. damon , weil jene in einer Höhe von weniger als 20 cm über dem Boden abgelegt werden ( Š lancarová et al. 2012), doch kann die Beeinträchtigung durch Schafbeweidung beträchtlich sein (z.B. K udrna 1998). G eyer (2013) schlägt für P. damon eine Beweidung zur Zeit der Puppenruhe vor. Diese Methode stößt allerdings auf außerordentliche logistische Probleme, da die Pflege jedes Jahr neu terminiert und rasch durchgeführt werden muss. In den Lebensräumen von P. thersites im Tau- berland bedingt an vielen Stellen allein die Bo- denstruktur oder das Relief eine sehr karge Vegetation, und eine Neigung zu verstärktem Aufwuchs ist kaum zu erkennen. Eine mehr- malige Beweidung im Jahr ist nicht zum Erhalt des offenen Charakters notwendig. Hier sollten bei der Beweidung größere und günstig wach- sende Esparsetten-Bestände teilweise (jähr- lich alternierend) ausgespart werden. Alternativ kann die Beweidung während der Diapause der Raupen, also nicht vor September/Oktober erfol- gen. An einer Lokalität im Tauberland wird von P. thersites ein Mosaik aus kleinen Streuobst- wiesen, Nutzgärten und Brachen besiedelt (Abb. 55). Auf diesen Flächen erscheint eine Mosaik- mahd angezeigt (siehe auch W illig et al. 2013), die darauf hinwirkt, verschiedene Abschnitte in

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