Carolinea 73

76 Carolinea 73 (2015) bestimmten Stadien der Wuchshöhe bereit zu stellen. Nachwachsende Esparsetten in kurz zuvor gemähten Bereichen sollten für die Eiab- lage wegen des warmen Mikroklimas besonders günstig sein. Zwecks Vergrößerung der Bestän- de von P. thersites könnte sich die Schaffung von mineralischem Rohboden und anschließendes Ausbringen von Esparsetten-Saatgut lohnen. In Rheinland-Pfalz wurde ein Vorkommen der Art an einer neu entstandenen Straßenböschung bekannt ( G. S chwab , pers. Mitt.). Im Tauberland und Nördlichen Bauland ist Ple­ bejus argus großflächig auf aktuell oder ehemals als Truppenübungsplatz genutzten Arealen zu finden. Ansonsten existieren nur sehr kleine iso- lierte Populationen. Grundsätzlich wird eine ex- tensive Beweidung von P. argus gut vertragen, insbesondere bedingt durch die niedrige Positi- on der Eier an den Pflanzen und den Aufenthalt der Raupen in den Ameisennestern (Kap. 6.3). Mahd beeinträchtigt die Nesthügel der Wirts­ ameise Lasius niger , die sich zwar erst nach einiger Zeit regenerieren, doch ist das Überle- ben der Ameisenkolonien nicht gefährdet. Aller- dings ist eine Behinderung der Entwicklung der Bläulingsraupen zu vermuten, möglicherweise bedingt durch die Schädigung ihrer Nahrungs- pflanzen bei Sommertrockenheit. Mehrschürige Wiesen beherbergen meist nur kurzlebige Popu- lationen von P. argus. Im Falle von Pflegemahd in Biotopen mit Vorkommen von P. argus ist eine geringe Frequenz (einmal jährlich oder auch nur alle zwei Jahre) zu empfehlen. Im NSG Brachen- leite auf dem ehemaligen Standortübungsplatz Tauberbischofsheim haben sich die Bestände von P. argus unter langjähriger Schafbeweidung als Pflegeform positiv entwickelt ( M. J ütte , pers. Mitt.). Für die flächenmäßig größte Population auf dem Standortübungsplatz Külsheim wird es von wesentlicher Bedeutung sein, wie im Falle der Beendigung der militärischen Nutzung die Belange des Naturschutzes berücksichtigt wer- den. Für die Pflege der Habitate von M. alcon X wird eine Beweidung durch Schafe als die beste Mög- lichkeit vorgeschlagen, weil dies den Kreuzenzian am wenigsten schädigt. Sollte Beweidung nicht möglich sein, kann auch im Herbst gemäht wer- den ( S chlick -S teiner et al. 2002). Das Überleben der Raupen von M. alcon X in den Kreuzenzian- Blüten wird nicht beeinträchtigt, wenn von Mai bis August die Beweidung unterbleibt. Unter diesem Regime ist der Kreuzenzian zum Zeitpunkt der Eiablage überwiegend in gutem Zustand. Auch werden die Enzian-Triebe zur Eiablage stärker genutzt, wenn sie zur Flugzeit die benachbarte Vegetation überragen ( K ockelke et al. 1994, D o ­ lek et al. 1998, N owicki et al. 2005). Im NSG Bra- chenleite hat Schafbeweidung über viele Jahre hinweg gute Erfolge erzielt ( U. F ehringer , pers. Mitt.). Die hier am häufigsten festgestellte poten- tielle Wirtsameise Myrmica schencki (Kap. 8.3) benötigt besonders magere Bereiche mit lückiger Vegetation (Abb. 79), und diese Nährstoffarmut muss unbedingt erhalten werden, da sonst in der Folge höherer und dichterer Bewuchs entsteht. Beweidung in Koppelhaltung (wie diese seit 2014 im NSG Brachenleite praktiziert wird) droht sich folglich auf lange Sicht ungünstig auszuwirken. Vor dieser Beweidungsform warnen auch K o ­ ckelke et al. (1994), S chlick -S teiner et al. (2002) und S iewers (2009) ausdrücklich. Als Alternative Abbildung 84. Flächendeckende Beweidung im NSG Wormental bei Werbach; 14.5.2014. – Foto: R obert G üsten .

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